Kultur und Geschichte

Parlamentarische Schauplätze

Das ehemalige Bundeshaus mit dem Plenarsaal des Bundestages (links) und das Abgeordnetenhaus Langer Eugen (rechts, Hintergrund) in Bonn, 2004
Blick auf die Paulkirche in Frankfurt am Main im Sommer
Der Reichstag um 1898, kolorierte Fotografie
Blick auf das von Christo und Jeanne-Claude verhüllte Reichstagsgebäude

Bild 1 von 4

Das ehemalige Bundeshaus mit dem Plenarsaal des Bundestages (links) und das Abgeordnetenhaus „Langer Eugen“ (rechts, Hintergrund) in Bonn, 2004 (© dpa-bildarchiv)

Bild 2 von 4

Am 18. Mai 1848 wurde in Frankfurt am Main die Deutsche Nationalversammlung eröffnet. Sie war nicht nur das erste gesamtdeutsche Parlament, sondern mit 831 gewählten Mitgliedern (einschließlich der Stellvertreter) auch das größte der deutschen Geschichte. (© picture alliance / imageBroker | Martin Siepmann)

Bild 3 von 4

Der Reichstag um 1898, kolorierte Fotografie (© picture-alliance / akg-images)

Bild 4 von 4

14 Tage lang im Juni 1995, flanierten täglich bis zu sechshunderttausend Besucher mit strahlenden Augen um das fast utopisch anmutenden, silbrig transparent verhüllte Reichstagsgebäude. (© CHRISTO AND JEANNE-CLAUDE: Wrapped Reichstag, Berlin 1971-95/Volz/laif)

Deutsche Parlamentsgeschichte wurde nicht nur im Reichstagsgebäude, sondern unter anderem auch in einer Kirche, einem Theater, einer Oper, einem Museum und Wasserwerk gemacht. Kaum etwas spiegelt die Wechselfälle deutscher Geschichte so deutlich wider, wie der unterschiedliche Charakter der Orte, an denen in den letzten 160 Jahren Parlamente zusammengetreten sind.

In der Frankfurter Paulskirche versammelten sich 1848 die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Der Reichstag des Kaiserreichs kam nach 1871 für kurze Zeit im Preußischen Abgeordnetenhaus, dann in der umgebauten Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur in der Leipziger Straße zusammen, bevor er 1894 das Reichstagsgebäude bezog. Die Weimarer Nationalversammlung erarbeitete 1919 im Weimarer Nationaltheater die Verfassung der ersten deutschen Republik, die 1933 in der Berliner Kroll-Oper mit der Annahme des Ermächtigungsgesetzes durch den Reichstag endgültig beseitigt wurde.

An die freiheitliche Tradition der Weimarer Nationalversammlung knüpfte nach dem Zweiten Weltkrieg der Parlamentarische Rat an. Er konstituierte sich 1948 im Bonner Museum Alexander König und arbeitete das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in der Pädagogischen Akademie der Bonner Universität aus. Die Pädagogische Akademie, die zum Bundeshaus umgebaut und erweitert wurde, diente auch dem Deutschen Bundestag als Tagungsort. Während des Abriss des alten und Bau des neuen Plenarsaales versammelte er sich nach 1986 im ehemaligen Bonner Wasserwerk. Gut ein Jahr bevor der neue Plenarsaal in Bonn fertiggestellt wurde, hatte das aus den Bundestagswahlen von 1990 hervorgegangene gesamtdeutsche Parlament am 20. Juni 1991 bereits entschieden, seinen Sitz nach Berlin zu verlegen. Am 19. April 1999 wurde ihm das umgebaute Reichstagsgebäude übergeben. 2002 beschloss der Deutsche Bundestag schließlich den Abriss des „Palastes der Republik“, in dem sich nach 1976 das von der SED beherrschte Scheinparlament der DDR versammelt und den es sich mit Theater- und Freizeiteinrichtungen geteilt hatte.