Regierung will Libanon-Einsatz der Bundeswehr fortsetzen
Die Bundesregierung spricht sich für die Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der „United Nations Interim Force in Lebanon“ (Unifil) aus. Einen dazu vorgelegten Antrag (20/11411) hat der Bundestag am Freitag, 7. Juni 2024, erstmals beraten. Nach der Debatte überwiesen die Abgeordneten die Vorlage an die Ausschüsse. Bei den weiteren Beratungen übernimmt der Auswärtige Ausschuss die Federführung.
Antrag der Bundesregierung
Die Bundeswehr soll sich nach dem Willen der Regierung weiterhin an der Unifil-Mission vor der libanesischen Küste beteiligen und dafür wie bisher bis zu 300 Soldatinnen und Soldaten entsenden.
Zentrale Aufgabe des Einsatzes bleibt demnach die Sicherung der libanesischen Grenzen, um einen Zufluss von Rüstungsgütern und sonstigem Wehrmaterial in den Libanon zu verhindern. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die seegestützte Seeraum- und Luftraumüberwachung des Einsatzgebietes und die seewärtige Sicherung der libanesischen Küste und der Küstengewässer.
Politisch und ökonomisch sehr fragil
Die Lage in Libanon sei politisch und ökonomisch weiterhin sehr fragil, schreibt die Regierung. Trotz internationaler Vermittlungsbemühungen sei Libanon seit Oktober 2022 ohne Präsidenten. Obwohl die geschäftsführende Regierung von Premierminister Najib Miqati weiterhin ihre Aufgaben wahrnehme, sei eine substantielle politische und wirtschaftliche Kehrtwende mittelfristig nicht zu erwarten.
Das politische Vakuum verhindere dringend notwendige Reformen, um die verheerende Wirtschafts-, Banken- und Währungskrise zu überwinden. Zudem gebe es wegen der politischen Blockade „keine Fortschritte bei der Aufarbeitung von und Rechenschaft für systemische Korruption, Elitenstraflosigkeit und Missmanagement“.
Eskalationsrisiko bleibt sehr hoch
Infolge des Angriffs der Hamas auf Israel kommt es laut Antrag seit Oktober 2023 an der sogenannten Blue Line und im Einsatzgebiet von Unifil südlich des Litani-Flusses fast täglich zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Israel Defence Forces (IDF), der Hisbollah und anderen militanten Gruppen. Seit Anfang 2024 greife die IDF mit gezielten Schlägen auch Ziele nördlich des Litani-Flusses an. Die anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen seien die größten seit dem Krieg 2006.
Israel fordere ein erweitertes Sicherheitsarrangement in Südlibanon, damit etwa 80.000 evakuierte israelische Einwohner der an der Blue Line liegenden Ortschaften in ihre Häuser zurückkehren können. Die israelischen Forderungen beinhalteten unter anderem die vollständige Umsetzung der Sicherheitsratsresolution 1701 (2006) sowie den Rückzug der Hisbollah von der Blue Line und eine effektivere Überwachung des libanesischen Grenzgebietes.
Bisherige internationale Vermittlungsbemühungen hätten keine konkreten Fortschritte gezeitigt. Das Eskalationsrisiko bleibe daher sehr hoch. „Unverändert ist die Regierung von Libanon nicht in der Lage, die Sicherung der eigenen Grenze zu Israel als hoheitliche Aufgabe eigenständig zu übernehmen.“
Auseinandersetzungen zwischen Israel und Iran
Die Unterstützung der als politisch neutral geltenden und bei der Bevölkerung weiterhin anerkannten libanesischen Streitkräfte durch Unifil bleibe daher ein wichtiges Element zur Stabilisierung von Libanon.
Seit April 2024 würden zudem die sich verschärfenden und erstmals offen ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Iran zusätzlich zur Instabilität in der Region beitragen. „Unifil leistet in dieser volatilen Lage seinen Beitrag zur Reduzierung von Spannungen in der Region“, schreibt die Bundesregierung. (hau/07.06.2024)