Kultur und Geschichte

Es wechseln die Zeiten – Christoph Brech

Das Plakat zur Brech-Ausstellung in Brüssel

Das Plakat zur Brech-Ausstellung in Brüssel (© DBT)

Fotografien aus Rom und dem Vatikan von Christoph Brech

14. November 2013 bis 14. April 2014

Das Werk von Christoph Brech setzt sich aus Rauminstallationen, Videofilmen und Fotografien zusammen. Zuletzt gewann er im September 2012 den Hauptpreis der Triennale für zeitgenössische Kunst der Kunsthalle Schweinfurt und wird dort ab April 2014 in einer großen Einzelausstellung einen Überblick über sein Werk geben.

Der Deutsche Bundestag hatte im Jahr 2012 im Kunst-Raum unter dem Titel „Blickwechsel“ Foto- und Videoarbeiten von Christoph Brech vorgestellt. Anlass war der Kunst-am-Bau-Wettbewerb für das Restaurant im Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in Berlin gewesen, den der Künstler zusammen mit Nicola Borgmann mit der Video-Installation „Blickwechsel“ gewonnen hatte.


Seltene Gelegenheit im Vatikan

Viele der zuerst in Berlin und nunmehr in Brüssel gezeigten Fotoarbeiten waren zuvor auch in der Casa di Goethe in Rom zu sehen. In diesen Fotoserien stehen Vergänglichkeit und Erinnerung allein schon durch die Motivwahl im Mittelpunkt. Christoph Brech hatte als erster zeitgenössischer Künstler die seltene Gelegenheit erhalten, frei in den Räumen, Magazinen und Archiven des Vatikans zu fotografieren. Die Fotoserien sind seinen Videoarbeiten eng verwandt, in denen das bewusste Wahrnehmen des Vergehens der Zeit eine zentrale Rolle spielt.

Indem uns die Fotos ermöglichen, einen Blick in die Räume und Magazine des Vatikans zu werfen, erleben wir das Vergehen der Zeit als Kontinuum oder auch als jähen Zeitsprung. Deutlich wird das in einem Foto, das eine junge Frau unter einem mächtigen jahrhundertealten Wandteppich sitzend zeigt.

Das Motiv des Wandteppichs ist das Letzte Abendmahl, einer der bedeutendsten Momente der Heilsgeschichte, eine Gemeinschaftsfeier, die seit zwei Jahrtausenden in jeder christliche Messe nachvollzogen und nachgefeiert wird. Darunter sitzt, in ihr iPhone vertieft, ihre Umwelt und die dramatische Szene über sich nicht wahrnehmend, eine junge Asiatin. Sie ist ganz „gefangen genommen“ von ihrer profanen Gemeinschaft, einer virtuellen „Gemeinde“.

Momente der Bewegung

Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die Risse zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Profanem und Heiligem oder Flüchtigem und Beständigem durchziehen viele der Fotoarbeiten von Christoph Brech. Und obwohl es keine Videos sind, gibt es unter ihnen auch „bewegte“ Bilder, man muss genau hinschauen, um diese Momente der Bewegung zu finden.

So zeigt eine Fotografie dunkle Porträtbüsten aus der ägyptischen Sammlung des Vatikans. Im Hintergrund des Bildes ist ein leichter Farbschleier zu entdecken: Während der Langzeitbelichtung lief eine Besucherin durch das Bild, blieb kurz stehen und lief weiter, ein heiter-farbiges Intermezzo, ein kurzer vergänglicher Moment vor dem königlich-hoheitsvollen Ernst der Büsten, die die Jahrtausende mit Gleichmut vorüberziehen sehen.

Aber auch dieses scheinbar Ewige hat keinen Bestand, und so sind auf anderen Fotos achtlos am Boden stehende Büsten oder nur noch die zerschlagenen Überreste von Skulpturen aus den Magazinen des Vatikans zu sehen. Für diese Fotos gilt, was die Videoarbeiten von Christoph Brech so einprägsam macht: Es sind Blicke auf Unscheinbares, Blicke, die den Eindruck erwecken, neben das vermeintlich Wichtige und Bedeutende zu zielen, die aber gerade dort das aufleuchten lassen, was diese Welt über die Jahrhunderte durchzieht und zusammenhält.

Den vordergründigen, oberflächlichen Effekten einer hektischen Medienwelt begegnet der ruhig beobachtende Blick des Künstlers, er setzt auf Entschleunigung und Vertiefung, auf Sensibilisierung des Betrachters für das Eigentliche und auf Demut vor der alles besiegenden Unendlichkeit der Zeit – vergleichbar den Worten Bertolt Brechts in dem Gedicht „Das Lied von der Moldau“:

„Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne

Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.

Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne

Es wechseln die Zeiten, da hilft kein' Gewalt.“

 

Informationen über den Künstler

 

Christoph Brech

geboren 1964 in Schweinfurt

1989 bis 1995 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München

lebt in München

Auszeichnungen

2003     Internationaler Neptun Wasserpreis, Wien

2005     Projektstipendium Junge Kunst und Neue Medien München

2006     Rom-Preis, Deutsche Akademie, Villa Massimo, Rom

             Will-Grohmann-Preis, Akademie der Künste, Berlin

2008     vertritt Deutschland bei der internationalen Video-Ausstellung Mutations II

2011     1. Preis Kunst-am-Bau-Wettbewerb, Deutscher Bundestag,

             Kunst und Ethos 2011, Kulturpreis Schnell & Steiner, Regensburg

2012     1. Preis Triennale für zeitgenössische Kunst, Kunsthalle Schweinfurt

2013     Auftrag der Bayerischen Staatsoper, den Bariton Wolfgang Koch für die Porträtgalerie zu porträtieren

Die Arbeiten von Christoph Brech werden international ausgestellt, zum Beispiel im Museum of Fine Arts in Boston, im Museum of Contemporary Art in Taipei (Taiwan), im Palazzo Strozzi in Florenz, im Moscow Museum of Modern Art in Moskau oder im Maison Européenne de la Photographie in Paris. Seine Werke befinden sich unter anderem im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, in den Vatikanischen Museen in Rom, in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, im Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe und in der Kunstsammlung des Bundes in Berlin.

Es wechseln die Zeiten – Fotografien aus Rom und dem Vatikan von Christoph Brech

14. November 2013 bis 14. April 2014

Verbindungsbüro des Deutschen Bundestages bei der Europäischen Union

Square de Meeûs 40, 1000 Brüssel

Zugang nach vorheriger Anmeldung unter Telefon (von Deutschland aus): 0032 2 5044-385

Weitere Informationen:

Tel.: 030-227-32027 oder

kunst@bundestag.de

www.kunst-im-bundestag.de