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Kinderkommission

Expertinnen: Beteiligung macht Kinder zufriedener

Kinder blättern in der Stadtbibliothek Wismar in Lesebüchern.

Die Beteiligung kleiner Kinder erörterte die Kinderkommission mit zwei Expertinnen.

Das Recht auf Beteiligung reicht allein nicht aus - Kinder müssen auch die Möglichkeit bekommen, sich im Alltag und in der Kita beispielsweise bei der Essens- oder Spieleauswahl beteiligen zu können. “Kinder müssen ihre eigenen Rechte vertreten können„, so die einhellige Meinung der beiden Sachverständigen in einem öffentlichen Expertengespräch der Kinderkommission (Kiko) unter dem Vorsitz von Susann Rüthrich (SPD) am Mittwoch, 14. Oktober 2015.


“Beteiligung macht Kinder zufriedener„

Partizipation sei essenziell für die Entwicklung des Kindes, so die Expertin Prof. Dr. Ulrike Rockmann, Präsidentin des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Würden sie im Alltag oder in ihren Kindertagesstätten nicht beteiligt, komme es oft zu Konfliktsituationen. Diese führten zu einer Behinderung ihrer positiven Emotionen, auf die die Kinder im Lern- und Entwicklungsprozess angewiesen seien. Rockmann betonte: “Wo Beteiligung ist, sind die Kinder zufriedener.„

Das Wichtigste sei jedoch, fuhr Rockmann fort, dass Kinder lernen müssen, wie Beteiligung im Alltag funktioniert. Dies müsse ihnen in den Einrichtungen durch die Erzieher und Pädagogen vorgelebt werden: “Da reichen keine Folien oder Handouts.„ 

“Dem Kind die Wahl lassen„

Diese Meinung vertrat auch Prof. Dr. Ursula Carle, Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin von der Universität Bremen. “Dem Kind die Wahl lassen„, lautet ihr Ansatz. “Kinder sollten mitreden, mitplanen, mitmachen können.„ Hier zeige sich, dass ein neues pädagogisches Konzept notwendig sei, welches die Kinder verstärkt partizipierend einbezieht. 

Carle führte das Problem aus: Nach einer “World Vision“-Studie von 2013 würden sich 30 Prozent der Kinder von ihren pädagogischen Betreuern nicht ernst genommen fühlen. Neben dem institutionellen Bereich, beispielsweise fehlende Teamstrukturen, sei auch die personelle Grundlage der Betreuer wichtig. Denn: „Können die Leute die Werte auch weitergeben?“, fragte Carle. 

Angst der Betreuer „loszulassen“

Viele Erzieher hätten Angst „loszulassen und den Kindern mehr Freiraum zu geben“, fuhr Carle fort. „Sie nehmen den Kindern alles ab, ob es das Einschenken der Getränke oder das Geschirrspülen ist.“ Oft seien die Erzieher zu überfordert, bestimmte Aufgaben und demnach Verantwortung an die Kinder abzugeben.

Auf die Frage der Vorsitzenden, warum es den Erziehern oft so schwer falle „loszulassen“, waren sich beide Experten einig: Die Betreuer müssen eigene Beteiligungserfahrungen in ihrem Lebenslauf vorweisen können. „Wenn derjenige merkt, dass das, was ich einbringe, eine Wirkung hat, versteht er Partizipation und kann es dann weitergeben“, antwortete Carle. 

Erzieher sollten Vorbilder sein

Die Erzieher sollten demnach eine Vorbildfunktion für die Kinder einnehmen, sie fördern, ihre Ideen zu hinterfragen und weiter anzugehen, so das Fazit der Expertinnen. „Impulse setzen“, sagte Carle. Wie Beteiligung funktioniert, sollte bereits im Vorschulalter erklärt werden, fand Rockmann. „Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft. Kinder müssen früh lernen, dass und wie sie sich beteiligen können.“(abb/14.10.2015) 

Geladene Sachverständige
  • Prof. Dr. Ursula Carle, Universität Bremen, Erziehungs- und Bildungswissenschaften
  • Prof. Dr. Ulrike Rockmann, Präsidentin des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg