Ministerin Klara Geywitz will Wohnen bezahlbarer machen
Der Bundestag hat sich am Dienstag, 6. September 2022, in erster Lesung eineinhalb Stunden lang mit dem Etatentwurf des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen beschäftigt. Der Einzelplan 25 des Bundeshaushalts 2023 (20/3100) enthält Ausgaben von 5,01 Milliarden Euro (2022: 4,96 Milliarden Euro). Bundesministerin Klara Geywitz (SPD) rechnet mit Einnahmen von 245,35 Millionen Euro (2022: 265,73 Millionen Euro). Größter Einzelposten ist das Budget für den Sozialen Wohnungsbau; es soll deutlich auf 1,28 Milliarden Euro ansteigen (2022: 750 Millionen Euro). Im Gegenzug sollen die Ausgaben für das Baukindergeld von 994,58 Millionen Euro auf 859,07 Millionen Euro sinken, die für das Wohngeld von 895 Millionen Euro auf 690 Millionen Euro.
Ministerin: Wohnen muss besser und bezahlbar werden
Geywitz verwies in der Debatte jedoch auf das gerade von der Bundesregierung beschlossene Entlastungspaket, das neben einem weiteren, einmaligen Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger ab Januar 2023 auch eine umfassende Reform des Wohngeldes vorsieht. Der Empfängerkreis solle ausgeweitet und eine dauerhafte Klima- und Heizkostenkomponente implementiert werden. Das werde dazu beitragen, dass angesichts steigender Nebenkosten wesentlich mehr Menschen Unterstützung bekommen, betonte die Ministerin.
Das Wohnen müsse besser und bezahlbarer werde, sagte Geywitz. Sie verwies unter anderem auf das von ihr ins Leben gerufene Bündnis für bezahlbares Wohnen, das seine Ergebnisse bereits am 12. Oktober vorstellen werde. Um den Bau von klimafreundlichen Wohnhäusern zu unterstützen, kündigte sie darüber hinaus eine Neubauförderung an. Dafür seien im Wirtschaftsplan des Klima- und Transformationsfonds (KTF) Haushaltsmittel in Höhe von einer Milliarde Euro veranschlagt. „Wir müssen den Klimaschutz im Neubau immer mitdenken“, betonte Geywitz.
SPD kündigt Konzept zur Wohneigentumsförderung an
Mit der Bildung eines eigenständigen Ministeriums hätten die Themen Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung „endlich den Stellenwert erhalten, den es verdient“, ergänzte Uwe Schmidt (SPD). Die Bundesregierung werde ein Konzept zur Wohneigentumsförderung „in all seinen Facetten“ zum Schutz vor Altersarmut vorlegen und außerdem finanzielle Anreize für den Neubau und die Sanierung des Bestands setzen, kündigte er an.
Planungs- und Genehmigungsverfahren sollten erheblich beschleunigt werden, außerdem stehe ein KfW-Förderprogramm zum Erwerb von Genossenschaftsanteilen für selbstgenutztem Wohnraum in den Startlöchern.
Grüne für Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit
Markus Kurth (Bündnis 90/Die Grünen) betonte, die Bundesregierung ziehe bei der sozial-ökologischen Transformation an einem Strang. So setze der vorliegende Haushalt Schwerpunkte unter anderem bei der Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel, der Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und der energieeffizienten Sanierung kommunaler Einrichtungen.
Kurth sprach sich darüber hinaus für die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit und eine Stärkung des Holzbaus aus. Der „Klimakiller Beton“ sei nicht nur ein „Landschafts- und Artenkiller“, sondern wegen seiner energieaufwändigen Erzeugung auch ein Kostentreiber beim Bauen.
FDP: Bauen nicht weiter durch neue Standards verteuern
Für die FDP mahnte Torsten Herbst, das Bauen nicht weiter durch immer neue Standards zu verteuern. Auch sollte kein Gegensatz zwischen sozialem Wohnungsbau und privatem Wohneigentum aufgebaut werden, denn „wir brauchen beides“.
Zwei Drittel aller Wohnungen seien im Besitz kleiner Vermieter mit nur ein oder zwei Wohnungen. „Ohne deren Engagement und Investitionen sähe es am privaten Wohnungsmarkt viel düsterer aus“, erklärte Herbst. Er kündigte an, die FDP werde in den Haushaltsberatungen „eigene Akzente“ setzen und „wenn notwendig auch nachschärfen“.
CDU/CSU: Bewährte Programme werden zusammengestrichen
Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) warf der Bundesregierung „Realitätsverweigerung“ vor. Obwohl die Aufträge in der Bauindustrie zuletzt um 18 Prozent eingebrochen seien, halte die Bundesregierung an ihrem Ziel, pro Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, fest. Zugleich würden bewährte Programme wie die Städtebauförderung, zum altersgerechten Umbau und zur Neubauförderung „zusammengestrichen oder auf Druck der Unionsfraktion nur aufs Nötigste aufgestockt“. Offenbar sei das neue Ministerium neun Monate nach der Regierungsbildung noch immer in der Orientierungsphase.
Anders als im Koalitionsvertrag aufgeführt, stünde beim Bauen und Sanieren jetzt außerdem die Klimaneutralität an erster Stelle und erst an zweiter die Bezahlbarkeit des Wohnens, kritisierte Luczak mit Blick auf die vorgesehenen Finanzmittel. „Das ist ein Zielkonflikt, ja. Aber so aufgelöst zugunsten des Klimaschutzes wird das Ministerium seiner Aufgabe nicht gerecht“, urteilte der CDU-Politiker.
AfD: Regierung verschärft Krise auf dem Wohnungsmarkt
Nach Ansicht von Marc Bernard (AfD) verschärft die Bundesregierung die aktuelle Krise auf dem Wohnungsmarkt immer weiter. Sie habe die Explosion der Energiepreise wegen des gleichzeitigen Ausstiegs aus Kohle und Kernkraft selbst verursacht und sich abhängig gemacht von russischen Energielieferungen.
„Dämmwahn und Klimahysterie“ hätten außerdem zu einer weiteren Verschärfung von Bauvorschriften geführt. Im Ergebnis seien die Nebenkosten für die Mieter teilweise so hoch wie die Kaltmiete. Bereits 80 Prozent könnte sich die Miete von neuen Wohnungen gar nicht mehr leisten. Er forderte die Bundesregierung auf, „alle ideologischen Luxusprogramme im Haushalt zu stoppen“ und darauf hinzuwirken, dass die Energiekosten wieder für alle bezahlbar sind.
Linke will Mietenstopp als Mittel gegen Inflation
Caren Lay (Die Linke) befand den vorliegenden Haushaltsentwurf für nicht ausreichend, um die Probleme durch Inflation und steigende Energiepreise zu entschärfen. Sie forderte die Bundesregierung auf, schnellstmöglich den angekündigten Gesetzentwurf zur Reform des Wohngeldes vorzulegen.
Lay sprach sich außerdem für ein Verbot von Indexmietverträgen sowie von Zwangsräumungen und Gassperrungen angesichts der steigenden Energiekosten aus und forderte Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Euro für den sozialen und gemeinnützigen Wohnungsbau. Zudem sei ein Mietenstopp „das beste Mittel gegen Inflation“, empfahl sie.
Sozialer Wohnungsbau, Baukindergeld, Wohngeld
Gut drei Viertel der geplanten Ausgaben, nämlich 3,87 Milliarden Euro, sind Investitionen (2022: 3,63 Milliarden Euro), 964,24 Millionen Euro Zuweisungen und Zuschüsse (2022: 1,17 Milliarden Euro). Für das Bau- und Wohnungswesen sind 3,3 Milliarden Euro eingestellt gegenüber 3,17 Milliarden Euro in diesem Jahr.
Größter Einzelposten ist der soziale Wohnungsbau mit 1,28 Milliarden Euro, was nach 750 Millionen Euro in diesem Jahr einen deutlichen Aufwuchs darstellt. Das Baukindergeld rangiert mit 859,07 Millionen Euro (2022: 994,58 Millionen Euro) nur noch auf Rang zwei vor dem Wohngeld mit 690 Millionen Euro (2022: 895 Millionen Euro).
Stadtentwicklung und Raumordnung
Für Stadtentwicklung und Raumordnung sieht der Etat 1,51 Milliarden Euro vor (2022: 1,53 Milliarden Euro). Dazu zählen 228,36 Millionen Euro für die Sanierung kommunaler Einrichtungen für Sport, Jugend und Kultur (2022: 252,5 Millionen Euro).
Die Mittel für die Städtebauförderung summieren sich auf 1,06 Milliarden Euro (2022: 1,13 Milliarden Euro), von denen wie in diesem Jahr 790 Millionen Euro als Zuweisungen an die Länder gehen sollen. Für Hochbau- und Förderungsmaßnahmen in Berlin und Bonn sind 68,94 Millionen Euro in den Etat eingestellt (2022: 137,47 Millionen Euro). Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung soll mit 136,75 Millionen Euro bedacht werden (2022: 116,75 Millionen Euro). (joh/vom/06.09.2022)