Seehofer: Gegenüber Rechtsextremismus aufmerksam bleiben
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hält gegenüber Rechtsextremismus und -terrorismus in Deutschland „höchste Aufmerksamkeit“ für erforderlich. Im Bundestag verwies Seehofer am Donnerstag, 12. September 2019, in der ersten Lesung des Haushaltsentwurfs 2020 für das Ministerium des Innern, für Bau und Heimat (Einzelplan 06) darauf, dass neben der nach wie vor hohen Gefährdungslage beim islamistischen Terrorismus auch die Gefährdungslage durch den Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus als „hoch“ eingestuft worden sei. Man ergänze das Bundeskriminalamt (BKA) und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) mit „neue Einheiten, die sich speziell auf diesen Komplex konzentrieren“, fügte der Minister hinzu und warb beim Parlament dafür, bei den Haushaltsberatungen insbesondere die dazu notwendigen Planstellen zur Verfügung zu stellen. Dabei gehe es „in die Hunderte“ von Planstellen zur wirksamen Gefahrenabwehr gegenüber Rechtsextremismus und -terrorismus.
Minister: Nach wie vor hoher Migrationsdruck von allen Seiten
Mit Blick auf die Zuwanderungszahlen äußerte Seehofer die Erwartung, dass Deutschland am Ende des Jahres „mit höchster Wahrscheinlichkeit“ weit unter dem in der Koalition vereinbarten Korridor von 180.000 bis 220.000 liegen werde.
Zugleich mahnte er eine gemeinsame europäische Asylpolitik an. „Der Migrationsdruck von allen Seiten“ sei nach wie vor hoch. Dies könnten nur die Europäer gemeinsam lösen.
AfD: Wir brauchen Rückführung
Dr. Gottfried Curio (AfD) kritisierte, es gebe nach wie vor „massenhaft illegale Migration“ aus Afrika und islamischen Ländern. „Was wir brauchen, ist Rückführung“, sagte er. Die Maßnahmen des Bundesinnenministeriums lösten die Probleme dagegen nicht.
Vielmehr erzeuge erst „der europäische Aufnahmeanreiz“ Migration und erhebliche Kosten hierzulande. Diese „Anstiftung zur Migration“ sei humanitär wie finanziell der falsche Weg. „Hundertmal effektiver“ wäre Hilfe vor Ort.
FDP fragt nach „nachhaltiger Steuerung der Einwanderung“
Dr. Stefan Ruppert (FDP) bemängelte, dass man von Seehofer anders als zu Beginn von dessen Amtszeit nur wenig höre. Dabei seien die Aufgaben in Deutschland nach wie vor sehr groß, fügte Ruppert hinzu und warf die Frage auf, warum bei der „nachhaltigen Steuerung der Einwanderung“ nichts passiere.
Zugleich beklagte er, dass aus der Islamkonferenz „nichts geworden“ sei.
Linke: Mehr als 12.500 gewaltbereite Neonazis
Victor Perli (Die Linke) verwies darauf, dass laut Bundesinnenministerium mehr als 12.500 Neonazis gewaltbereit seien. Auch seien fast 200 Menschen „in den letzten 30 Jahren den Neonazis zum Opfer gefallen“.
Dennoch wolle die Bundesregierung acht Millionen Euro beim Programm „Demokratie leben“ kürzen, mit dem die Zivilgesellschaft vor Ort gestärkt und die Opferberatung ausgebaut würden.
Grüne: Zu später Perspektivwechsel
Irene Mihalic (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßte, dass „der Blick endlich geschärft wird für das vernetzte Vorgehen der rechten Szene“ und sich hier beim BKA sowie beim Verfassungsschutz „ein neues Denken etabliert“.
Dieser Perspektivwechsel sei spät und teilweise leider zu spät gekommen. Sie hielt zugleich Seehofer vor, 440 Stellen beim BKA zum Bekämpfung des Rechtsextremismus schaffen zu wollen, doch seien diese Stellen im Haushaltsentwurf nicht zu finden.
SPD: Positive Bilanz im Bereich der inneren Sicherheit
Burkhard Lischka (SPD) bescheinigte der Großen Koalition eine positive Bilanz im Bereich der inneren Sicherheit. Was sie hier in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht habe, könne sich „wirklich sehen lassen“, betonte er.
Man habe Tausende neuer Stellen bei der Polizei, dem Bundeskriminalamt und beim Verfassungsschutz geschaffen sowie „Milliardeninvestitionen vorgenommen“. Dies sei „durchaus erfolgreich gewesen“, wie etwa der Rückgang der Zahl der Wohnungseinbrüche zeige.
CDU/CSU: Noch einiges zu tun
Dr. Mathias Middelberg (CDU/CSU) attestierte ebenfalls der Großen Koalition eine erfolgreiche Arbeit in der Innenpolitik. So habe die Bertelsmann-Stiftung festgestellt, dass 71 Prozent der Projekte aus dem Koalitionsvertrag im Bereich dem Bundesinnenministeriums „bereits umgesetzt oder substanziell in Angriff genommen“ seien.
Gleichwohl gebe es in den Bereichen Migration, Kriminalität und Rechtsextremismus „noch einiges zu tun“.
Migration und Integration
Das Ministerium kann im Jahr 2020 mit Ausgaben in Höhe von 15,33 Milliarden Euro (2019: 15,85 Milliarden Euro) planen. Die Personalausgaben machen mit 5,06 Milliarden Euro knapp ein Drittel des gesamten Etats aus (2019: 4,82 Milliarden Euro). Das geht aus dem im Regierungsentwurf für den Einzelplan 06 des Bundeshaushalts hervor.
Für Integration und Migration, Minderheiten und Vertriebene sieht die Regierung Ausgaben von 986,87 Millionen Euro vor (2019: 1,07 Milliarden Euro). Davon sind 918,7 Millionen Euro (2019: 946,6 Millionen Euro) für den Bereich Integration und Migration vorgesehen, unter anderem allein 698,6 Millionen Euro für Integrationskurse (2019: 720 Millionen Euro). 70,98 Millionen Euro (2019: 70,76 Millionen Euro) sollen für die Migrationsberatung erwachsener Zuwanderer ausgegeben werden können.
Netzpolitik und moderne Verwaltung
Für Informationstechnik (IT), Netzpolitik, Digitalfunk und die Modernisierung der Verwaltung sind 1,17 Milliarden Euro eingestellt (2019: 1,24 Milliarden Euro). Davon entfallen auf den Digitalfunk 390,83 Millionen Euro (2019: 390,45 Millionen Euro), auf die Umsetzung der IT-Konsolidierung des Bundes 473,12 Millionen Euro (2019: 579,16 Millionen Euro), auf IT und Netzpolitik 27,1 Millionen Euro (2019: 23,14 Millionen Euro) und auf die Modernisierung der Verwaltung 127,91 Millionen Euro (2019: 97,02 Millionen Euro).
Für den Sport sieht der Etatentwurf Ausgaben von 245,13 Millionen Euro (2019: 234,9 Millionen Euro) vor. Als Zuschuss für Maßnahmen zur Dopingbekämpfung sind 6,59 Millionen Euro eingeplant (2019: 7,25 Millionen Euro)
Wohnungswesen und Stadtentwicklung
Der Bereich „Wohnungswesen und Stadtentwicklung“ umfasst Ausgaben von 3,35 Milliarden Euro (2019: 4,19 Milliarden Euro), von denen 2,5 Milliarden (2019: 3,44 Milliarden Euro) investiert werden sollen. Die Ausgaben für Wohngeld belaufen sich dabei auf 600 Millionen Euro (2019: 510 Millionen Euro). Für das Baukindergeld sind 861,35 Millionen Euro vorgesehen (2019: 570 Millionen Euro). Die in den vergangenen Jahren im Etat befindlichen 1,52 Milliarden Euro für Kompensationszahlungen wegen der Beendigung der Finanzhilfen des Bundes zur sozialen Wohnraumförderung an die Länder finden sich im aktuellen Entwurf nicht, da die Kompensationszahlungen Ende 2019 beendet werden.
Für die Städtebauförderung plant die Regierung eine Milliarde Euro ein (2019: 899,75 Millionen Euro) und für die nationale Stadtentwicklungspolitik 20,9 Millionen Euro (2019: 9,5 Millionen Euro). (sto/12.09.2019)