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Parlament

Als die russischen Panzer rollten

Demonstranten flüchten am 17. Juni 1953 vom Potsdamer Platz
Ein Mann droht mit der Faust in Richtung der Soldaten.
Ein junger Mann ist auf einen sowjetischen Panzer geklettert.
Verzweifelter Mut: Ein Mann schlägt mit einer Stange auf einen anrückenden Panzer ein.

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Demonstranten flüchten am 17. Juni 1953 vom Potsdamer Platz (© Bundespresseamt)

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Ein Mann droht mit der Faust in Richtung der Soldaten. (© Bundespresseamt)

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Ein junger Mann ist auf einen sowjetischen Panzer geklettert. (© Bundespresseamt)

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Verzweifelter Mut: Ein Mann schlägt mit einer Stange auf einen anrückenden Panzer ein. (© Bundespresseamt)

Vor 60 Jahren: Am Morgen des 17. Juni 1953 streiken in weit mehr als tausend Betrieben und Genossenschaften der DDR die Mitarbeiter. Innerhalb weniger Stunden entwickelt sich der Aufstand zum Massenprotest gegen die SED-Führung. Rund eine Millionen Menschen in mehr als 700 Städten und Gemeinden beteiligen sich an den Protestaktionen. Am Nachmittag rollen die Panzer. Mit brutaler Entschlossenheit wird der Aufstand mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht gewaltsam niedergeschlagen. Zahlreiche Demonstranten kommen ums Leben.

DDR-Bürger fordern die deutsche Einheit

Acht Jahre nach Kriegsende entlädt sich an diesem Schicksalstag in der Bevölkerung der DDR die Unzufriedenheit mit der gesellschaftlichen und sozialen Situation. Ihre Forderungen: Rücknahme der Erhöhung der Arbeitsnormen, Rücktritt der Regierung, freie Wahlen, die Freilassung politischer Häftlinge und die deutsche Einheit. Wie ein Flächenbrand breitet sich die Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten über die gesamte DDR aus. Am Nachmittag wird der Aufstand mit den Truppen der sowjetischen Besatzungsmacht gewaltsam niedergeschlagen. Zahlreiche Menschen sterben.

Schon seit Herbst 1952 brodelt der Unmut über die herrschenden Zustände. Schikane und Bevormundung, politische Unterdrückung, religiöse Verfolgung und existenzielle Not hatten zu zahlreichen Protesten in der Bevölkerung geführt.

Staat reagiert mit Verhängung des Ausnahmezustands

Am 16. Juni 1953 führt die Ankündigung einer zehnprozentigen Erhöhung der Arbeitsnormen an den Großbaustellen Krankenhaus Friedrichshain und Stalinallee in Berlin zu ersten Arbeitsniederlegungen. Diese Normerhöhung bringt das Fass im ganzen Land zum überlaufen. Zunächst fordern die Arbeiter lediglich die Rücknahme der Normerhöhung. Schnell entwickeln sich die Streiks zum politischen Protest und weiten sich auch auf andere Bevölkerungsschichten aus.

Die DDR-Führung ist nur mit Hilfe ihrer sowjetischen Verbündeten in der Lage den Aufstand zu ersticken. Am 17. Juni verhängt die sowjetische Militäradministration gegen 13 Uhr über 167 der 217 Land- und Stadtkreise der DDR den Ausnahmezustand, der bis zum 9. Juli andauert. In Berlin stehen bereits seit 9 Uhr an wichtigen Knotenpunkten Soldaten und Panzer der Sowjetarmee bereit. Die Massenerhebung wird gewaltsam niedergeschlagen. Mindestens 55 Menschen werden getötet. Die meisten Todesopfer gibt es in Halle an der Saale (16) und in Berlin (14).

Verhaftungen und standrechtliche Erschießungen

Rund 15.000 Teilnehmer des Aufstands werden verhaftet, 1.526 von ihnen angeklagt, fünf standrechtlich erschossen. Von den Angeklagten werden zwei zum Tode verurteilt, drei zu lebenslänglicher Haft und 936 zu Gefängnisstrafen von einem bis zu 15 Jahren.

In West-Berlin und der Bundesrepublik ist die Anteilnahme groß. Der auch in der DDR vielgehörte West-Berliner Rundfunksender „RIAS“ (Rundfunk im amerikanischen Sektor) berichtete ausführlich über die Ereignisse. In der Plenarsitzung am 17. Juni bekundet der Bundestag seine Verbundenheit mit den Demonstranten, den Opfern und ihren Angehörigen. Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) bekräftigt in seiner Regierungserklärung die Forderung nach einer Wiederherstellung der deutschen Einheit in Freiheit und nach gesamtdeutschen Wahlen.

17. Juni wird im Westen zum Feiertag

Am 3. Juli 1953 verabschiedet der Deutsche Bundestag ein Gesetz, mit dem der 17. Juni als „Symbol der deutschen Einheit in Freiheit“ zum „Tag der deutschen Einheit“ und gesetzlichen Feiertag erklärt wird. 1963 erhebt Bundespräsident Heinrich Lübke den 17. Juni zusätzlich zum „Nationalen Gedenktag des Deutschen Volkes“.

Für die DDR-Führung gilt der Aufstand der Bürger bis zum Umsturz im Herbst 1989 als „faschistische Konterrevolution“. Durch den Einigungsvertrag von 1990 wird der 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, zum Nationalfeiertag bestimmt und der 17. Juni als gesetzlicher Feiertag gestrichen. Er bleibt jedoch nationaler Gedenktag. (klz/12.06.2013)

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