Lahm: EURO 2024 soll Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit sein
Berlin: (hib/HAU) Ob die EURO 2024 für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft sportlich ein Erfolg wird, weiß Philipp Lahm heute auch noch nicht. Dafür, dass die Europameisterschaft in Deutschland in puncto Nachhaltigkeit eine Vorbildrolle einnimmt, haben der Weltmeister von 2014 als Turnierdirektor der EURO 2024 gemeinsam mit seinem Organisationsteam alles getan, wie bei einer öffentlichen Sitzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung am Mittwochabend deutlich wurde.
Schon bei der Bewerbung habe das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle gespielt, sagte Lahm. Seit Mitte 2023 gebe es eine gemeinsam mit dem europäischen Fußballverband UEFA und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) erarbeitete ESG-Strategie, die die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung umfasst. „Wir wollen Vorbild sein“, machte der Turnierdirektor deutlich. „Wir wollen für nachfolgende Sportgroßveranstaltungen auch in anderen Ländern Standards setzen.“
Nachhaltigkeit, so der ehemalige Nationalspieler, müsse in allen Bereichen mitgedacht werden. „Vom Start weg hat das Thema für uns eine ganz wichtige Rolle gespielt“, sagte er. Ziel sei es gewesen, ein klimafreundliches Turnier zu organisieren. Mit Blick auf den sozialen Aspekt der Strategie gab Lahm das Ziel aus, Menschen zusammenzubringen und Teilhabe zu ermöglichen. Außerdem habe man sich an den internationalen Richtlinien für good governance orientiert.
Die ehemalige Fußball-Nationalspielerin Célia Sasić, die als DFB-Vizepräsidentin und EM-Botschafterin fungiert, erläuterte das Konzept des nachhaltigen Spielplans. „Es ist ein Novum bei einem UEFA-Turnier, dass der Spielplan nach Nachhaltigkeitsaspekten gestaltet worden ist“, sagte sie. Konkret bedeutet das, dass drei regionale Cluster geschaffen worden sind und jedes Team seine Vorrundenspiele vorrangig in einem einzigen Cluster austrägt. Die Bewegungen der Teams würden damit sehr stark reduziert. „Es ist also ausgeschlossen, dass eine Mannschaft in der Vorrunde in Hamburg, München und Düsseldorf spielt“, sagte sie.
Wichtig sei dies auch für die Fans. Von der Bewegung der Fans gingen schließlich die größten Emissionen aus. Mit dem Partner Deutsche Bahn AG sei daher vereinbart worden, dass Inhaber von Tickets für die Spiele auch verbilligte Fahrscheine erwerben können. Zudem berechtige das Stadionticket zu einer 36-stündigen Nutzung des regionalen ÖPNV, sagte Sasić. Mehrwegbecher und ein breites Angebot an veganen und vegetarischen Speisen in allen Stadien seien ebenfalls ein Beitrag zum Thema Umwelt.
Unter dem Stichwort Soziales sieht das EURO 2024-Konzept unter anderem genderneutrale Toiletten in allen Stadien, ein stadionübergreifendes Schutzkonzept „mit Safe Space“ und einen Beschwerdemechanismus für Menschenrechtsverletzungen vor. Die Menschenrechtsstrategie der EURO 2024 sieht neben den Bekenntnis aller Partner zur Achtung der Menschenrechte, Maßnahmen zur Verhinderung oder Abschwächung von Menschenrechtsverletzungen und eine Grundsatzerklärung aller Lieferanten und Partner zu Lieferketten vor.
Das Thema Nachhaltigkeit in die Gremien zu bringen sei ein Prozess, sagte Turnierdirektor Lahm vor den Abgeordneten. „Da muss man hartnäckig sein und immer dranbleiben.“ Stichwort nachhaltiger Spielplan: Weil das Organisationsteam an dem Thema drangeblieben sei, sei schlussendlich auch die UEFA offen für Anpassungen gewesen, sagte Lahm. „51 Spiele so zu clustern - das ist eine große Herausforderung“, betonte er.
Um die EURO 2024 zu einem Erfolg zu machen, sei im Grunde jeder Einzelne gefragt, betonte EM-Botschafterin Célia Sasić. Es gehe darum, die Gäste offen aufzunehmen und sich positiv zu präsentieren. „Auch wir Zuschauer repräsentieren unser Land, nicht nur die Spieler“, sagte sie.
Der Kapitän der Weltmeister-Mannschaft von 2014 blickte auf die beiden anstehenden Testspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich und die Niederlande voraus. „Es würde uns gut zu Gesicht stehen, wenn die Nationalmannschaft gut auftritt und wir eine größere Vorfreude spüren würden“, sagte er. Dann, so seine Hoffnung, könne man ein großes Fest feiern, „wie 2006, als sich die Menschen bei uns wohlgefühlt haben und wir uns mit unserer Gastgeberrolle wohlgefühlt haben“. Lahm stimmte Célia Sasić zu: „Dafür sind wir alle gefordert“, sagte er.