Matthias Erzberger mit Porträtbüste geehrt
Seit März 2017 ist das Bundestagsgebäude Unter den Linden 71 in Berlin-Mitte nach dem Politiker Matthias Erzberger (1875 bis 1921) von der Deutschen Zentrumspartei benannt. Nun wurde dem Abgeordneten aus der Zeit der Weimarer Republik dort mit einer Porträtbüste des Künstlers Bertrand Freiesleben ein weiteres Denkmal gesetzt.
Die Ehrung sei längst überfällig, sagte Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble bei der Einweihung der Büste am Montag, 17. Mai 2021, vor dem Stahlbetonbau in unmittelbarer Nachbarschaft zum Brandenburger Tor. Deutschland und die deutsche Hauptstadt seien bisher nämlich nicht sonderlich generös mit Erzberger umgegangen, so der Parlamentspräsident.
Der Übergang vom Kaiserreich in die Republik
„Erzberger war vermutlich kein einfacher und auch kein unbedingt sympathischer Mensch, aber er hat einen gewaltigen Anteil an der Geschichte des Übergangs vom Kaiserreich in die Republik“, sagte Schäuble zur Würdigung des 1875 in Buttenhausen im damaligen Königreich Württemberg geborenen Politikers. Man müsse immer daran erinnern, dass Erzberger zu Beginn ein leidenschaftlicher Anhänger des Krieges gewesen sei – auch wenn er diese Einstellung zunehmend abgelegt habe. „Am Ende hat er maßgeblich die Friedensresolution des Reichstags betrieben“, so Schäuble.
Erzberger war ab 1903 Abgeordneter des Reichstags und verantwortete unter anderem ein reichseinheitliches Bahnsystem und eine bis heute nachwirkende Steuerreform. 1921 wurde er von rechtsterroristischen Attentätern bei Bad Griesbach im Schwarzwald erschossen. Die Benennung des Matthias-Erzberger-Hauses wurde am 23. März 2017 durch den damaligen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert bekanntgegeben – zum Jahrestag des nationalsozialistischen Ermächtigungsgesetzes vom 23. März 1933. Zeitgleich bekam auch das schräg gegenüberliegende Otto-Wels-Haus des Bundestages seinen Namen.
„Souveränität gepaart mit Menschlichkeit“
„Souveränität gepaart mit Menschlichkeit“ – diesem Motto habe er sich bei der Gestaltung der Büste verschrieben, sagte Freiesleben bei der Einweihung seines für die Öffentlichkeit jederzeit frei zugänglichen Werks. Er wolle keinen „Staatsmann und Standardpolitiker“ darstellen, „sondern einen einfühlsamen Menschen“, so Freiesleben.
Der 1967 in Lübeck geborene Künstler, der Bildhauerei in Kiel und Kunstgeschichte in Berlin studiert hat, hat sich bereits mit zahlreichen anderen Porträtbüsten einen Namen gemacht. Neben der Verewigung der Köpfe berühmter Dirigenten wie etwa Claudio Abbado oder Kurt Masur hat Freiesleben unter anderem auch eine Reihe ehemaliger Bundespräsidenten porträtiert. (ste/18.05.2021)