Opposition: Bildungsetat skandalös niedrig
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat die Bedeutung von Bildung und Forschung für die Zukunft des Landes und seiner Menschen betont: „Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen für eine bessere Zukunft sind noch größer“, sagte die Ministerin am Donnerstag, 7. September 2023, im Deutschen Bundestag bei der Beratung des Etats des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Einzelplan 30 des Bundeshaushalts 2024, 20/7800). Die Ausgaben für Bildung und Forschung sollen im nächsten Jahr im Vergleich zu 2023 von 21,46 Milliarden Euro auf 20,3 Milliarden Euro sinken.
Ministerin: Nur solider Haushalt schafft langfristig neue Möglichkeiten
Die Ministerin rechtfertigte die geplante Kürzungen. „Zur Wahrheit gehört auch: Nur ein solider Haushalt schafft langfristig neue Möglichkeiten.“ Jedes Ministerium habe einen Konsolidierungsbeitrag leisten müssen. Nach dem Finanzplan der Vorgängerregierung hätte es deutlich weniger Geld gegeben als jetzt.
Vorwürfe, das BAföG werde gekürzt, wies sie zurück: „Jeder, der Anspruch hat, der bekommt das Geld ausgezahlt. Dafür stehe ich mit meinem Wort.“ Zum Forschungsbereich verwies sie unter anderem auf das geplante Wachstumschancengesetz, in dem eine Verbesserung der steuerlichen Forschungsförderung vorgesehen sei.
Union nennt Etatkürzungen einen Skandal
Thomas Jarzombek (CDU/CSU) beurteilte den Zustand des Bildungssystems erheblich pessimistischer. Über ein Viertel der Grundschüler erreiche am Ende der Grundschule nicht einmal den Mindeststandard beim Lesen. Während es für das Bürgergeld zwölf Prozent mehr gebe, finde in keinem anderen Einzelplan eine so große Kürzung statt wie bei Bildung und Forschung. „Das ist ein Skandal“, kritisierte Jarzombek.
Der Haushalt enthalte ungedeckte Schecks und Kürzungen – im Bereich künstliche Intelligenz sogar um 25 Prozent. Gekürzt werde auch bei der Batterieforschung. Die Ministerin habe keinen Gestaltungsanspruch. Sie sei die „Ministerin der verpassten Chancen“.
SPD: Bildungsetat stabilisiert sich auf hohem Niveau
Dr. Wiebke Esdar (SPD) wies darauf hin, dass nahezu alle Ressorts Einsparungen vornehmen müssten. Der Haushalt sei jedoch zugleich gekennzeichnet von hohen Investitionen. Die Investitionsquote steige von zehn auf zwölf Prozent, und das sei „ein richtig gutes Zeichen für die Zukunft und die Modernisierung unseres Landes“.
Der Bildungsetat stabilisiere sich auf hohem Niveau. Der Haushalt stehe auch für Entlastungen, zum Beispiel bei der steuerlichen Forschungsförderung. Esdar verwies auf zahlreiche Forschungsprojekte, die mehr Geld bekommen würden.
AfD: Deutschland forciert eigenen Abstieg
Als „Riesenskandal“ bezeichnete Nicole Höchst (AfD) die geplante Kürzung des Bildungsetats um 1,2 Milliarden Euro. Denn das deutsche Schulsystem liege in „rauchenden Trümmern“.
Es sei ein Skandal, dass die Zahl der Bürger kontinuierlich durch Zuzug erhöht werde, aber zugleich die Mittel für Bildung und frühkindlichen Spracherwerb gekürzt würden. Es gebe inzwischen so viele Gender-Lehrstühle wie Lehrstühle für Pharmazie „So forciert Deutschland den eigenen Abstieg“, kritisierte Höchst. Sie verlangte unter anderem eine kostenlose Meisterausbildung.
Grüne: Müssen wichtige Weichen stellen
Bruno Hönel (Bündnis 90/Die Grünen) forderte, der moralischen und gesellschaftlichen Verpflichtung zur Generationengerechtigkeit gerecht zu werden. „Ob es um die Bekämpfung der Klimakrise oder den Zugang zur Bildung geht, wir müssen jetzt wichtige Weichen stellen.“ Und dafür stehe der Etat für Bildung und Forschung, der einiges vorzuweisen habe. So würden die Mittel für Klima- und Nachhaltigkeitsforschung um rund 100 Millionen Euro auf 851 Millionen Euro anwachsen.
Hönel erinnerte daran, dass über ein Drittel der Studierenden armutsgefährdet sei. Daher müssten mehr Menschen ins BAföG gebracht werden.
Linke will Sondervermögen für Bildung
„Bildung und Forschung haben in dieser Koalition keine Priorität. Es ist ein Trauerspiel“, kritisierte Dr. Petra Sitte (Die Linke). Wenn die Inflation mitgerechnet werde, würden die Mittel für Bildung und Forschung nicht um fünf, sondern um zehn Prozent gekürzt.
Mit diesem Haushalt würden weder Kinderarmut noch Bildungsarmut bekämpft. Wie für die Militärausgaben, wohin jeder fünfte Euro des Etats fließe, müsse es ein Sondervermögen für Bildung geben.
FDP verweist auf sinkende Anzahl an Antragsteller
Christoph Meyer (FDP) verteidigte die Kürzung der BAföG-Ansatzes im Haushalt von 2,71 auf 1,99 Milliarden Euro. Das habe mit der sinkenden Zahl der Antragsteller zu tun.
Vorwürfe der Union angesichts schlechter Grundschulbildung gab er an die Union zurück, die in neun der 16 Bundesländer mitregiere. Und bei Künstlicher Intelligenz werde nicht gekürzt, wie die CDU/CSU behaupte, sondern erhöht. (hle/07.09.2023)
Förderung der Aus- und Weiterbildung
Im Einzelplan 30 des Bundeshaushalts 2024 sind Ausgaben von 20,3 Milliarden Euro vorgesehen gegenüber 21,46 Milliarden Euro in diesem Jahr. Bundesministerin Stark-Watzinger kann mit Einnahmen von 51,25 Millionen Euro kalkulieren (2023: 41,25 Millionen Euro). Größter Posten im Bereich der Bildung sind die Ausgaben nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Dafür sind 1,99 Milliarden Euro vorgesehen gegenüber 2,71 Milliarden Euro in diesem Jahr. Für die berufliche Aufstiegsfortbildung soll es 852,18 Millionen Euro geben (2023: 879,88 Millionen Euro), für die berufliche Bildung 266,31 Millionen Euro (2023: 261,34 Millionen Euro), für die „Stärkung des Lernens im Lebenslauf“ 394,02 Millionen Euro (2023: 512,14 Millionen Euro) und für die Begabtenförderung 464,88 Millionen Euro (2023: 465,6 Millionen Euro).
Die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts- und Innovationssystems soll mit 7,98 Milliarden Euro verbessert werden (2023: 7,78 Milliarden Euro). Darin enthalten sind 2,05 Milliarden Euro für die Stärkung von Studium und Lehre (2023: 1,94 Milliarden Euro). Für die Exzellenzstrategie zur Förderung der Spitzenforschung an Universitäten sollen nach wie vor 400 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Förderung von Forschungseinrichtungen
Die Förderung der Großforschungseinrichtungen sieht vor, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft 2,08 Milliarden Euro erhält (2023: 2,04 Milliarden Euro), die Max-Planck-Gesellschaft 1,25 Milliarden Euro (2023: 1,23 Milliarden Euro), die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung 864,82 Millionen Euro (2023: 853,97 Millionen Euro) und die Zentren der Hermann-von-Helmholtz-Gemeinschaft sowie das Berliner Institut für Gesundheitsforschung 3,05 Milliarden Euro (2023: 2,97 Milliarden Euro).
Für die Mitgliedseinrichtungen der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz sollen 700,23 Millionen Euro als Zuschüsse an die Länder gehen (2023: 682,18 Millionen Euro). Innovationen durch neue Technologien sollen mit 1,26 Milliarden Euro gefördert werden (2023: 1,27 Milliarden Euro). (hle/vom/07.09.2023)