Per Kirkeby
Ohne Titel, 2000, Klinker
Per Kirkeby, geboren 1938 in Kopenhagen, gestorben 2018 ebenda
Am 9. Mai 2018 verstarb nach langjähriger Krankheit der dänische Künstler Per Kirkeby. Er ist in Berlin mit markanten Kunst-am-Bau-Werken am Bundesratsgebäude und im Jakob-Kaiser-Haus des Deutschen Bundestages vertreten, aber auch mit Lithographien in der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages.
Kirkeby studierte zunächst Geologie und nahm an einer Expedition nach Grönland teil. Erst 1962 trat er „Den Eksperimenterende Kunstskole“ (einer von Künstlern selbst organisierten, 1961 gegründeten alternativen Kunsthochschule in Kopenhagen) bei und versuchte sich in nahezu allen Medien: Er zeichnete, malte, produzierte Kurzfilm, setzte sich mit Dichtung und Literatur auseinander und beteiligte sich an Happenings mit Joseph Beuys und Nam June Paik. Im Jahre 1973 baute er die erste Backstein-Skulptur im Außenraum, es folgten Bronzeskulpturen und schließlich entwarf er Gebäude als begehbare Skulpturen (Kirkeby-Feld auf der Insel Hombroich bei Neuss), für die er oft vorab Bronzemodelle fertigte. Er erhielt eine Professur an der Staatlichen Akademie der Künste in Karlsruhe und an der Städelschule in Frankfurt am Main und nahm an der Biennale Venedig sowie mehrmals an der documenta in Kassel teil. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler Dänemarks. In Berlin gestaltete er acht monumentale Bronzeskulpturen auf dem Dach des Bundesratsgebäudes.
Neben seinen Architektur-Fantasien schuf Kirkeby ein eigenständiges malerisches Werk. Seine Gemälde und Graphiken wirken auf den ersten Blick wie abstrakte informelle Kompositionen aus Farbflächen und expressiv darüber hinweggleitenden Linien und Bildzeichen. Tatsächlich sind sie jedoch das Ergebnis von Naturstudien, geologischen Beobachtungen, transformiert zu geschichteten Farbfeldern, in denen sich die Farbenvielfalt und das Licht nordischer Landschaften widerspiegeln.
Für den Innenhof von Haus 7 des Jakob-Kaiser-Hauses hat Per Kirkeby eine Skulptur in Gestalt einer vier Etagen hohen Backsteinwand mit Fensterdurchbrüchen entworfen. Sie steht - als Wand vor der Wand - der weißglasierten Brandmauer des Altbaus gegenüber. Mit Licht- und Schattenwirkungen, der asymmetrischen Versetzung der Bauteile zueinander sowie dem rhythmischen Wechsel von Fenstern und Mauerwerk modelliert der Künstler eine zweckfreie Architektur, gestaltet seine Kunst im Wechselspiel von Skulptur und Architektur. Gleichsam verloren als Relikt eines nicht mehr existierenden Hauses ragt die Backsteinwand in den Hofe vor dem renovierten Altbau aus dem 19. Jahrhundert - ein stummer Verweis auf die Endlichkeit menschlichen Planens und Handelns. (akae)
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