Gedenken an die Befreiung des KZ Mauthausen
Die Vizepräsidentin des Bundestages, Petra Pau, hat am Sonntag, 5. Mai 2013, im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Mauthausen in Oberösterreich gemeinsam mit hochrangigen Vertretern verschiedener Staaten der Befreiung des Lagers vor 68 Jahren gedacht. Der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer sagte, es sei der richtige Anlass und Ort für den dringenden Appell, aus der Geschichte zu lernen und jeder Form von Rassismus und Antisemitismus entgegenzutreten: „Das ist eine minimale Konsequenz aus dieser Geschichte“, sagte er.
„Unser aller Wunde“
Neben Fischer nahmen an der Wiedereröffnung der neu gestalteten Gedenkstätte auch der polnische Präsident Bronisław Komorowski, der ungarische Präsident János Áder und der Vorsitzende der russischen Staatsduma, Sergej Naryschkin, teil. Die israelische Justizministerin Tzipi Livni war mit ihrem Schwiegervater Moshe Spitzer nach Mauthausen gekommen.
Spitzer hatte das Todeslager als Kind überlebt und war einer von knapp drei Dutzenden ehemaligen Häftlingen, die an der Gedenkveranstaltung teilnahmen. „Die Wunden auf ihren Körpern sind nicht nur ihre, sondern unser aller Wunde“, sagte Livni.
Gedenken an mehr als 100.000 Opfer
Im Anschluss an die Veranstaltung legte Bundestagsvizepräsidentin Pau in Begleitung des deutschen Botschafters in Österreich, Detlev Rünger, zum Gedenken an die mehr als 100.000 Menschen, die im Lager von den Nationalsozialisten umgebracht worden waren, Kränze nieder.
Zum Jahrestag der Befreiung am 5. Mai 1945 durch amerikanische Truppen wurde die Gedenkstätte KZ-Mauthausen mit einem neuen Konzept umgestaltet. Neben zwei neuen Dauerausstellungen wurde ein „Raum der Namen“ eingeweiht, in dem die Namen von mehr als 81.000 Opfern verzeichnet sind.
„Bis heute unfassbare Unmenschlichkeit“
Im KZ Mauthausen und zahlreichen Nebenlagern wurden von den Nationalsozialisten zwischen 1938 mehr als 200.000 Menschen unter grausamsten Bedingungen inhaftiert, gefoltert und zur Zwangsarbeit gezwungen. Schätzungen zufolge wurden rund die Hälfte von ihnen von den Nationalsozialisten in Mauthausen getötet.
„Die bis heute unfassbare Unmenschlichkeit, die an diesem und vielen anderen Orten erschreckende Realität wurde, ist mehr als eine Mahnung. Sie ist nicht die Geschichte der anderen, sondern auch die von uns“, sagte Pau im Anschluss an die Veranstaltung. „Wenn die Zeitzeugen nicht mehr selbst berichten können, ist es unsere Aufgabe, ihre Geschichte gegenwärtig zu halten“, sagte sie.
„Zivilgesellschaft muss Stopp-Schilder aufstellen“
Gerade auch angesichts eines immer stärker sichtbar werdenden Antisemitismus in Europa, sagte Pau, müsse das Thema jeden einzelnen „aufrütteln“. Wenn sie sehe, dass zeitgleich zur Veranstaltung in Mauthausen in Europa auf Demonstrationen wieder antisemitische Parolen offen gezeigt würden, müsse die Zivilgesellschaft ganz sichtbar „Stopp-Schilder“ aufstellen.
Ein Ort wie Mauthausen mache deutlich, was „die letzte grausame Konsequenz aus Antisemitismus und Rassismus ist“. Am Vortag der Veranstaltung hatte sich Bundestagsvizepräsidentin Pau in Wien über aktuelle Fragen der Erinnerungskultur und deren wissenschaftliche Aufarbeitung in Österreich informiert. (as/06.05.2013)