Vorstellung der Vorstudie „Zwangsarbeit politischer Häftlinge in Strafvollzugseinrichtungen der DDR“
„Zwangsarbeit politischer Häftlinge war ein Instrument der Repression.“
Am Montag, den 22. April 2024 wurde im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin die Vorstudie „Zwangsarbeit politischer Häftlinge in Strafvollzugseinrichtungen der DDR“ vor einem breiten Publikum vorgestellt. Die von der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. (UOKG) initiierte und von der Beauftragten für Kultur und Medien finanzierte Studie umfasst zwei Teilprojekte. Sie weist zum einen an vier Beispielen nach, dass Lieferketten für einzelne von politischen Häftlingen mitproduzierte Produkte von den Herstellungsstätten in der DDR über mehrere Zwischeninstanzen bis hin zu bundesdeutschen Endkunden bzw. -verkäufern nachvollzogen werden können.
Zum anderen weist der Abschlussbericht im Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen der Zwangsarbeit wahrscheinliche Zusammenhänge zwischen den spezifischen Arbeitsbedingungen in vier Betrieben, in denen politische Häftlinge arbeiten mussten, und den von Betroffenen berichteten langfristigen gesundheitlichen Beschwerden nach. Im Gegensatz zu Werktätigen hatten Häftlinge keine Möglichkeit, sich der ihnen verordneten Arbeit zu entziehen. So führte eine solche Weigerung zwangsläufig zu Disziplinarmaßnahmen, die vom Entzug von Privilegien wie dem Empfang von Besuch und Paketen bis hin zu einer dreiwöchigen Isolationshaft bei minimaler Verpflegung reichen konnte. Aus der Studie geht auch hervor, dass viele westdeutsche Unternehmen von DDR-Zwangsarbeit profitiert haben.
Die SED-Opferbeauftragte bekräftigte in ihrem Grußwort, dass die Zwangsarbeit nicht nur eine Begleiterscheinung der politischen Haft, sondern ein Instrument der Repression politischer Häftlinge war und appellierte an die Politik den nächsten Schritt hin zu einer umfassenden Studie zu den Hintergründen und Folgen der Zwangsarbeit gemeinsam zu gehen.
Die Vorstudie wurde realisiert von Professor Jörg Baberowski, Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl Osteuropa für die Geschichte Osteuropas.