11.06.2024 | Parlament

Rede von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zur Begrüßung von Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

[Stenografischer Dienst]

Präsidentin des Deutschen Bundestages, Bärbel Bas: 

Herr Bundespräsident!

Herr Bundeskanzler! 

Frau Bundesratspräsidentin!

Frau Bundesverfassungsrichterin Langenfeld!

Verehrte internationale Gäste!

Exzellenzen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herzlich willkommen zu dieser Sitzung. 

Herr Präsident Selenskyj, ich heiße Sie im Namen des ganzen Hauses hier im Deutschen Bundestag herzlich willkommen! 

(Beifall)

Wir freuen uns sehr, dass Sie heute hier sind und auch zu uns sprechen werden!

„Wer sich im Raum des Krieges befindet, macht keine Zukunftspläne. Denkt nicht weiter darüber nach, wie die Welt morgen aussehen wird.“ Diese Worte stammen vom ukrainischen Schriftsteller Serhij Schadan, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.

Herr Präsident, Sie und die Menschen in der Ukraine befinden sich in diesem Raum des Krieges. 

Die Menschen in der Ukraine leben in dauernder Angst vor russischen Angriffen. Angst vor Bomben auf Schulen oder Krankenhäuser. Angst vor dem Verlust ihrer Angehörigen. 

Umso mehr möchte ich Ihnen meinen Respekt aussprechen: Inmitten dieses Schreckens des Krieges denken Sie auch an das Morgen.

Es ist wichtig, dass wir uns bei der Konferenz hier in Berlin mit dem Wiederaufbau der Ukraine befassen. Es ist ein starkes Signal, dass die Ukraine international breit unterstützt wird. Ein starkes Signal, dass die freie und demokratische Ukraine eine Zukunft hat. Ein starkes Signal, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer selbstbestimmt und unabhängig über ihre Zukunft entscheiden!

(Beifall)

Meine Damen und Herren, unsere Kolleginnen und Kollegen im ukrainischen Parlament tagen selbst in Kriegszeiten regelmäßig. Das zeigt eindrucksvoll: Das ukrainische Parlament und die ukrainische Demokratie lassen sich nicht unterkriegen!

Herzlich willkommen an alle Abgeordneten der Rada, die für die Wiederaufbaukonferenz in den Deutschen Bundestag und auch nach Berlin gekommen sind!

(Beifall)

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Abgeordnete, die Ukraine kann sich der Solidarität des Deutschen Bundestages sicher sein - in Kriegszeiten und beim Wiederaufbau!

Und ich bin mir sicher: Die russischen Kriegsverbrechen werden geahndet. Das ist Deutschland, das ist Europa, das ist die demokratische Welt den Menschen in der Ukraine schuldig. 

(Beifall)

Wir sind es schuldig auch den verschleppten Kindern, den vergewaltigten Frauen und den ermordeten Zivilistinnen und Zivilisten. 

Meine Damen und Herren, seit knapp zwei Jahren hängt in der Rada die Flagge der Europäischen Union. Dieses Symbol zeigt eindrucksvoll: Die Ukraine bekennt sich zur EU. 

Die Zukunft der Ukraine liegt in der EU und in der NATO! Das ist der politische Wiederaufbau! 

Meine Damen und Herren, die Vergangenheit unserer Länder ist eng miteinander verwoben. 

Vor rund zwei Jahren bin ich in die Ukraine gereist, und ich habe gemeinsam mit meinem ukrainischen Amtskollegen Ruslan Stefantschuk der Opfer von Babyn Jar gedacht. Deutschland hat während des Zweiten Weltkrieges in der Ukraine schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg ist noch sehr lebendig. 

Vor einigen Jahren hat eine Besuchergruppe aus der Ukraine das Reichstagsgebäude besucht. Und die Inschriften betrachtet, die die Soldaten 1945 hier hinterlassen hatten. Eine ältere Frau brach in Tränen aus. Sie hatte Worte ihres verstorbenen Mannes an den Wänden dieses Hauses entdeckt. 

Wir dürfen niemals vergessen: Ukrainische Soldaten hatten einen wichtigen Anteil an der Befreiung Deutschlands von den Nationalsozialisten.

(Beifall)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, unsere gemeinsame Lehre aus der Geschichte muss klar sein: Wir verteidigen zusammen die Demokratie - in der Ukraine, für ganz Europa. 

Und: Wir bauen die Ukraine gemeinsam wieder auf. In Freiheit.

Slawa Ukrajini!

(Beifall)

Herr Präsident, nun haben Sie das Wort. Wir freuen uns auf Ihre Rede.