Stadtentwicklung

Deutsche Sportstätten teilweise in schlechtem Zustand

Zeit: Mittwoch, 26. Juni 2024, 11 bis 12 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal Hybridsitzung

Die Sportstätten in Deutschland sind in einem zum Teil mangelhaften Zustand. Zur Modernisierung sind Milliardenbeträge erforderlich. Dies ergab ein öffentliches Fachgespräch des Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen zu dem Thema „Sportstätten und Stadtentwicklung“ am Mittwoch, 26. Juni 2024. Alex Mommert vom Deutschen Städtetag wies in seiner Stellungnahme darauf hin, dass es in Deutschland insgesamt rund 230.000 Sportstätten gebe. Unter Bezugnahme auf diverse Schätzungen wies Mommert darauf hin, bereits 2018 sei der Sanierungsbedarf für die öffentlich getragenen Sportstätten auf 21 Milliarden Euro geschätzt worden. Hinzugerechnet werden müsse ein Sanierungsbedarf im Bereich der Vereinssportstätten in Höhe von zehn Milliarden Euro. Dies bestätigte auch Michaela Röhrbein vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)

Sanierungsstau bei öffentlichen Bädern

Besorgt zeigte sich Mommert auch über den Zustand der öffentlichen Bäder. Die überwiegend aus den 1960er und 1970er Jahren stammenden Einrichtungen seien vielfach trotz erfolgter Modernisierungen akut sanierungsbedürftig. Der Sanierungsstau in diesem Bereich betrage mindestens sechs Milliarden Euro. Mommert hob die Bedeutung des Sports für die Gesundheitsförderung hervor. Sport vermittle auch zentrale Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens wie Fairness, Gleichberechtigung, Toleranz, aber auch den Leistungsgedanken und Wettbewerb. 

Auch Prof. Robin Kähler vom IAKS Deutschland wies in seiner Stellungnahme auf den überwiegend als schlecht eingestuften Zustand der Bäder hin. Der Bedarf an Neubauten sei groß. Mit Neubauten könnten langfristig die Bewirtschaftungskosten reduziert werden. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sportstättenbaus bezifferte Kähler in seiner Stellungnahme auf insgesamt 27,4 Milliarden Euro (2022). Das seien zwar elf Prozent mehr als 2010, was aber nicht auf zusätzliche Sportstätten, sondern auf Preissteigerungen im Bausektor und die Inflation zurückzuführen sei. Zur Verbesserung der seiner Ansicht nach besorgniserregenden Situation bei den bestehenden Sportstätten schlug Kähler eine Reihe von Maßnahmen vor, darunter die Schaffung eines Sachverständigenrats „Sportstätten und Sporträume“ und die Aufnahme des Sports als Staatsziel im Grundgesetz. Die Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen müsse dringend verbessert werden. 

Fehlende kontinuierliche Sportstättenförderung

Dass die Qualität der Sportstätten zum Großteil mangelhaft sei, berichtete auch Michaela Röhrbein (DOSB). Das liege daran, dass weder eine ausreichende kontinuierliche Sportstättenförderung, Sportstättenweiterentwicklung und -sanierung, noch seit den 1970-er Jahren eine große bundesweit angelegte Sportstättenbauinitiative gegeben habe. Durch einen Wandel bei den Bedürfnissen der Menschen würden viele Funktionen von Sportstätten nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen

Laut Röhrbein hilft die dringend erforderliche Sanierung und Modernisierung der Sportstätteninfrastruktur auch den bundesweit 86.000 Sportvereinen, mit attraktiven Angeboten neue Mitglieder zu gewinnen. Die Vereine hätten 27 Millionen Mitglieder. Fast jedes zweite Kind sei in einem Sportverein. Probleme bereiteten die zu geringe Trainerzahl und der schlechte Zustand der Sportstätten. 

Erfordernisse des Klimaschutzes und Klimaanpassung

Ralf Maier vom Bund deutscher Landschaftsarchitektinnen und  Landschaftsarchitekten forderte die Politik auf, Förderprogramme aufzulegen und Anreize zu schaffen, um Sport- und Freizeitstätten den Erfordernissen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung entsprechend zu modernisieren, zu sanieren und zu planen. Dazu könnten Fassaden- und Dachbegrünung sowie die Verwendung natürlicher und ressourcenschonender Materialien wie klimaneutralem Beton gehören. 

Maier sprach sich auch für die Schaffung von temporären Sportparks in Gewerbe- und Industriegebieten aus. Bei der Planung neuer Sportstätten müssten auch die durch die Corona-Pandemie aufgezeigten Bedürfnisse berücksichtigt werden und vermehrt Outdoor-Sportmöglichkeiten geschaffen werden. (hle/26.06.2024)