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Parlament

Fußballfan aus Hamburg: Krista Sager

Krista Sager Bündnis 90/Die Grünen

Krista Sager Bündnis 90/Die Grünen (© photothek.net)

Krista Sager ist eine Ur-Grüne. Eine Politikerin, die sich seit mehr als 30 Jahren für grüne Ziele engagiert und eines der bekanntesten Gesichter ihrer Partei. Sie trat 1982 der Grün-Alternativen Liste des Landesverbandes in Hamburg bei und hatte seitdem viele politische Ämter inne. Die in Bremen geborene Hamburgerin ist seit elf Jahren Bundestagsabgeordnete. In ihrer ersten Legislaturperiode war sie gemeinsam mit Katrin Göring-Eckardt Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Heute ist sie Sprecherin für Wissenschafts- und Forschungspolitik. Im September 2012 titelten die großen Medien: „Schlussstrich: Krista Sager verabschiedet sich aus dem Bundestag.“ Eine Nachricht, die kaum jemand erwartet hatte. Doch ihr Abschied ist besiegelt. Krista Sager kandidiert nicht mehr.

Keine Kampfkandidatur, kein Machtkampf

Für viele  Mitstreiter war es ein Paukenschlag, dass Krista Sager aufhört. Doch sie hatte sich entschieden. Nicht etwa, weil sie in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiert. Sie ist eine überaus vitale und kraftvolle Politikerin. Ihr Entschluss, aus der Politik auszusteigen, hatte andere Gründe: „Ich gebe zu, der Abschied fällt mir nicht leicht. Ich fühle mich ja noch fit, aber ich strebe keine Kampfkandidatur mit meiner Freundin Anja Hajduk an. Ich möchte eine Debatte vermeiden, die sich wahrscheinlich auf Jünger gegenÄlter reduziert und der Partei in Hamburg einen Machtkampf ersparen“, sagt Krista Sager.

Der Gedanke aufzuhören, kam Krista Sager erstmals, als im Jahr 2010 die schwarz-grüne Koalition in Hamburg scheiterte. Für diese schwarz-grüne Koalition hatte ihre Kollegin Anja Hajduk ihr Bundestagsmandat aufgegeben, um Umweltsenatorin zu werden. Als die Koalition platze, war Krista Sager klar, dass Anja Hajduk im Jahr 2013 erneut für den Bundestag kandidieren würde.

Ausstieg bereits 2012 beschlossen

„Da es in Hamburg nur zwei halbwegs sichere Listenplätze gibt und auch Manuel Sarrazin erneut antritt, war mir klar: Bei drei Kandidaten läuft es auf einen persönlichen Machtkampf hinaus, ohne dass man dies an inhaltlichen Differenzen festmachen kann. Schon damals begann ich abzuwägen, im Jahr 2013 nicht mehr zu kandidieren“, sagt Krista Sager rückblickend und fügt an: „Ich wollte nie als Politikerin gelten, die unfähig ist, selbst einen Schlussstrich zu ziehen, und die am Stuhl klebt.“

Die erste, mit der Krista Sager über ihren Entschluss sprach, war Anja Hajduk. Sie bat die Kollegin aber, mit dieser Information noch nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. „Ich wollte Anja Hajduk früh Sicherheit geben. Andererseits war es mir aber auch wichtig, mein Mandat in der gesamten Legislatur mit voller Energie auszufüllen und meine wissenschaftspolitischen Projekte weiter voranzubringen. Mit einer frühzeitigen Meldung in der Presse, dass Sager aufhört, wäre sicher manches anders gelaufen“, so die Politikerin.

Vorkämpferin für die eingetragene Lebenspartnerschaft

Auf die Frage, welche politische Entscheidung sie in ihrem langen Wirken als Politikerin für besonders wichtig hält, muss Krista Sager nicht lange überlegen. „Zu meiner Zeit als Senatorin für die Gleichstellung in Hamburg haben wir gegen viele Widerstände die Hamburger Ehe für schwule und lesbische Paare eingeführt. Das war ein riskantes Experiment, aber wir haben damals einen Stein ins Wasser geworfen, der Kreise gezogen hat. Wäre dies in Hamburg schiefgegangen, wäre dies nicht ohne Folgen für die geplante Bundesregelung geblieben.“

Am 1. August 2001 trat nach dem Hamburger Erfolg das Gesetz über die eingetragene Lebenspartnerschaft im Bund in Kraft, das gleichgeschlechtlichen Paaren die Gründung einer Lebenspartnerschaft ermöglichte. „Das hat zu einem Paradigmenwechsel in der Gesellschaft beigetragen und die Haltung gegenüber Schwulen und Lesben insgesamt verändert. Darauf bin ich noch heute stolz.“

Was Krista Sager von Joschka Fischer gelernt hat

Als Krista Sager ihren Entschluss öffentlich machte, bekam sie von vielen Kollegen ihrer Partei Anerkennung, traf aber auch auf Erstaunen. Ein freiwilliger Verzicht auf Amt und Mandat und der Rückzug aus dem aktiven Politikgeschäft, dafür zollten ihr viele Weggefährten Respekt. Nicht wenige bedauerten ihren kampflosen Rückzug und hätten sich gewünscht, dass diese gestandene Politikerin weitermacht.

Selbst ihr Mann sei anfangs enttäuscht gewesen, dass sie nicht kämpfen wollte. Er habe sie in ihrer politischen Arbeit immer unterstützt, aber ihre Argumente schließlich akzeptiert. „Dass man in der Politik Dinge vom Ende her denken muss und sich dann überlegt, in welche Richtung man gehen möchte, habe ich von Joschka Fischer gelernt und nach diesem Prinzip nun auch meine persönliche Entscheidung getroffen“, sagt Krista Sager und wirkt dabei wie eine Frau, die von ihrer zukünftigen Richtung überzeugt ist.

Endlich einen Traum erfüllen

Nach einem extrem intensiven politischen Leben, nach 25 Jahren in vielen politischen Ämtern auf Landes- und Bundesebene, sind auch bei Krista Sager viele persönliche Dinge auf der Strecke geblieben. Das soll sich ändern, wenn sie Ende September ihr Bundestagsbüro räumt und Privatperson wird. Sie strebt kein politisches Amt mehr an und kann endlich Verabredungen treffen, die sie allein in ihren Terminkalender einträgt.

„Ich werde mir gemeinsam mit meinem Mann einen großen Traum erfüllen und eine Reise in die Antarktis unternehmen. Für eine solche Reise war in meinem bisherigen Leben als Politikerin keine Zeit. Bei einer 60- bis 70-Stunden-Woche hatte ich oft nicht einmal Zeit, ab und zu Sport zu treiben oder zum Yogakurs zu gehen. Es war in den vergangenen Jahren sogar eine Herausforderung, einen Termin für einen Theaterbesuch mit meinem Mann zu finden. All das wird künftig leichter, und ich kann diese Dinge regelmäßig tun.“

Samstags zum Millerntor

Für eine andere große Leidenschaft wird Krista Sager auch mehr Zeit haben: Sie ist Mitglied und Fan des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli und möchte künftig kein Heimspiel ihrer Mannschaft mehr wegen Berliner Verpflichtungen versäumen. „Auch darauf freue ich mich.“ (bsl/29.05.2013)

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