Eröffnung Dauerausstellung Jugendwerkhof Torgau
„Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus.“ So lautet der Titel der neu gestalteten Dauerausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, die am 22. November 2024 im Beisein u.a. des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Staatsminister für Ostdeutschland Carsten Schneider, der sächsischen Justiz- und Demokratieministerin Katja Maier und vielen ehemaligen Insassen des Jugendwerkhofs feierlich eröffnet wurde.
Die neue Ausstellung erinnert am authentischen Ort an die repressiven Machtstrukturen innerhalb des DDR-Erziehungssystems sowie an die jugendlichen Opfer der sozialistischen Umerziehungspraxis. Mit der Ausstellung wird „Geschichte von etwas Abstraktem zu etwas Fühlbarem“, wie der Ostbeauftragte Carsten Schneider es in seiner Redebeitrag hervorhob.
In Ihrer Rede unterstrich die SED-Opferbeauftragte die Bedeutung der Gedenkstätte: „Viel zu lange haben wir als Gesellschaft gebraucht, um dieses Unrecht, welches den Heimkindern widerfahren ist, auch klar als Unrecht zu benennen. Umso wichtiger ist es, dass wir heute Orte, wie die Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau, haben. Orte, an denen Aufklärung geleistet wird über die Mechanismen der Diktatur und ihre brutalen Auswirkungen auf die Menschen, die sich dem Willen der Herrschenden nicht fügen wollen“.
Kulturstaatsministerin Roth verwies in ihrer Rede darauf, dass „gerade in einer Zeit, in der die DDR zunehmend verharmlost und verklärt wird, in der Populisten Zulauf finden und die Demokratie infrage stellen, wir nicht nachlassen sollten in unserem Bemühen um Aufarbeitung und politische Bildung.“
Die SED-Opferbeauftragte dankte insbesondere auch den ehemaligen Heimkindern, die durch ihre Mitwirkung an der Ausstellung diesen einzigartigen Blick in das Innenleben des Jugendwerkhofs ermöglichten und betonte „umso wichtiger ist es, dass wir sie, die an den körperlichen und seelischen Folgen der erlebten Repression bis heute leiden, endlich besser unterstützen“.
Die Forderung der SED-Opferbeauftragten „dass auch die Arbeit der Beratungsstelle hier in Torgau nicht länger an jährlichen Projektmitteln hängen sollte, sondern als dauerhafte Einrichtung gefördert werden sollte“ bekam daher einen besonderen Applaus der Betroffenen.
Im Rahmen der Eröffnung schilderten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in bewegenden Worten ihre Erfahrungen und die Bedeutung, die nicht nur ihre persönliche Rehabilitierung für erlittenes Unrecht, sondern auch die Sichtbarmachung ihres Leids in der Gedenkstätte für sie haben.
Auf die besondere Rolle, die die Gedenkstätte im Umgang mit der Geschichte hat, verwies der sächsische Ministerpräsident in seiner Ansprache: „Seit vielen Jahren leistet die Gedenkstätte mit ihren vielen ehrenamtlichen Engagierten einen wichtigen Beitrag, damit die DDR-Heimkinder als jüngste Opfergruppe der SED-Diktatur nicht in Vergessenheit geraten.“