04.04.2025 | Parlament

Sprechen Sie mit Überlebenden aus dem ehemaligen kommunistischen Internierungslager Belene!

Das Foto zeigt Hände, die auf der Tastatur eines Laptops tippen. Auf dem Bildschirm des Laptops ist ein alter Mann abgebildet. Daneben ist ein leerer Kasten, in welchem man Text eintippen kann.

Auf der Homepage kann man den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Fragen stellen. (© Team Zupke)

Auf der von der Sofia Platform Foundation mit Unterstützung der America for Bulgaria Foundation erstellten Website www.belene.camp/de hat man die Möglichkeit, erstmals KI-unterstützte virtuelle Gespräche mit Überlebenden des bulgarischen Arbeitslagers Belene zu führen. Drei dieser Gespräche wurden mit Unterstützung der Gedenkstätte Hohenschönhausen und durch die Förderung der Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur jetzt ins Englische übersetzt.

Ziel des Projektes ist es, die Erinnerungen an das kommunistische Regime sowie an das Lager Belene zu bewahren. Gleichzeitig soll die europäische Erinnerungskultur gestärkt und die Vernetzung von Initiativen zur Aufarbeitung kommunistischer Diktaturen gefördert werden. Zu diesem Zweck wurden über 180 Stunden Interviews mit Überlebenden des Lagers aufgezeichnet, mehr als 3.000 Fragen für die KI-Software generiert.

Für die SED-Opferbeauftragte ist „Histories from Belene“ eine wichtige Plattform. 
„Mit der Website kann man heute nun von überall aus der Welt mit Überlebenden der kommunistischen Gewaltherrschaft in Bulgarien in Kontakt treten. Jeder kann seine eigenen Fragen stellen und bekommt die Antworten im Video von den Überlebenden persönlich. Es braucht die Zeitzeugen, die von ihren Erlebnissen berichten, damit nachvollziehbar wird, was totalitäre Herrschaft an Unterdrückung und Leid für die Betroffenen bedeutet hat. Es sind ihre Geschichten, die Geschichte lebendig werden lassen. Es sind ihre Geschichten, die jetzt auch international besser gehört werden können. So erhalten die oft schon hochbetagten Zeitzeugen im digitalen Zeitalter eine wichtige bleibende Stimme“, sagt Evelyn Zupke.

Das Arbeitslager Belene im kommunistischen Bulgarien 

Das ehemalige Arbeitslager Belene diente von 1949 bis 1989 als Internierungslager für politische Gefangene. Die Arbeitslager waren eine Form der administrativen Repression des kommunistischen Staates, bei der Menschen auf Beschluss des Innenministeriums ihrer Freiheit beraubt wurden - ohne Gerichtsverfahren, ohne Rechtsbeistand, ohne eine konkrete Anklage und ohne eine festgelegte Haftdauer.

Obwohl Belene nicht das größte Internierungslager in Bulgarien war, war es das am längsten betriebene und das Lager, in dem insgesamt die meisten Menschen interniert wurden – etwa 15.000 Personen. Durch ein mittlerweile zehnjähriges zivilgesellschaftliches Engagement, das insbesondere von der „Stiftung Sofia Platform“ getragen wird, wurde an diesem Ort der Menschenrechtsverletzungen ein Gedenkort aufgebaut.