25.11.2024 Wirtschaft — Unterrichtung — hib 809/2024

Die Wirtschaft stagniert weiter

Berlin: (hib/HLE) Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich weiterhin in der Stagnation. Diese Feststellung trifft der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seinem von der Bundesregierung als Unterrichtung (20/13800) vorgelegten Jahresgutachten 2024/25. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei in den vergangenen fünf Jahren real insgesamt lediglich um 0,1 Prozent gewachsen, heißt es in dem mit dem Titel „Versäumnisse angehen, entschlossen modernisieren“ veröffentlichten Gutachten. Das deutsche Produktionspotenzial liege um mehr als fünf Prozent unter dem Wert, der im Jahr 2019 für das Jahr 2024 erwartet worden sei. „Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland wirtschaftlich deutlich hinterher. Dies legt in der Gesamtschau zunehmend nahe, dass die deutsche Volkswirtschaft sowohl von konjunkturellen als auch von strukturellen Problemen ausgebremst wird“, meinen die Gutachter. Sie erwarten, dass Deutschland auch im nächsten Jahr „deutlich“ hinter anderen Volkswirtschaften zurückbleiben wird. Die anhaltend schwache wirtschaftliche Entwicklung wird vor allem mit einem Rückgang von Produktion und Wertschöpfung in der Industrie erklärt. Dagegen verzeichne die globale Industrieproduktion deutlich positive Raten.

Als Versäumnisse haben die Wissenschaftler ausgemacht: Die Ausgaben für Infrastruktur, Bildung und Verteidigung seien im internationalen Vergleich gering, was in den letzten Jahren bereits zu deutlichen Mängeln geführt habe. Im Verkehrsbereich sei eine Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur und eine Dekarbonisierung des Güterverkehrs erforderlich. Dafür werden die Schaffung eines Verkehrsinfrastrukturfonds und im Straßenverkehr eine stärkere Nutzerfinanzierung etwa durch eine fahrleistungsabhängige PKW-Maut vorgeschlagen. Außerdem gebe es einen Rückstand bei der Digitalisierung im Finanzsystem, wodurch Potenziale für Innovationen und Effizienzsteigerungen verschenkt würden.

Für das laufende Jahr erwartet der Sachverständigenrat kein Wirtschaftswachstum in Deutschland mehr, sondern eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent. Er revidiert damit seine Prognose gegenüber dem Frühjahr 2024 um 0,3 Prozentpunkte nach unten. Im Jahr 2025 wird nur mit einem geringfügigen Wachstum von 0,4 Prozent gerechnet. Dagegen soll die Eurozone in diesem Jahr um 0,7 Prozent wachsen und im kommenden Jahr sogar um 1,3 Prozent. Als Inflationsrate erwarten die Sachverständigen in diesem Jahr in Deutschland 2,2 Prozent und 2025 mit 2,1 Prozent einen geringfügig niedrigeren Wert.