Keine Zwischenergebnisse zur Lipödem-Studie
Berlin: (hib/HAU) Die LIPLEG-Studie zur Beantwortung der Frage, welchen Nutzen die Liposuktion (Absaugung von Fettzellen) bei Lipödem im Vergleich zu einer alleinigen konservativen, symptomorientierten Behandlung hat, wurde im Februar 2021 begonnen und läuft derzeit planmäßig. Die Vorlage von Zwischenergebnissen sei nicht vorgesehen, sagte Matthias Perleth als Vertreter des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), dem höchsten Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, während einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses am Montag.
Aus Sicht der Petentin Inge Erdinger, die selbst unter Lipödem, einer Erkrankung des Fettgewebes, von der fast ausschließlich Frauen betroffen sind, leidet und eine Selbsthilfegruppe gegründet hat, dauert das zu lange. Seit 2017 wisse man um das Problem. „Was ist in all den Jahren passiert?“, fragte sie während der Sitzung. Immer wieder habe sie sich anhören müssen, man warte auf die Studie. „Doch es tut sich nichts“, zeigte sie sich enttäuscht. G-BA-Vertreter Perleth wollte das so nicht stehen lassen. Beim G-BA sei das Thema nicht auf die lange Bank geschoben worden. Man habe sich sehr ernsthaft bemüht, sich dem Thema zu widmen „und eine gute Lösung zu finden“. Eine solche umfangreiche Studie zu planen, sei aber komplex und dauere seine Zeit, sagte er.
In ihrer öffentlichen Petition, die 64.292-mal mitgezeichnet wurde, fordert die Petentin, dass die Liposuktionsbehandlung im Falle eines Lipödems in allen Stadien der Erkrankung durch die Krankenkasse übernommen wird. Auch müsse die Aufgabe der Begutachtungen, die derzeit durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) wahrgenommen wird, von unabhängigen Gutachtern übernommen werden, die sich täglich mit der Erkrankung beschäftigen, verlangt sie. „Die beim MDK tätigen Personen sind nicht adäquat geschult, um sich auch nur annähernd auf dem Gebiet der Lymphologie auszukennen“, heißt es in der Petition. Da das Lipödem, „respektive die Lymphologie“, im medizinischen Studium nicht beziehungsweise kaum beachtet werde, müsse es eine Ausbildungsverpflichtung im Studium und in der Weiterbildung geben. Hausärzte, aber auch Fachärzte wie etwa Gynäkologen, Kinderärzte und vor allem Dermatologen müssten die Krankheit frühzeitig erkennen können, betont die Petentin.
Unterstützt wurde ihre Forderung von dem sie begleitenden Facharzt für Gefäßkrankheiten, Michael Offermann aus Essen. „Nach einer Operation, wenn sie denn früh genug durchgeführt wird, ist das Lipödem vorbei“, sagte der Experte. „Das ist schon seit 20 Jahren so“, fügte er hinzu. Auf anderslautende Stellungnahmen von Lymphologen hingewiesen, sagte er: Die Lymphologie habe eigentlich mit dem Lipödem nichts zu tun. Das Lipödem sei eine trockene Erkrankung. Die Fettzellen seien zu groß, es sei aber kein Wasser in ihnen. Eine Lymphdrainage bringe daher nichts, die Kompressionstherapie mache lediglich zur Schmerzstillung Sinn.
Offermann stellte sich auch hinter die Forderung der Petentin, den Body-Maß-Index (BMI) nicht als Kriterium für eine Kostenübernahme der Liposuktionsbehandlung anzusehen. G-BA-Vertreter Perleth sagte dazu, der G-BA sei schon an die oberste Grenze der Empfehlungen von Experten beim BMI gegangen, um möglichst vielen Patientinnen die Behandlung zu ermöglichen. In der entsprechenden Richtlinie finde sich auch keine absolute Grenze. In Einzelfällen könne es also Ausnahmen geben. Auch wenn die Aussagekraft des BMI in bestimmten Konstellationen an seine Grenzen komme, sei er ein international etablierter Standard, „den der G-BA nicht einfach so durch einen anderen Wert ersetzen kann“, gab Perleth zu bedenken.