13.11.2024 Gesundheit — Ausschuss — hib 781/2024

Fachgespräch über Allergien bei Kindern

Berlin: (hib/PK) Ärzte warnen vor allergischen Erkrankungen im Kindesalter und fordern eine systematische Vorbeugung. Allergien verliefen teilweise schwer und seien dann keine Bagatellfälle, erklärten die Mediziner am Mittwoch in einem Fachgespräch des Gesundheitsausschusses über Allergien bei Kindern und Jugendlichen.

Eckard Hamelmann von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) sagte, etwa 35 Prozent der Kinder seien von einer allergischen Erkrankung betroffen, darunter Nahrungsmittelallergien, Medikamentenallergien, Atopische Dermatitis, Asthma oder Heuschnupfen. Der Heuschnupfen werde oft bagatellisiert, sei aber eine Eintrittspforte für schwerere Krankheitsbilder wie Asthma. Etwa jeder Tausendste Mensch in Deutschland leide unter schwerem Asthma.

Schwere Krankheitsfälle verursachten im Übrigen 90 Prozent der Kosten, fügte Hamelmann hinzu. Er forderte die Umsetzung eines nationalen Aktionsplans. Neuerkrankungen müssten durch Primärprävention verhindert, die Früherkennung gestärkt und ein Allergiescreening etabliert werden. Es gehe darum, Risikokinder früh zu erkennen.

Thomas Spindler von der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) berichtete, nach einer Studie wiesen rund 40 Prozent der Kinder die Vorstufe einer Allergie aus. Aus kleinen Allergikern würden große. Allergien wüchsen sich nicht einfach aus. Daher komme der Prävention auf allen Ebenen eine wichtige Rolle zu.

Spindler kritisierte, dass die Allergologie in der Fachausbildung massiv abgewertet worden sei. Zudem sei die Bezahlung unzureichend. Allergologie sei quasi ein Hobby. Das führe zu einem Mangel an qualifizierten Allergologen. Allergologie müsse wieder einen Stellenwert bekommen in der Ausbildung von Ärzten.

Die Dermatologin und Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann von der Universität Augsburg verwies auf die Belastung von Kindern durch Chemikalien. Kinder seien anfälliger für Atemwegserkrankungen und würden durch Umweltstressoren beeinträchtigt. Problematische Chemikalien befänden sich in der Nahrung, in der Luft und im Wasser. Die Chemikalien führten dazu, dass Kinder noch empfindlicher würden.

Traidl-Hoffmann betonte, Chemikalien zerstörten die Haut und die Schleimhautbarrieren und bahnten damit den Weg für Allergien. Allergien bildeten die Grundlage für andere Erkrankungen. So hätten Kinder, die in der Nähe stark befahrener Straßen leben, eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Neurodermitis zu entwickeln. Auch sie forderte mehr Prävention.

Auch Friederike Kuhnt vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ging auf die sehr hohe Prävalenz von Allergien bei Kindern ein. Jedes sechste Kind leide an mindestens einer allergischen Erkrankung. Das seien zwei Millionen betroffene Kinder in Deutschland. Zwar verliefen die meisten Erkrankungen moderat, es gebe aber eine Entwicklung hin zu schweren Fällen.