Verdrängung, Enteignung, Neuanfang: Familienunternehmen in Ostdeutschland von 1945 bis heute
Eine Ausstellung der Stiftung Familienunternehmen im Deutschen Bundestag
1. Juni bis 24. Juni 2022
Was es für eine Volkswirtschaft bedeutet, wenn die über Generationen gewachsene Landschaft an Familienunternehmen zerstört wird, lässt sich am Beispiel der DDR lernen: Mit der von der SED-Führung initiierten Diskriminierung des Privateigentums, der strafrechtlichen Verfolgung von Unternehmern und schließlich der vollständigen Verstaatlichung industrieller Familienunternehmen im Jahr 1972 wurde ein nachhaltiger wirtschaftlicher Schaden angerichtet. Erst nach der friedlichen Revolution der Ostdeutschen vom Herbst 1989 und der Wiederherstellung der Deutschen Einheit im Oktober 1990 konnte mit dem Neuaufbau des Mittelstands in den ostdeutschen Bundesländern begonnen werden. Dabei zeigte sich, dass diese Aufgabe nicht von heute auf morgen bewältigt werden konnte. In den drei Jahrzehnten nach dem Mauerfall wurde eine beachtliche Aufbauarbeit geleistet, die zu einer partiellen Reindustrialisierung geführt hat. Entscheidenden Anteil daran haben Familienunternehmen, die inzwischen 92 Prozent aller in den ostdeutschen Bundesländern ansässigen Firmen ausmachen. 50 Jahre nach der letzten Verstaatlichungswelle in der DDR zeigt die Ausstellung auch diesen Neuanfang.
Porträts von Familienunternehmen bilden den roten Faden der Ausstellung, die im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages präsentiert wird. Exponate und Medienstationen zeigen die Geschichte vieler Firmen zwischen Hoffnung und Rückschlägen und legen Zeugnis von ihrem Beharrungsvermögen ab. Neben Produkten sowie Enteignungs- und Reprivatisierungsurkunden geben Briefwechsel und Presseartikel Auskunft über die Unternehmenstätigkeit von 1945 bis heute. In Interviews berichten Familienunternehmer, die nach der Verstaatlichung zum Teil als Betriebsleiter in den volkseigenen Betrieben blieben, von den Rahmenbedingungen sowie ihren Reaktionen und Strategien. Abgebildet werden Themen wie die Pflege von Marken und Warenzeichen, Lizenzverkäufe ins Ausland, aber auch Beispiele für Firmenneugründungen und die Herausforderungen beim Wieder- oder Neuaufbau. Wissenschaftlich verantwortlich für die Ausstellungsinhalte ist der Berliner Wirtschaftshistoriker Dr. Rainer Karlsch.
Eröffnung der Ausstellung
Die Ausstellung wurde am 31. Mai 2022 durch Vizepräsidentin Yvonne Magwas, MdB, eröffnet. Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, Herr Grosse-Brömer, MdB, hielt ein Grußwort. Im Anschluss sprach Herr Dr. Ulrich Stoll, Mitglied des Vorstands der Stiftung Familienunternehmen und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Festo SE, als Vertreter des Ausstellers. Ein zusammenfassendes Video zur Eröffnungsveranstaltung mit Einblicken in die Ausstellung, Ausschnitten aus den Redebeitragen und O-Tönen Beteiligter können Sie oben abrufen.