Rede von Christoph Bouet anlässlich der Hängung des Gemäldes von Bundestagspräsident a.D. Dr. Wolfgang Schäuble
[Es gilt das gesprochene Wort.]
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
Sehr geehrter Wolfgang Schäuble,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir kennen ja die Antwort!
Wie bringt man den lieben Gott zum lachen? Mache einen Plan!
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, meine Pläne schienen immer recht amüsant zu sein.
Ich mache seit einiger Zeit keine mehr, ich lass mich überraschen.
Zuviele Wendungen, zuviel Nebel auf der Straße.
Also, es kommt anders und zwar immer.
Nur ein paar Worte zu dem, was mich zu dieser Arbeit antrieb. Welches Thema, welcher „Teil“ Mensch.
Es tut mir leid! Auch ich muss es wieder benennen.
Der Anschlag... natürlich, als weit Aussenstehender, der als 16 Jähriger in den Nachrichten an einem Herbstabend 1990 die Bilder vom Attentat sah.
Und immer noch:
Mein erster Gedanke bei Wolfgang Schäuble, mit allem Respekt:
Was für ein harter Hund!
Der Mensch auf die wesentlichsten Impulse des Daseins zurückgeworfen:
Atmen, vielleicht essen, noch nicht sprechen.
So alt damals, wie ich heute. Das ging mir immer wieder durch den Kopf. Und... Ich habe natürlich nicht die geringste Vorstellung dieser Dimensionen.
Ein Treffen mit ihm. Die Frage nach Modellsitzungen steht im Raum. Ich lehne höflich ab.
Man ist erleichtert.
Ich arbeite mit Videos und Fotografien. Ich liebe Zeitreisen. Horizonte verschieben sich in die Vergangenheit.
Die Deutsche Einheit, Blühende Landschaften...tatsächlich! Denn ich kann mich gut erinnern...es war furchtbar trist!
Europäische Union, EURO, Krise, Aufschwung, Krach und Pleiten, Corona und wieder Krieg in Europa, zum zweiten mal nach DEM KRIEG!
...Entscheidungen...Frage ich WELCHE?
Entschuldigung! Das ist nicht meine Aufgabe...interessiert mich, aber nicht jetzt
Jetzt bin ich Maler. Ich male ein Gesicht.
Ich kann mir eine Meinung leisten, aber die spielt auf der Leinwand keine Rolle.
Mein erstes Bild von ihm 120x90 cm. Zustandsbericht Wolfgang Schäuble 1988. Die Figur lässig von der Seite, kritischer Blick nach links. Tatsächlich „cool“. „ES“ ist noch nicht geschehen.
2 Stunden Arbeit fertig. Hurra!
Das wäre es schon.
Schönes Bild! Zu jung! Bitte zeitnah.
Die Konfrontation beginnt. Das Alter, Schmerz, Entscheidungen, Siege, Niederlagen, ...alles wovon ich wieder keine Vorstellung haben kann, muss nun sichtbar werden.
„Ich habe es befürchtet“
Mein Coup ging nicht auf, ich hätte es umschiffen können, mit dem jungen Schäuble.
Es entsteht Bild 2, Bild 3, Bild 4, Bild 8 alle werden zerstört
Es ist eben gerade nicht die fotografische Ähnlichkeit. Es ist mitfühlen und näher rücken.
Und das geht an die eigene Substanz. Also halten wir uns wohl nicht zu lang damit auf.
Zustand, hier, heute, jetzt. Das ist es. ...ohne einen Plan!
Von weitem, vor dem Bildschirm, vor der Zeitung, „DEN POLITIKER“ zu bewerten, beklatschen, beurteilen, verurteilen ist EINE Sache. Aber: Ich würde die Last all dieser Entscheidungen, die getroffen werden mussten und müssen, nicht tragen wollen und können. Wolfgang Schäuble trägt sie. Seit 50 Jahren.
Alles Gute Ihnen,
Frieden und Liebe