Provenienzforschung
Die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages: Schlussbericht zur Provenienzforschung (Stand November 2018)
Die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages umfasst zurzeit circa 5.100 Kunstwerke, darunter befinden sich zahlreiche mehrteilige Arbeiten und Serien. Hinzu kommen ortsspezifische Arbeiten, die über Kunst-am-Bau-Projekte realisiert oder angekauft wurden.
Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland kamen Kunstwerke auf verschiedenen Wegen in die Sammlung des Deutschen Bundestages. Sie wurden sowohl geschenkt als auch angekauft. In den ersten Jahrzehnten lag der Schwerpunkt dabei auf politischen und historischen Themen. In den 1950er Jahren etwa wurden größere Konvolute von Abgeordneten-Darstellungen der Weimarer Republik von Hildegard Arminius und Emil Stumpp erworben.
Erst mit der Gründung der Artothek 1968 begann der systematische Aufbau der Sammlung. Obwohl der Schwerpunkt seitdem auf zeitgenössischer Kunst liegt, wurden auch expressionistische Werke angeschafft. Der Ankauf dieser Kunstrichtung galt allgemein als Rehabilitation der unter den Nationalsozialisten verfemten und teilweise verfolgten Künstler. Daher erweiterte sich die Sammlung um Werke von Erich Heckel, Gerhard Marcks oder Käthe Kollwitz und anderen Vertretern der Klassischen Moderne. Weil die finanziellen Mittel beschränkt waren, wurden von diesen Künstlern insbesondere Druckgrafiken erworben.
Seit 1976 erwirbt der Deutsche Bundestag regelmäßig Kunstwerke, die den Abgeordneten für ihre Büros zur Verfügung gestellt werden. Dafür steht jährlich ein fester Ankaufsbetrag zur Verfügung. Das Augenmerk liegt nach wie vor auf zeitgenössischer Kunst und der Förderung lebender Künstler. Die Kunstwerke, die vor 1945 entstanden sind, machen infolgedessen einen eher geringen Teil der Sammlung aus.
Bei der Provenienzrecherche, die von einer externen Kunsthistorikerin durchgeführt wurde, wurden 610 Werke als vor 1945 entstanden identifiziert. Die Recherchen waren im Dezember 2016 mit folgendem Ergebnis beendet worden:
608 Werke wiesen keinen Hinweis auf einen verfolgungsbedingten Hintergrund auf. Bei 399 Werken von diesen 608 konnte die Provenienz lückenlos nachgewiesen werden. Bei allen anderen 209 Werken konnte der Vorbesitz nicht ausnahmslos nachvollzogen werden, doch wurden alle zugänglichen Archive, Werkverzeichnisse und einschlägigen Datenbanken geprüft, ohne dass sich dabei Hinweise auf einen verfolgungsbedingten Hintergrund ergaben.
Bei zwei Werken gab es Hinweise auf verfolgte Vorbesitzer, beide Werke wurden deshalb in die Datenbank LostArt eingestellt. Zwischenzeitlich wurde die dort aufgeführte Lithografie „Straße in Königsberg“ von Lovis Corinth restituiert, das andere Werk aber herausgenommen, da weitere Recherchen eine lückenlose Provenienz ohne verfolgungsbedingten Hintergrund erwiesen hatten.
Bereits vor der systematischen Erforschung des Bestandes wurde das Werk „Bismarck mit dem Schlapphut“ von Franz von Lenbach (1896) aus der Kunstsammlung an die Vorbesitzer restituiert. Sollten im Rahmen der derzeit laufenden Generalinventur weitere Werke, die vor 1945 entstanden sind, identifiziert werden, würde deren Provenienz umgehend geprüft werden.