Ausstellung „1.700 Jahre jüdisches Leben im deutschsprachigen Raum“
Von Mittwoch, 27. Januar, bis Freitag, 23. April 2021, wird im Paul-Löbe-Haus des Bundestages in Berlin die Ausstellung „Shared History – 1.700 Jahre jüdisches Leben im deutschsprachigen Raum“ gezeigt. Öffentlich zugänglich ist die Ausstellung allerdings erst nach Aufhebung der pandemiebedingten Besuchseinschränkungen des Deutschen Bundestages. Besichtigt werden kann sie dann montags bis freitags jeweils von 9 bis 17 Uhr (Konrad-Adenauer-Straße 1 in Berlin-Mitte, Eingang West).
Ausstellung des Leo Baeck Institute
Es handelt sich bei „Shared History“ um eine Ausstellung, die vom Leo Baeck Institute New York/Berlin im Auftrag des Deutschen Bundestages erarbeitet wurde. Sie ist Teil des gleichnamigen virtuellen Projekts des Leo Baeck Institute. Im Bundestag gezeigt wird sie aus Anlass des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus, der in Deutschland jährlich am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung der Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im Jahr 1945, begangen wird.
Anhand ausgewählter Objekte, die auf gläsernen Ausstellungstafeln abgebildet sind, beleuchtet die Ausstellung schlaglichtartig die individuellen und kollektiven Erfahrungen, die jüdisches Leben über Jahrhunderte prägten: Diskriminierung, Ausgrenzung und Entrechtung auf der einen Seite, Akzeptanz, Akkulturation und gesellschaftlicher Aufstieg auf der anderen Seite. Zugleich lädt sie ein, historische Dynamiken zu erkunden und gegenwärtige Entwicklungen zu betrachten.
Koexistenz von jüdischem und nichtjüdischem Leben
Es ist eine Shared History, eine gemeinsam geteilte Geschichte. Die Geschichte von Jüdinnen und Juden ist seit Jahrhunderten tief verwoben mit der Geschichte der Mehrheitsbevölkerung im deutschsprachigen Raum der letzten 1.700 Jahre. Durch die facettenreiche Schilderung der Narrative deutsch-jüdischen Lebens zwischen erlebter Akzeptanz und gesellschaftlichem Aufstieg einerseits sowie erlittener Ausgrenzung und Entrechtung andererseits schärft die Ausstellung den Blick für aktuelle Chancen und Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft in Deutschland.
Die chronologisch präsentierten 58 Objekte erzählen die Geschichte der komplexen Koexistenz von jüdischem und nichtjüdischem Leben von den frühesten Nachweisen jüdischer Präsenz in den römischen Provinzen des Rheinlands bis zum Deutschland und Österreich der Gegenwart. 2021 markiert das 1.700-jährige Jubiläum des frühesten Dokuments, das eine jüdische Gemeinde im deutschsprachigen Raum erwähnt. In einem Edikt aus dem Jahre 321, dessen Abschrift heute in der Vatikanischen Bibliothek verwahrt wird, erlaubte der römische Kaiser Konstantin den Kölner Stadträten, auch Juden zur Ausübung öffentlicher Ämter zu verpflichten.
Ausstellung vermittelt ein vielschichtiges Bild
Die nie einfachen Beziehungen zwischen jüdischer Gemeinschaft und der dominanten Kultur der Mehrheitsgesellschaft waren sowohl von Konflikt, Ausschluss und Verfolgung als auch durch Zusammenarbeit, Austausch und Solidarität charakterisiert. Gezeigt werden Themen, mit denen pluralistische Gesellschaften bis heute ringen – Migration, Inklusion, Ausschluss, Erfolg und Verfolgung.
Das Leo Baeck Institute erhofft sich von der Ausstellung, dass durch dieses vielschichtige Bild sowohl die Herausforderungen, denen die Minderheitsgemeinschaft gegenübersteht, als auch das bereichernde Potenzial der Vielfalt beleuchtet werden. Das Projekt wurde aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat gefördert. (vom/26.01.2021)