Adventszeit im Deutschen Bundestag
Es ist wieder soweit, die Adventszeit beginnt – und am Freitag, 1. Dezember 2023, wurde sie im Deutschen Bundestag eingeläutet. Seit mehr als 15 Jahren gehört es zur festen Tradition, dass eine festlich geschmückte Weihnachtstanne durch die Bundesvereinigung Lebenshilfe an die Parlamentarier übergeben wird. In diesem Jahr stimmten die 33 Sänger vom Chor „Nogat Singers“ der Lebenshilfe Berlin die Abgeordneten mit dem Lied Hallelujah auf das Weihnachtsfest ein.
Die Lebenshilfe des Hochsauerlandkreises übergab eine feierlich geschmückte Tanne an Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke). Den Baumschmuck, Anhänger aus Papier, Filz und Pappe, fertigten in diesem Jahr Menschen aus unterschiedlichen Bereichen der Lebenshilfe Hochsauerlandkreis.
Ulla Schmidt dankt Abgeordneten
Die Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe und langjährige Bundestagsabgeordnete, Ulla Schmidt (SPD), sagte bei der Baumübergabe im Paul-Löbe-Haus: „Ich danke dem Chor 'Nogat Singers' aus Berlin für die klangvolle Einstimmung in die Adventszeit und bei den Menschen der Lebenshilfe des Hochsauerlandkreises für die wundervollen Weihnachtbaumanhänger.“ Auch das vergangene Jahr sei für Menschen mit einer Beeinträchtigung nicht leicht gewesen, deshalb gelte ihr Dank den Abgeordneten des Bundestages für deren großartige Unterstützung.
Der Weihnachtsbaum mit dem Baumschmuck der Lebenshilfe erinnere jedes Jahr daran, dass Menschen mit Beeinträchtigungen einen Platz in dieser Gesellschaft brauchen und jede Unterstützung verdienen. „Fraktionsübergreifend haben viele Bundestagsabgeordnete immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen mit einer Beeinträchtigung.“ Es müsse jetzt gelingen, dass noch ein Stück Gleichstellung geschafft und der seit 1995 unverändert gezahlte Pflegesatz von 262 Euro angehoben würde. Auch eine gerechtere Entlohnung in den Werkstätten sollte das Parlament im Jahr 2024 auf den Weg bringen. Mit der Tanne bedanke sich die Lebenshilfe bei den Parlamentariern „für das, was schon auf den Weg gebracht wurde und für das, was noch auf den Weg gebracht wird“.
Pau: Wir alle sollten uns für Teilhabe einsetzen
Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke) nahm den geschmückten Weihnachtsbaum stellvertretend für alle Abgeordneten entgegen. „Der Weihnachtsbaum, der von der Lebenshilfe seit mehr als 15 Jahren an den Deutschen Bundestag übergeben wird, ist der schönste Baum im Bundestag und etwas Besonderes. In Zeiten von Kriegen und Krisen sollten wir uns erinnern, dass die Menschen in Frieden leben möchten, überall auf der Welt und wir alle sollten uns für die Teilhabe der Menschen mit einer Beeinträchtigung einsetzen.“
Pau wünschte den Menschen der Lebenshilfe und in ganz Deutschland für 2024 alles Gute und erinnerte an Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und fügte an: „Es ist die Würde aller Menschen, die unantastbar ist.“
„Würdigt wichtige Themen“
Bereits vor dem 1. Dezember hallten weihnachtliche Töne durch den Bundestag. Am Montag, 27. November, stimmten Schülerinnen und Schüler der Naturpark-Grundschule Rückersdorf in Brandenburg „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ und „In der Weihnachtsbäckerei“ an. Anlass war der Besuch von Lars Thielemann, Leiter des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaften aus Brandenburg, der Vizepräsidentin Aydan Özoğuz (SPD) stellvertretend für das Parlament einen Weihnachtsbaum übergab.
In ihrer Dankesrede sagte Özoğuz, dass der Baum dabei helfe, wichtige Themen wie Naturlandschaften in den Bundestag zu holen. „Die Baumübergabe hat eine lange Tradition. Sie würdigt wichtige Themen und ruft uns den Klimaschutz ins Bewusstsein.“ Özoğuz betonte, dass es wichtig sei, die 141 Naturlandschaften in Deutschland zu schützen. Denn: „Jeder Naturpark hat eine ganz besondere Erscheinung.“
Lichtschimmer in dunklen Zeiten
Neben Tannenduft und selbstgebasteltem Baumschmuck sorgt in den kommenden Wochen auch das Adventsgeschenk der Diakonie Deutschland für weihnachtliches Ambiente im Bundestag: Bereits zum 16. Mal schmückt ein sogenannter Wichernkranz die Abgeordnetenlobby im Reichstagsgebäude. Während nebenan, im Plenarsaal, die Fraktionen über Anträge und Gesetzentwürfe debattierten, überreichte Diakonie-Präsident Pfarrer Ulrich Lilie dem Hohen Haus am Donnerstag, 30. November, das traditionellen Adventsgesteck.
In Anbetracht von Krieg und Leid sei der Kranz ein Hoffnungsschimmer in dunklen Zeiten, sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), die das Weihnachtsgeschenk stellvertretend für das Parlament entgegennahm. „Sein Licht gibt Zuversicht und Zutrauen“, so die Grünen-Abgeordnete. Und das bereits seit 174 Jahren, fügte Lilie hinzu. Schließlich reichten die Ursprünge des Wichern-Adventskranzes bis ins Jahr 1839 zurück.
Die Geschichte des Wichernkranzes
In der Mitte des von Kinderarmut, Kriminalität und Krankheit geprägten 19. Jahrhunderts habe der Hamburger Theologe, Sozialreformer und Wegbereiter des heutigen Diakonischen Werks, Johann Hinrich Wichern, mit dem Kranz ehemaligen Straßenkindern die Wartezeit auf das Weihnachtsfest erträglicher machen wollen. Im Rauhen Haus, einem Heim für Kinder in Not, das, so Lilie, alles andere als rau, sondern durchaus familiär gewesen sei, befestigte er so viele Kerzen auf einem Wagenrad wie es Tage vom ersten Advent bis Heiligabend waren. Rote für die Wochentage, weiße für die Sonntage.
Der Wichernkranz bringe „Licht in die Dunkelheit“ und verändere den Blick auf die Wirklichkeit. Er sei ein „kleines, aber unübersehbares Zeichen“ von Gottes Liebe in dieser Welt, sagte Lilie, bevor er gemeinsam mit Vizepräsidentin Göring-Eckardt und Kindern und Jugendlichen vom Jugendchor des Evangelischen Johannesstifts sowie Schülerinnen und Schülern der Wichern-Schule Hamburg symbolisch die erste Kerze entzündete.
Auf der Suche nach Frieden
In der Hoffnung auf Frieden übergaben sechs Mitglieder des Rings Deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände e.V. am Montag, 11. Dezember, das Friedenslicht aus Bethlehem an Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU/CSU). „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Mit der Weitergabe des Lichtes drücken wir unseren Wunsch nach Frieden weltweit aus“, sagte Magwas bei der Übergabe. Der Frieden zeige sich oftmals im Kleinen – nicht nur in materiellen Dingen, sondern auch in Gesten. „Am liebsten würde ich das Friedenslicht neben meinen Stuhl im Plenarsaal stellen, um die Abgeordneten an Frieden zu erinnern.“
Neben der Friedenslichtübergabe gab es eine weitere Aktion unter dem Motto „Auf der Suche nach Frieden“. Dafür wurden auf einer Landkarte von Berlin kleine Fähnchen an den verschiedenen Übergabeorten eingesteckt. Auf einem der Fähnchen hat Vizepräsidentin Magwas als Empfängerin des Friedenslichts eine kurze Botschaft notiert: „Frieden beginnt im Kleinen, in der Familie, in der Nachbarschaft, unter Freunden. Darum reden wir respektvoll miteinander, diskutieren wir sachlich und menschlich!“
Seit 30 Jahren verteilen Pfadfinderinnen und Pfadfinder das Friedenslicht in ganz Europa. Das Licht wird in Bethlehem entzündet und von dort aus nach Europa gebracht. In der Bundesrepublik Deutschland wird das Friedenslicht an über 500 Orte verteilt: an Kindergärten und Schulen, Rathäuser, Krankenhäuser, Justizvollzugsanstalten, Bundesministerien und Asylbewerberheime, Moscheen und Synagogen. Mit der Weitergabe des Lichtes verbinden Pfadfinderinnen und Pfadfinder die Hoffnung auf Frieden. Zugleich soll daran erinnern, dass der Wunsch auf ein Leben in Frieden die Menschen auf dieser Welt verbindet.
Schwedischer Luciachor
Sängerinnen und Sänger in weißen Gewändern mit roten Bändern brachten am Freitag, 15. Dezember, Licht ins Paul-Löbe Haus. Mit Mittelpunkt des schwedischen Chors stand eine Lucia mit einem Kranz aus Kerzen auf dem Kopf. Insgesamt acht Lieder wurden gesungen – darunter auch das für das Luciafest berühmte neapolitanische Lied Santa Lucia.
Der Auftritt des Luciachors habe Weihnachten in den Bundestag geholt, sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und bedankte sich, dass der Chor die schwedische Tradition nach Deutschland gebracht habe. Mit Blick auf aktuelle politische Situationen weltweit sagte Bas: „Frieden braucht Verständigung. Und dafür leistet Musik einen wichtigen Beitrag.“
Das Luciafest ist ein jahrhundertealter Brauch aus Skandinavien. Jedes Jahr am 13. Dezember wird der heiligen Lucia gedacht. Der Gedenktag markierte lange Zeit den Tag der Wintersonnenwende. Die schwedische Botschafterin in Deutschland Veronika Wand-Danielsson erklärte: „Die Lichterkönigin bringt im Winter Licht in unsere Häuser und Herzen.“ (bsl/mtt/irs/15.12.2023)