Schwesig: Elterngeld zum Familiengeld ausbauen
Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) will das Elterngeld zu einem Familiengeld ausbauen. In der ersten Lesung des Haushaltsentwurfs des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (18/9200, Einzelplan 17) erneuerte sie am Donnerstag, 8. September 2016. ihre Forderung nach einer Ausweitung der familienpolitischen Leistung. Bereits jetzt bilden die Ausgaben für das Elterngeld rund zwei Drittel ihres Etats, der 2017 rund 9,2 Milliarden Euro umfassen soll. Die Ausgaben für das Elterngeld sollen im kommenden Jahr noch einmal um 200 Millionen Euro auf 6,2 Milliarden Euro steigen.
Ministerin: Investitionen in die Zukunft unseres Landes
Mehr Geld für die Familien seien „Investitionen in den Zusammenhalt und in die Zukunft unseres Landes“, sagte Schwesig. Allerdings müsse der Staat perspektivisch Eltern auch nach dem ersten Lebensjahr des Kindes unterstützen. Die Ministerin hatte ihre Pläne für ein Familiengeld bereits im Juli vorgestellt. So sollen die Eltern von Kindern unter acht Jahren maximal zwei Jahre lang ein Familiengeld von bis zu 300 Euro beziehen, wenn sie beide ihre Arbeitszeit auf 28 bis 36 Wochenstunden reduzieren.
Den zweitgrößten Ausgabenposten unter den gesetzlichen Leistungen für Familien bilden gemäß der Planungen des Ministeriums das Kindergeld und der Kinderzuschlag mit 594 Millionen Euro. Hinzu kommen Ausgaben gemäß dem Unterhaltsvorschussgesetz von 315 Millionen Euro. Auch den Unterhaltsvorschuss würde Schwesig gerne reformieren. Nach ihren Vorstellungen soll die Altersgrenze der Kinder von Alleinerziehenden von zwölf auf 18 Jahre angehoben werden.
SPD: Mehr zeitliche Spielräume für Familien
Unterstützung erhielt Schwesig in der Haushaltsdebatte für ihre Forderungen nicht nur aus den Reihen der SPD-Fraktion, sondern auch von der Linksfraktion und Bündnis 90/Die Grünen.
Die SPD-Abgeordnete Dr. Carola Reimann sagte, die Ministerin habe ein „überzeugendes Konzept“ für das Familiengeld vorgelegt, um den Familien mehr zeitliche Spielräume zu ermöglichen.
Opposition: Unterhaltsvorschuss ausbauen
Auch Katja Dörner (Bündnis 90/Die Grünen) und Norbert Müller (Die Linke) forderten die Einführung eines Familiengeldes und den Ausbau des Unterhaltsvorschusses.
Dörner warnte allerdings, dass „die Ankündigungspolitik“ der Ministerin nicht ausreiche. So sei dem Parlament auch der angekündigte Gesetzentwurf zur Lohngleichheit von Frauen und Männern noch immer nicht vorgelegt worden.
CDU/CSU: Unseriöse Versprechungen
Die CDU/CSU-Fraktion hingegen scheut die zusätzlichen Ausgaben, die mit dem Familiengeld und dem erweiterten Unterhaltsvorschuss verbunden wären.
Die Unionsabgeordnete Nadine Schön sagte, es sei „unseriös“, den Familien weitere finanzielle Versprechungen zu machen, die nicht finanziert werden könnten.
Gut eine Milliarde Euro für Kinder- und Jugendpolitik
Im Bereich der Kinder- und Jugendpolitik rechnet das Familienministerium mit Ausgaben von 1,06 Milliarden Euro, das sind 392,84 Millionen Euro mehr als in diesem Jahr. Davon sollen 278 Millionen Euro für Maßnahmen zur Umsetzung der Qualifizierungsoffensive aufgebracht werden. Mit 105 Millionen Euro sollen die Mittel für Programme zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie fließen.
Gekürzt werden sollen hingegen die Zuschüsse und Leistungen an die Träger der freien Jugendhilfe. Standen hierfür 2016 noch 176 Millionen Euro zur Verfügung, so sollen es im kommenden Jahr nur noch 148 Millionen Euro sein. Gegen diese Kürzungen sprachen sich nicht nur Linke und Grüne aus. Auch die Unionsfraktion forderte Nachbesserungen am Haushaltsentwurf. Die Jugendverbandsarbeit sei für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ebenso wichtig wie die Präventionsprogramme gegen Extremismus. (aw/08.09.2016)