Geschichte

Vor 30 Jahren: In Bonn wird der neue Plenarsaal eingeweiht

Der neue Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn. Hier: Blick in den leeren Plenarsaal.
Der neue Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn.
Der neue Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn. Hier: Blick in das Foyer und den Treppenaufgang zum Plenarsaal.
Der neue Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn. Hier: Blick in das Foyer und den Treppenaufgang zum Plenarsaal.
Der neue Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn. Hier: Blick in den leeren Plenarsaal

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Der leere neue Plenarsaal des Bundestages in Bonn (© DBT/Presse-Service Steponaitis)

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Der vollbesetzte neue Plenarsaal in Bonn (© DBT/Presse-Service Steponaitis)

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Blick in das Foyer und den Treppenaufgang zum Plenarsaal (© DBT/Presse-Service Steponaitis)

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Blick ins Foyer des Bonner Plenarsaals (© DBT/Presse-Service Steponaitis)

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Blick in das leere Rund des Plenarsaals in Bonn (© DBT/Presse-Service Steponaitis)

Vor 30 Jahren, am 30. Oktober 1992, wurde in Bonn der neue Plenarsaal feierlich eingeweiht. Nach 20 Jahren Planungs- und vier Jahren Bauzeit wurde die langersehnte Fertigstellung mit einem Tag der offenen Tür am 30. und 31. Oktober gefeiert. Bei seiner Fertigstellung erntete das neue Parlamentsgebäude des Architekten Günter Behnisch Lob von allen Seiten und wurde allgemein als herausragendes Beispiel einer gelungenen, offenen Architektur gefeiert.

Es sei heiter, hell, transparent, zeitgenössisch, repräsentativ und ohne Extravaganzen. Neu war auch die kreisrunde Sitzanordnung. Erstmals saßen Regierung und Bundesratsvertreter den Abgeordneten nicht mehr erhöht gegenüber, sondern reihten sich in ihren Kreis ein, was lebendigere Diskussionen auf Augenhöhe ermöglichen und die Legitimation der Regierung durch das Parlament symbolisieren sollte.

Ausweichquartier im „Wasserwerk“ 

Begonnen hatten die Bauarbeiten für den neuen Plenarsaal 1988. Zuvor hatte sich das Parlament nach langer Diskussion am 5. Juni 1987 mehrheitlich für den Neubau mit kreisrunder Sitzordnung und den Abriss des alten Plenarsaales entschieden. Bereits am 9. September 1986 waren die Parlamentarier in ihr Ausweichquartier, ein umgebautes altes Pumpenhaus, auch „Wasserwerk“ genannt, umgezogen.

Besonders der Abriss des alten Plenarsaales wurde kontrovers diskutiert. Die Gegner des Abrisses brachten vor allem Denkmalschutzgründe für den Erhalt des alten Plenarsaales vor und führten Kostensteigerungen bei den Planungen für einen Neubau an. Nach einem Beschluss des Bundestages vom 5. Juli 1981 sollte der alte Plenarsaal ursprünglich nach einer umfassenden Sanierung weiterhin genutzt werden und die Altbauten des Bundeshauses erhalten bleiben.

Maroder Zustand des alten Plenarsaals

Der marode Zustand des alten Plenarsaals und die zu erwartenden hohen Sanierungskosten machten nach Ansicht vieler Abgeordneter ein Umdenken erforderlich. Schließlich war der 1949 in aller Eile als Anbau an die ehemalige Pädagogische Akademie in nur sechs Monaten errichtete Plenarsaal ursprünglich lediglich als Provisorium bis zum Umzug nach Berlin gedacht.

Noch lieber als einen Neubau in Bonn, leitete deshalb Bundestagspräsident Dr. Philipp Jenninger (CDU/CSU) die Begründung des Antrages für den Neubau ein, hätte er es deshalb gesehen, „wenn unser deutsches Parlament wieder dort sein könnte, wo es seinen historisch begründeten Ort hat, nämlich im Herzen Deutschlands, in seiner alten Hauptstadt, mitten in Berlin, wo unser Reichstagsgebäude steht und darauf wartet, einstmals wieder eine Versammlung aller Deutschen aufnehmen zu können.“

„Wir wollen keine Prachtbauten am Rhein“

Zugleich aber trat Jenninger mit Nachdruck dafür ein, „dass der Deutsche Bundestag hier in Bonn nun auch baulich so gestaltet und ausgestattet wird, wie es für ein modernes Parlament erforderlich ist. Wir erstreben keine übertriebene Repräsentation. Wir wollen keine Prachtbauten am Rhein. Meine Damen und Herren, wir wollen nichts anderes als eine funktionsfähige Arbeitsstätte für unser Parlament, die aber auch der Würde und dem Ansehen des Parlaments als des zentralen Organs unserer parlamentarischen Demokratie gerecht wird. Wir wollen zumutbare und ausreichende Arbeitsmöglichkeiten für die Abgeordneten und für die Mitarbeiter schaffen, Arbeitsplätze, meine Damen und Herren, die wenigstens den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen, die wir in diesem Hohen Hause beschlossen haben.“

Genießen konnten die Parlamentarier ihr neues Haus jedoch nicht lange. Noch während der Neubau entstand, hatten die geschichtlichen Ereignisse bereits neue Entscheidungen gefordert. Die Wiedervereinigung wurde vollzogen. Der am 31. August 1990 in Bonn unterzeichnete Einigungsvertrag legt fest: „Hauptstadt Deutschlands ist Berlin. Die Frage des Sitzes von Parlament und Regierung wird nach der Herstellung der Einheit Deutschlands entschieden.“

Letzte Sitzung in Bonn am 1. Juli 1999

Der Vertrag trat am 3. Oktober 1990 in Kraft, und der Wunsch nach einem gesamtdeutschen Parlament in Berlin wurde Wirklichkeit. Am 4. Oktober 1990 traten die Abgeordneten im Berliner Reichstagsgebäude zur Konstituierung des gesamtdeutschen Bundestages zusammen. Mit 338 zu 320 Stimmen beschlossen sie am 20. Juni 1991 im Ersatzplenarsaal „Wasserwerk“ den Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin.

Am 1. Juli 1999 fand mit der Vereidigung und Amtseinführung des Bundespräsidenten Johannes Rau die letzte Sitzung des Parlamentes in Bonn statt. Den neuen Plenarsaal übernahm das Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn, das heutige World Conference Center Bonn. (klz/24.10.2022)