Lindner: Ausnahmemodus für Bundeshaushalt ist endgültig beendet
Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat zum Auftakt der Etatberatungen im Bundestag erneut für eine strikte Ausgabendisziplin geworben, um der deutschen Wirtschaft zu neuem Aufschwung zu verhelfen. „Mehr Arbeit und Leistungsbereitschaft sollen belohnt werden“, sagte Lindner in seiner Einbringungsrede am Dienstag, 10. September 2024. Menschen ohne Arbeit müssten hingegen bei „Verstößen gegen die Mitwirkungspflicht“ mit verstärkten Sanktionen rechnen. „Denn das Bürgergeld ist kein bedingungsloses Grundeinkommen.“
Lindner hatte den Entwurf eines Haushaltsgesetzes 2025 (20/12400) sowie den Finanzplan des Bundes für 2024 bis 2028 (20/12401) im Parlament vorgestellt. Demnach sind im kommenden Jahr Ausgaben in Höhe von 488,6 Milliarden Euro vorgesehen, rund 11,7 Milliarden Euro weniger als 2024. Der Entwurf des Haushaltsgesetzes mit seinen 25 Einzelplänen wurde nach der viertägigen ersten Lesung am Freitag, 13. September, zur weiteren Beratung an den federführenden Haushaltsausschuss überwiesen.
Minister: Einigung war kein Selbstläufer
In seiner Rede zu Beginn der ersten Lesung im Parlament sagte der Finanzminister: „Man kann sagen, das war kein Selbstläufer. Um diesen Haushalt haben wir hart gerungen.“ Erschwert werde das Handeln der Regierung sowohl durch die „drei Denkschulen“ innerhalb der Koalition als auch durch eine „ausgeprägte Wachstumsschwäche“ des Landes. „Wir stehen zwischen Zeitenwende und Zukunft. Zwischen Krise bewältigen und Kurshalten. Zwischen Rückstand aufholen und wieder Weltspitze sein wollen.“
Geringe Produktivität, überbordende Bürokratie, schleppende Digitalisierung, vernachlässigte Infrastruktur, demografischer Wandel, Krieg in Europa – all dies seien Umstände, die der Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2025 berücksichtige. „Er beendet endgültig den Ausnahmemodus und hält sich an die Regeln der Verfassung. Kurz gesagt: Er nimmt die neue Normalität unserer Gegenwart an.“
Mehr Geld für Familien trotz sinkender Sozialausgaben
Lindner sieht großen Handlungsbedarf, um Deutschland als Wirtschaftsstandort zu stärken und zu modernisieren. Trotz zurückgehender Inflation wachse die Wirtschaft nach wie vor zu wenig. Begründet sei dies weniger durch Konjunktur als vielmehr durch strukturelle Schwächen. Demnach brauche es eine Wirtschaftswende, um Deutschland aus der Stagnation holen und wieder wettbewerbsfähig machen zu können.
Mit Blick auf konkrete Vorhaben sagte Lindner, es sei „ein Gebot der Fairness, dass infolge der Inflationsentwicklung die Steuerbelastung nicht weiter steigt“. Zugleich sollen Kinder, Jugendliche und Familien mehr finanzielle Unterstützung erhalten; unter anderem indem der Kinder- und Grundfreibetrag in den nächsten zwei Jahren erhöht werde. Zugleich brauche es mehr Arbeitsanreize und Änderungen beim Bürgergeld. Dies sei „ein klares Zeichen, dass auch die Sozialausgaben nicht immer weiter dynamisch steigen können, sondern dass Anpassungen nötig sind“. Daher werde es in den kommenden zwei Jahren keine Erhöhung des Bürgergeldes geben – dies sei ein Gebot der Gerechtigkeit: „Denn Fairness verdienen auch diejenigen, die mit ihrer Arbeit und ihrem Einsatz den Bundeshaushalt ja erst ermöglichen.“
Geplante Neuverschuldung von 51,3 Milliarden
Lindner betonte zudem die geplante Nettokreditaufnahme. Zwar werde die Neuverschuldung im Jahr 2025 sowie in den Folgejahren weiter reduziert, dennoch plane die Regierung mit Krediten in Höhe von 51,3 Milliarden Euro. „Schuldenbremse bedeutet also nicht keine Verschuldung“, sagte Lindner. Dennoch handle es sich bei der Schuldenbremse auch um eine Generationengerechtigkeit, indem den zukünftigen Generationen „nicht durch zusätzliche fiskalische Lasten jedweden Handlungsspielraum“ verbaut werde.
Fraktionsübergreifenden Applaus erhielt der Finanzminister für die Ankündigung, dass die finanzielle Hilfe für die Ukraine auf einem „hohen Niveau“ bleibe. Zukünftig solle die Ukraine zudem zusätzliche Hilfen aus den Zinserträgen der eingefrorenen russischen Vermögenswerte erhalten. „Wir werden weiter Verantwortung mit anderen übernehmen, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukraine größer ist als die Bösartigkeit, die von Putins Krieg ausgeht.“
Investitionen und Investments
Die größte Einzelinvestition im Gesetzesentwurf von 18,1 Milliarden Euro sei für den Ausbau der Bundesschienenwege vorgesehen. Auch Verbesserungen im Bereich von Bildung und Betreuung seien geplant. Demnach werde das sogenannte Kita-Qualitätsgesetz 2025 und 2026 mit jeweils rund zwei Milliarden Euro fortgesetzt. Für das Startchancenprogramm, mit dem sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler unterstützt werden sollen, sei eine Milliarde Euro jährlich eingeplant.
Rund drei Milliarden Euro seien für die Stärkung von Forschungsvorhaben vorgesehen. Zudem unterstütze der Bund im kommenden Jahr mit rund acht Milliarden Euro die großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland. Auch die soziale Wohnraumförderung soll langfristig fortgeführt werden, damit zukünftig mehr Wohnraum zur Verfügung stehe.
Aufwuchs bei Verkehr und Verteidigung
Der größte der 25 Einzeletats ist wie in den Vorjahren der Einzelplan des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Für 2024 sind im Einzelplan 11 Ausgaben in Höhe von 179,26 Milliarden Euro eingeplant – 118,4 Millionen Euro weniger als in diesem Jahr. Den größten Aufwuchs im Vergleich zu 2024 verzeichnet der Einzelplan 12. Der Etat des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) steigt um 5,22 Milliarden Euro auf 49,67 Milliarden Euro. Mit 35 Milliarden Euro ist der Haushaltsplan des BMDV auch der größte Investitionsetat.
Einen deutlichen Zuwachs gibt es auch im Einzelplan 14 (Bundesministerium der Verteidigung). 53,25 Milliarden Euro – und damit 1,3 Milliarden Euro mehr als 2024 – sind hier als Ausgaben vorgesehen.
Weniger Geld für Entwicklungszusammenarbeit
Fast eine Milliarde Euro weniger als 2024 steht dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zur Verfügung. Statt 11,22 Milliarden Euro sieht der Haushalt des Einzelplans 23 für 2025 nur noch Ausgaben in Höhe von 10,28 Milliarden Euro vor.
Auch das Auswärtige Amt (Einzelplan 05: minus 836,47 Millionen Euro) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (Einzelplan 09: minus 832,5 Millionen Euro) müssen größere Ausgabenkürzungen hinnehmen.
Finanzplan des Bundes 2024 bis 2028
Laut Finanzplan des Bundes 2024 bis 2028 (20/12401) sind in diesem Jahr Ausgaben in Höhe von 488,9 Milliarden Euro bei einer Nettokreditaufnahme von 50,3 Milliarden Euro vorgesehen. Der Haushaltsentwurf für 2025 plant mit Ausgaben von 488,6 Milliarden bei einer Nettokreditaufnahme von rund 51,3 Milliarden Euro. Investitionen sind in Höhe von 81 Milliarden Euro vorgesehen, 43 Milliarden Euro mehr als im Vorkrisenjahr 2019.
Für 2026 wird aktuell mit Ausgaben in Höhe von 474,6 Milliarden Euro gerechnet (Nettokreditaufnahme: 38,6 Milliarden Euro). 2027 sollen die Ausgaben dann bei 488,2 Milliarden Euro liegen (Nettokreditaufnahme: 36,4 Milliarden). Die Steuereinnahmen sollen von 388,2 Milliarden Euro 2025 auf 427,7 Milliarden Euro 2028 steigen. Für Investitionen sind 2026 und 2027 jeweils 77,5 Milliarden Euro und 2028 70,9 Milliarden Euro eingeplant. (hau/mtt/13.09.2024)