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Parlament

Scharfenberg fragt nach Pflegeausbildungsreform

Portraitbild Scharfenberg im Plenum

Elisabeth Scharfenberg (Bündnis 90/Die Grünen) (© DBT/Schüring)

Pkw-Maut, Pegida, Position der Bundesregierung zum Einsatz von Insektiziden in Naturschutzgebieten – 36 Fragen zu ganz unterschiedlichen Themen haben die Abgeordneten für die Fragestunde des Bundestages am Mittwoch, 18. März 2015, vorgelegt (18/4295). Die Fragestunde wird ab 13.35 Uhr live im Parlamentsfernsehen, im Internet auf www.bundestag.de und auf mobilen Endgeräten übertragen. Elisabeth Scharfenberg, Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen für Pflege- und Altenpolitik, will sich dann nach dem Stand des Pflegeausbildungsgesetzes erkundigen, mit dem die Bundesregierung die Ausbildungen zum Altenpfleger, zum Krankenpfleger und zum Kinderkrankenpfleger zusammenlegen will. Ein Vorhaben, das Scharfenberg heftig kritisiert. Warum es „brandgefährlich“ ist, erklärt die Abgeordnete aus dem oberfränkischen Wahlkreis Hof/Wunsiedel im Interview:


Frau Scharfenberg, über eine Reform der Pflegeausbildung wird seit Jahren diskutiert. Eigentlich wollte die Bundesregierung bis 2015 einen Gesetzentwurf vorlegen. Bis jetzt existiert aber noch nicht einmal ein Referentenentwurf. Darüber dürften Sie eigentlich froh sein – die Idee einer integrierten Ausbildung bezeichneten Sie zuletzt als „Irrweg“. Weshalb?

Dass noch kein Entwurf vorliegt, zeigt doch, wie komplex die Sache ist. Die Bundesregierung war sehr schnell dabei, eine Reform der Ausbildungsberufe anzukündigen. Der Teufel steckt jedoch im Detail. Es gibt noch viele, hohe Hürden zu überwinden. Offen ist zum Beispiel die zentrale Frage, wie die Ausbildung künftig finanziert werden soll.

Inwiefern?

Bislang wird die Krankenpflegeausbildung komplett anders finanziert als die Altenpflegeausbildung. Während die Ausbildungen im Bereich der Kranken- und Kinderkrankenpflege hauptsächlich über die Krankenversicherung finanziert werden, wird die praktische Altenpflegeausbildung indirekt über die Pflegesätze in der stationären Einrichtung durch die Pflegebedürftigen finanziert. Für die theoretische Ausbildung muss teilweise Schulgeld gezahlt werden.

Dieses soll für die Auszubildenden aber entfallen?

Ja, das ist geplant – wie insgesamt eine Vereinheitlichung der Finanzierung. Die Länder aber sträuben sich dagegen, mehr zu zahlen – während der Bund eigentlich gar kein Geld geben will.  Ein anderes ungelöstes Problem: Nicht jede Pflegeschule – ob Kranken- oder Altenpflegeschule – ist in der Lage, eine generalistische Ausbildung anzubieten. Zudem ist der Wechsel zwischen den unterschiedlichen Praxisstellen in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege gerade in ländlichen Regionen schwierig zu organisieren. Das sind nur drei von vielen offenen Fragen…

 …die vornehmlich die Umsetzung betreffen. Ist denn eine Zusammenlegung grundsätzlich falsch?

Ich halte es für einen Fehler, aus drei Ausbildungen eine machen zu wollen. Wer eins und eins zusammenzählen kann, wird merken, dass es unmöglich ist, die Inhalte der Ausbildungen zu vereinheitlichen, ohne dass wichtiges Fachwissen abhanden kommt – gerade in der Altenpflege. Ich befürchte, dass uns hier ein ganzer Berufsstand verloren gehen könnte. In Zeiten des demografischen Wandels ist das äußerst riskant!

Es ist doch nur geplant, die Grundausbildung zusammenzulegen, auf die dann eine Spezialisierung folgt. Das beruhigt Sie nicht?

Nein, denn es wäre ja nur ein Schwerpunkt. Außerdem ist das mitnichten so beschlossen. In der Koalition gibt es teils sehr unterschiedliche Auffassungen, was eine generalistische Ausbildung sein soll. Der eine meint eine Ausbildung zur Pflegekraft ohne Spezialisierung, der andere will eine fachliche Schwerpunktsetzung zulassen.

Das große Ziel der Reform ist doch, die Attraktivität der Pflegeausbildung zu steigern. Schließlich warnen Experten längst vor einem Pflegenotstand. Zuletzt ist die Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege stark gestiegen – Sie thematisieren das in Ihrer Frage an die Bundesregierung. Ist die Reform also gar nicht notwendig?

In dieser Form jedenfalls nicht. Wir können doch nicht während wir sehenden Auges auf einen Pflegenotstand zusteuern ein ganzes System reformieren. Ich finde es brandgefährlich, was die Bundesregierung vorhat.

Was schlagen Sie stattdessen vor?

Wenn es das Ziel wäre, dass die Berufe stärker kooperieren, dann würde ich eine zweijährige gemeinsame Grundausbildung sinnvoll finden, auf die dann aber die Spezialisierung in den drei Sparten folgt. Ich höre oft das Argument, es fehlten in Krankenhäusern Pflegekräfte, die im Umgang mit alten Menschen geschult sind. Aber warum können die Krankenhäuser nicht einfach Altenpflegerinnen einstellen? Dann wäre das Problem gelöst! Bislang ist das aber nicht möglich. Krankenpflegerinnen können in der Altenpflege arbeiten, Altenpflegerinnen aber umgekehrt nicht in der Krankenpflege.

Was erwarten Sie also von der Bundesregierung?

Ich erwarte, dass sie mit Augenmaß die Situation bewertet, anstatt das Kind mit dem Bade auszuschütten. Die drei Berufe müssen erhalten bleiben. Es geht auf keinen Fall, gleich einem Ritt auf der Rasierklinge, den Beruf des Altenpflegers plattzumachen. Strukturen, die jetzt zerschlagen werden, sind weg. In der derzeitigen Versorgungslage ist das mehr als waghalsig.

(sas/16.03.2015)

 

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