Auf historische Kontroversen soll verzichtet werden
Das Auswärtige Amt hat die Koordinierung der internationalen Aktivitäten anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkrieges übernommen. Das stellte ein Vertreter des Auswärtigen Amtes am Montag, 10. Juni 2013, vor dem von Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) geleiteten Unterausschuss „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik“ klar. Thematisch orientiere man sich dabei an drei Kernpunkten. So gehe es zuallererst darum, gemeinsam mit den ehemaligen Kriegsgegnern der zahllosen Opfer weltweit würdig zu gedenken.
„Einen Bogen von 1914 bis 1990 schlagen“
Zugleich solle auf historische Kontroversen, wie etwa die Kriegsschuldfrage, verzichtet werden, sagte der Ministeriumsvertreter. Zum Dritten solle darauf hingewirkt werden, dass aus den bitteren Kriegserfahrungen Lehren für die Zukunft gezogen werden. „Wir wollen versuchen, einen Bogen von 1914 bis 1990 zu schlagen“, erläuterte der Außenamtsvertreter.
Weiter sagte er, das Auswärtige Amt begreife die Koordinierungsaufgabe als Sammeln von internationalen Informationen, die den Akteuren in Deutschland zur Verfügung gestellt werden. Viele der Partnerländer hätten „enorme finanzielle Mittel“ zur Verfügung gestellt, um das Gedenken „aus ihrer Sicht würdig zu begehen“.
„Noch kein eigenes Budget“
Dabei fokussierten sie sich aber zumeist auf nationale Veranstaltungen. Großbritannien etwa gehe soweit, dass ein gemeinsames Gedenken explizit abgelehnt werde. Was die Finanzierung von deutscher Seite angeht, so sagte der Ministeriumsvertreter auf Nachfrage, im Haushalt 2014 gebe es noch kein eigenes Budget.
Weiter verwies er darauf, dass das Gedenken für internationale Organisationen „bislang kein Thema ist“. Was die Aktivitäten in Deutschland angeht, so könne sich das Auswärtige Amt vorstellen, „dass auch der Bundestag eine wichtige Rolle spielt und eine eigene Veranstaltung mit internationaler Beteiligung in Erwägung zieht“.
Europäischer Geschichtscampus
Die Bundeszentrale für politische Bildung plane als zentrales Projekt im Mai 2014 in Berlin einen europäischen Geschichtscampus mit 400 jungen Leuten, sagte ein Vertreter des Bundesministeriums des Innern (BMI). Andere Projekte verfolgten die Entstehung von Geschichtsbildern und forderten eine kritische Hinterfragung, sagte er weiter. Zwei dieser Projekte der Bundeszentrale würden sich damit befassen, unterschiedliche Länderperspektiven aufzuzeigen.
Dazu komme noch eine DVD-Edition über die Schlacht an der Somme. „Hier sollen drei Filmklassiker aus dem Bereich Dokumentarfilm publiziert werden“, sagte der BMI-Vertreter. Dabei – wie auch bei allen weiteren zu dem Thema geplanten Projekten – lege man darauf Wert, „dass ein Eventcharakter vermieden wird“.
„Veranstaltung auf hoher politischer Ebene“
Die Idee eines europäischen Geschichtscampus sei zu begrüßen, sagte in der anschließenden Diskussion Harald Leibrecht (FDP). Er nahm zugleich die Anregung auf, der Bundestag solle eine Veranstaltung auf hoher politischer Ebene stattfinden lassen. Ulla Schmidt (SPD) zeigte sich skeptisch, ob es gelingen kann, im Rahmen des würdevollen Gedenkens eine geschichtliche Kontroverse zu vermeiden und gleichzeitig noch den Blick in die Zukunft zu lenken. „Ich kann damit nicht so richtig etwas anfangen“, räumte sie ein.
Der Vorsitzende des Unterausschusses, Peter Gauweiler, erinnerte an den 8. Mai 1995. Fünfzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges habe der Bundestag seinerzeit François Mitterrand und Lech Wałęsa eingeladen. Ähnliches könne er sich auch anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkrieges vorstellen. (hau/11.06.2013)