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Jugend

Experten: Frühkindliche Entwicklung fördern

Ein Kind zählt Kleingeld

Die Kinderkommission beschäftigte sich mit den Ursachen für Kinderarmut. (© dpa)

Problematisch ist nicht grundsätzlich das selektive Bildungssystem, sondern sind die Defizite in der frühkindlichen Bildung. Das war die einhellige Meinung der Experten in einem öffentlichen Fachgespräch der Kommission des Bundestages zur Wahrnehmung der Belange der Kinder (Kinderkommission) des Bundestages am Mittwoch, 13. April 2016. Thema des Gesprächs unter Vorsitz von Norbert Müller (Die Linke) war das „selektive Bildungssystem“, welches oftmals als Ursache für Kinderarmut gesehen wird. Alle drei Sachverständige sehen jedoch die Defizite in der Förderung der frühkindlichen Entwicklung. 

Kinderarmut: Erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen 

Dr. Thomas Lampert vom Robert-Koch-Institut, Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, legte seine Studie vor, in der bundesweite Umfragen und körperliche Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen von 2003 bis 2006 und nachfolgende Studien in armen Familien gemacht wurden. Nachweislich war hier festzustellen, dass der allgemeine Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen im Alter von sieben bis 17 Jahren umso schlechter ausfiel, je niedriger der soziale Status der Eltern war. Am prekärsten war das dreifach erhöhte Risiko solcher Kinder, im späteren Alter psychische Auffälligkeiten auszubilden, so Lampert.

Kinder aus sozial benachteiligten Familien, fuhr Lampert mit seiner Studie fort, könnten jedoch mit sozialen Ressourcen und familiärer Unterstützung weniger psychische Auffälligkeiten entwickeln. Prof. Dr. Kai Maaz vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung stimmte den Aussagen Lamperts zu und erklärte aber, dass das Bildungssystem in Deutschland - wenn sicherlich oftmals deutlich selektiv - nicht die Hauptursache dafür sei.

„Defizite früh erkennen und gegensteuern“

Er sehe, wie auch die beiden anderen Experten, das Problem in den Ungleichheiten zwischen den Kindern im Grundschul- und Vorschulalter. Defizite, wie beispielsweise Wortschatz- oder Koordinationsschwierigkeiten, seien auf ein unzureichendes Angebot an Bildungs- und Betreuungsangeboten, Partizipationsmöglichkeiten oder Sportangeboten im Kita- und Grundschulbereich zurückzuführen. Maaz forderte: „Frühe Förderung in den Blick nehmen. Defizite früher erkennen und gegensteuern.“

Positive Entwicklung durch frühe Kitabesuche

Diese Aussagen bekräftigte auch Nora Jehles vom Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung, deren Quelle die Untersuchungen an Kindern und Jugendlichen der Studie des Robert-Koch-Instituts sei. Jehles Untersuchungsergebnisse zeigten, dass frühe Kitabesuche in gemischten Kitas mit Kindern aus Familien mit Sozialgeldbezug sich positiv auf die Entwicklung der armen Kinder auswirkten. Gleichzeitig aber würden arme Kinder die Kita später besuchen und blieben unter sich.

Auffällig war, so Jehles, dass der Sozialgeldbezug in den jeweiligen Familien einen größeren Einfluss auf die schlechte gesundheitliche und psychische Entwicklung der Kinder hat als der Bildungsstand der Eltern. Sie fordert also, wie auch die anderen Sachverständigen, eine bedarfsgerechte Förderung armer Kinder im frühkindlichen Bildungssystem.(abb/13.04.2016)

Liste der geladenen Sachverständigen
  • Dr. Thomas Lampert, Robert-Koch-Institut, Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring
  • Prof. Dr. Kai Maaz, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung
  • Nora Jehles, Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung