Besuch

Julia Mangold

Freitreppe am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit Kunstwerk von Julia Mangold
Freitreppe am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit Kunstwerk von Julia Mangold
Freitreppe am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit Kunstwerk von Julia Mangold
Bibliotheksrotunde im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit Kunstwerk von Julia Mangold
Bibliotheksrotunde im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit Kunstwerk von Julia Mangold
Bibliotheksrotunde im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit Kunstwerk von Julia Mangold

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(© DBT/Jörg F. Müller)

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(© DBT/Jörg F. Müller)

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(© DBT/Jörg F. Müller)

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(© DBT/studio kohlmeier)

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(© DBT/Jan Pauls)

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(© DBT/studio kohlmeier)

Die Bildhauerin und Zeichnerin Julia Mangold studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München bei James Reineking. Ihr skulpturales Werk steht der Minimal Art nahe, greift Tendenzen der Werke von Carl Andre und Donald Judd auf und vermittelt doch eine ganz eigene Spannung zwischen der geschlossenen blockhaften Form der Skulpturen und der individuellen,mit haptischer Sensibilität gestalteten Oberfläche.
 

Die Künstlerin hat zwei monumentale Wandflächen im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus gestaltet, zwischen denen sich ein Spannungsverhältnis allein aus dem Spiel der Formen und Flächen aufbaut. Deren schlichte und auf das Elementare konzentrierte Formen verbinden Innen- und Außenbereich des Hauses. Im Inneren der Halle findet sich eine quadratische schwarz eingefärbte Scheibe als einfache, auf die Proportionen der Architektur bezogene geometrische Form aus mehreren Segmenten. Sie ist reliefartig als erhabene Form auf die Außenseite der Bibliotheksrotunde gesetzt und folgt deren Rundung. Mit der Hand hat die Künstlerin eine Mischung aus Eisenpigment, Graphit und Wachs als dünnen Firnis auf den Beton aufgetragen und anschließend poliert. Diese Oberfläche verleiht dem Beton eine samtige, leicht glänzende Anmutung, so dass – wie in einem dunklen Spiegel – das Licht des umgebenden Innen- und Außenraumes eingefangen wird. Zugleich lassen die Wischspuren die individuelle Geste der „Handschrift“ der Künstlerin erkennen – ein besonders im Seitenlicht aufscheinendes Zeichen der Selbstbehauptung des Individuums gegen die Monumentalität der Architektur: „Ein leichter Handduktus wird bei näherem Betrachten erkennbar sein, durch das anschließende Polieren wird ein zarter Glanz entstehen, der dezent Lichtveränderungen und Reflexe wiedergibt oder aber, je nach Standort des Betrachters, eine dunkle, tiefe, ebene Ausweitung beschreibt.“ (Konzeptvorschlag Julia Mangold, 1998)

Die gleiche schwarz eingefärbte Grundform ist im Außenbereich an der Fassade des Hauses, am oberen Ende der Freitreppe auf dem zentralen Tragepfeiler, zu sehen: als ausgesparte Form, als Vertiefung in der Außenhaut des Gebäudes. Dieses zweite schwarze Quadrat wird über die Eck-Kante des Pfeilers geführt. Wieder steht die strenge geometrische Form im Kontrast zur Farbwirkung, die dem Sichtbeton an dieser Stelle eine leicht wolkige, geradezu impressionistisch aufgelöste Leichtigkeit verleiht. So entwickelt die Künstlerin geschickt in Annäherung und Widerspruch zur geometrischen Architektursprache von Stephan Braunfels ein eigenes Spiel zwischen Positiv und Negativ-, Rund- und Eck-Form, Strenge und Leichtigkeit. Julia Mangold verbindet Innen- und Außenbereich, lässt Licht und Architektur in einen spannungsreichen Dialog treten und öffnet in der Nichtfassbarkeit der großen, scheinbar leeren und doch so feinfühlig gestalteten Flächen einen „Freiraum des Denkens und der Kontemplation“ (Petra Giloy-Hirtz). Zugleich korrespondieren ihre Rechteckformen mit den aus dem Lot gebrachten „tanzenden“ Trapezformen der vier „Berlin Panels“ auf der Westfassade des Paul-Löbe-Hauses, die Ellsworth Kelly in gleichmäßigem Farbauftrag von Schwarz, Rot, Grün und Blau gestaltet hat. Julia Mangold antwortet dem Pionier der „Hard-Edge“-Malerei mit ihrer eigenen geometrischen Konfiguration: Ernst, schwarz und streng im Lot gehalten, setzen ihre monumentalen Wandflächen von der Bibliotheksrotunde und der großen Freitreppe des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses aus über die Spree hinweg ein weithin sichtbares Zeichen sich selbst genügender künstlerischer Autonomie. (akae)