Experten: Berufsberatung für junge Leute verbessern
Vier Sachverständige fordern eine Verbesserung der Rahmenbedingungen bei der Berufsorientierung für junge Menschen. „Eine richtige Berufsorientierung ist der entscheidende Schlüssel für die Zukunft“, so die einhellige Meinung der Experten in der öffentlichen Sitzung der Kinderkommission (Kiko) zum Thema Beteiligung bei der Berufswahl und dem Berufseinstieg unter Vorsitz von Susann Rüthrich (SPD) am Mittwoch, 23. September 2015.
„Berufe müssen vorgestellt und klar definiert werden“
Ilona Wolf von der Sächsischen Bildungsgewerkschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden lege besonderen Wert auf spezialisierte Berufsorientierungen. „Sehr viele junge Menschen brechen ihre Ausbildung ab, weil die Motivation sich verändert. Diese müsse gestärkt werden und der Job als solches muss vorgestellt und klar definiert werden.“
Um besonders Schüler ab der achten Klasse auf das Berufsleben im Naturwissenschaftlichen Bereich vorzubereiten, biete die SGB Dresden nicht nur Schülerlabore und Ferienakademien sondern auch Seminare an, um den Berufsalltag besser vorstellen zu können.
Probleme von Azubis schnell behandeln
Elisabeth Maier und Johannes Fester von der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Charité Berlin betonten, dass es wichtig sei, Probleme der Auszubildenden schnell und effektiv zu behandeln. Dafür tage die JAV der Charité im zweiwöchigen Rhythmus einen ganzen Tag lang.
Die JAV bestehe aus gewählten Vertretern der Ausbildungsbereiche und des Fachpersonals und kümmere sich besonders um Auszubildende im Hebammen- und Pflegedienst. Aufkommende Probleme versuche man schnellstmöglich zu behandeln.
Experte: Trend geht in Richtung Studium
Florian Haggenmiller vom Deutschen Gewerkschaftsbund präsentierte aktuelle Statistiken des DGB. Auffällig sei, dass der Trend immer mehr in Richtung Studium gehe. Vor allem auf Gymnasien lege man vermehrt Wert auf eine Studiums-orientierte Beratung. „Dies führe aber eher zu einer hohen Abbruchquote“, sagte Haggenmiller.
Allgemein seien Abiturienten überforderter als Nicht-Abiturienten, denn ihnen bieten sich viel mehr Möglichkeiten an, die zu schnell unübersichtlich werden. Aufgrund von Umfragen sagt er, dass vor allem Abiturienten nicht in ihren Traumberufen landen. Haggenmiller findet, es sei wichtig den jungen Menschen als Individuum zu sehen und diesen gezielt zu fragen, was er will und worin er sich in der Zukunft sieht.
Mehr Praktika, individuellere Beratung, engagiertere Schulen
Auf die Frage der Vorsitzenden, welche Rahmenbedingungen erfüllt werden müssen, um eine effektivere und bessere Berufsorientierung erreichen zu können, plädierten alle Experten auf individuellere Beratungen, praxisnahe Erfahrungsmöglichkeiten und zukunftsorientierte Perspektiven zu achten. Vor allem Schulen sollten sich mehr engagieren und alle Möglichkeiten mit den Kindern und Jugendlichen durchgehen.
Besonders wichtig war es den Experten zu unterstreichen, dass die Berufswünsche junger Menschen individuell berücksichtigt werden. „Zusätzlich sollten Schulen verpflichtet werden Praktikumsplätze zu fördern und vermehrt anzubieten, denn so kann man seine Stärken und Schwächen herausfinden“, sagte Maier und erhielt auf Unterstützung der anderen Experten. (kjk/24.09.2015)
Liste der geladenen Sachverständigen
- Sabrina Blomeier, Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Charité Berlin
- Johannes Fester, Jugend- und Auszubildendenvertretung der Charité Berlin
- Florian Haggenmiller, Deutscher Gewerkschaftsbund
- Elisabeth Maier, Jugend- und Auszubildendenvertretung Charité Berlin
- Ilona Wolf, Sächsischen Bildungsgewerkschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden