Geschichte

Rudolf Seiters: Der Mauerfall hat uns total überrascht

„Wir waren total überrascht“, erinnert sich der ehemalige Kanzleramtsminister Rudolf Seiters (CDU) im Interview mit dem Parlamentsfernsehen an den Moment, als er am Abend des 9. November 1989 von der Öffnung der Mauer erfuhr. Plötzlich sei während eines Gesprächs im Kanzleramt in Bonn die Tür aufgerissen worden und der ehemalige Regierungssprecher Eduard Ackermann habe gesagt: „Die Mauer ist auf, die Mauer fällt.“

Regierungserklärung im Bundestag 

Rudolf Seiters und Eduard Ackermann informierten Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (CDU), der zu diesem Zeitpunkt auf einem Staatsbankett in Warschau weilte. Während Kohl kurzerhand seinen Besuch in Polen abbrach und zurück nach Deutschland reiste, entwarf Seiters in Vertretung des Kanzlers eine Rede für das Plenum. Darin habe er zum Ausdruck gebracht, „dass dies Tage und Wochen seien, die die Gefühle der Menschen in West und Ost berührten“. Im Plenum gibt der frühere Minister eine Regierungserklärung ab und nennt die vorläufige Freigabe von Besuchsreisen und Ausreisen aus der DDR einen „Schritt von überragender Bedeutung“. Im Anschluss würdigten die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien den Ost-Berliner Reisebeschluss. 

Auch 35 Jahre nach dem Mauerfall blickt der ehemalige Kanzleramtschef optimistisch auf Deutschland. Zwar gebe es durchaus Ängste im Land und viele Menschen in Ost wie West fühlten sich von der Politik nicht wahrgenommen, so Seiters. Doch: „Wenn wir das erkennen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen, dann blicke ich auch nach wie vor mit großer Hoffnung auf die Zukunft.“ (eis/irs/06.11.2024)