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Geschichte

Hasselfeldt: Das Haus Europa weiter ausbauen

Der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt hat die Bundesrepublik am Volkstrauertag gedacht. In der zentralen Gedenkstunde des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Sonntag, 18. November 2012, hielt die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Gerda Hasselfeldt, die Gedenkrede im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes in Berlin. Die ehemalige Vizepräsidentin des Bundestages hob besonders die deutsch-französische Aussöhnung hervor, die sie „eine der wichtigsten Lehren aus der Vergangenheit“ nannte.

Freundschaft mit Frankreich

Diese Aussöhnung sei die Basis eines „einzigartigen und dauerhaften Friedens- und Integrationsprozesses“ in Europa gewesen. Mit einem deutsch-französischen Tag werde im Januar der 50. Jahrestag des Abschlusses des Élysée-Vertrages gefeiert. Die guten Beziehungen und die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich seien heute in den Köpfen und Herzen der Menschen „fest verankert“.

Hasselfeldt erinnerte auch an die Versöhnungsgeste von Bundeskanzler Helmut Kohl und Präsident François Mitterrand über den Gräbern von Verdun 1984. Die unselige „Erbfeindschaft“ sei Vergangenheit, Partnerschaft und Freundschaft, offene Grenzen und Begegnungen bestimmten heute das Verhältnis.

Aussöhnung mit Polen

Als ebenso wegweisend bezeichnete sie den Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt 1970 am Ehrenmal für die Helden des Warschauer Ghettos. Diese Geste sei ein maßgeblicher Schritt auf dem Weg zur deutsch-polnischen Aussöhnung gewesen. Sie freue sich, sagte Hasselfeldt, dass Deutschland heute zu allen östlichen Nachbarn sehr gute Beziehungen habe.

„Nie wieder Krieg“ – dies sei und bleibe die Grundlage der europäischen Einigung, die nicht als selbstverständlich betrachtet werden sollte. Die Diskussionen über die Zukunft Europas und des Euro hätten längst verschüttet geglaubte Ressentiments wieder zum Vorschein gebracht. Deshalb müsse „mit Zuversicht und Weitblick“ am „Haus Europa“ weitergebaut werden, das auf dem starken Fundament gemeinsamer Werte stehe.

„Teil der Friedensunion Europas“

Nur ein geeintes Europa wird nach den Worten Hasselfeldts ein angemessenes Gewicht auf der Bühne der Weltpolitik haben. Das Projekt Europa werde darüber entscheiden, ob die Europäer künftig in der Welt als aktive Mitspieler oder nur als Statisten auftreten. In der Jugend müsse das Bewusstsein dafür gestärkt werden, wie wertvoll und unumkehrbar die europäischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte sind.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Europa sei nicht nur verdiente Anerkennung für die europäischen Institutionen, sondern eine Auszeichnung für „jeden einzelnen europäischen Bürger“ und dessen Einsatz für die europäische Sache. „Jeder von uns sollte stolz darauf sein, Teil der Friedensunion Europas zu sein“, sagte die CSU-Abgeordnete. Der Volkstrauertag mahne, dieses „hohe Gut“ auch für zukünftige Generationen zu bewahren.

Totengedenken

Bundespräsident Joachim Gauck sprach das Totengedenken. Zu Beginn hatte der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Reinhard Führer, unter anderem an die deutsch-französische Versöhnungsmesse in Reims in Anwesenheit von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Präsident Charles de Gaulle erinnert.

Im Anschluss berichtete der Zeitzeuge und Weltkriegsveteran Heinrich Pankuweit über seine Erlebnisse als Soldat in Frankreich in den Jahren 1944 und 1945.

Versöhnung über den Gräbern

Es folgte die Lesung von Alexandra Simtion, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin des  Bundesjugendarbeitskreises im Volksbundstellvertretend für die rund 20.000 Jugendlichen vortrug, die der Volksbund jährlich über den Kriegsgräbern zusammenbringt.

Die musikalische Gestaltung der Gedenkstunde hatten der Hochschulchor der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingenunter Leitung von Professor Michael Alber und das Kammermusikensemble des Musikkorps der Bundeswehr Siegburg unter Leitung von Hauptfeldwebel Jana Heß übernommen. Als Solotrompeter blies Oberstabsfeldwebel Uwe Berning vom Musikkorps der Bundeswehr „Ich hatt' einen Kameraden“.

Solidarität mit den Hinterbliebenen der Gefallenen

Der Volkstrauertag wurde durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf Vorschlag seines bayerischen Landesverbandes zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt.

Nicht „befohlene“ Trauer war das Motiv, sondern das Setzen eines nicht übersehbaren Zeichens der Solidarität derjenigen, die keinen Verlust zu beklagen hatten, mit den Hinterbliebenen der Gefallenen. 

Erste offizielle Feierstunde 1922

Die erste offizielle Feierstunde fand 1922 im Deutschen Reichstag in Berlin statt. Der damalige Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) hielt eine im In- und Ausland vielbeachtete Rede, in der er einer feindseligen Umwelt den Gedanken an Versöhnung und Verständigung gegenüberstellte.

Ein Komitee, dem von den großen Glaubensgemeinschaften bis zum jüdischen Frauenbund vielerlei Verbände angehörten, erreichte unter Federführung des Volksbundes, dass der Volkstrauertag in den meisten Ländern des Reiches gemeinsam, nämlich am Sonntag Reminiscere, dem fünften Sonntag vor Ostern, begangen wurde. 

Heldengedenktag in der NS-Zeit

1934 bestimmten die nationalsozialistischen Machthaber durch ein Gesetz den Volkstrauertag zum Staatsfeiertag und nannten ihn „Heldengedenktag“. Die Träger waren bis 1945 die Wehrmacht und die NSDAP. Die Richtlinien über Inhalt und Ausführung erließ der Reichspropagandaminister. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde der Volkstrauertag erneut vom Volksbund eingeführt und 1950 erstmals neben vielen regionalen Veranstaltungen mit einer Feierstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen. 

Nach einer Übereinkunft zwischen der Bundesregierung, den Ländern und den großen Glaubensgemeinschaften wurde der Termin auf den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr (evangelisch) beziehungsweise den 33. Sonntag im Jahreskreis (katholisch) verlegt. Durch Landesgesetze ist der Tag geschützt. Der Volksbund versteht diesen Gedenktag auch mit zunehmendem Abstand vom Krieg als einen Tag der Trauer. Der Volkstrauertag ist aber auch zu einem Tag der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden geworden. 

825 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten

Der Volksbund betreut heute im Auftrag der Bundesregierung die Gräber von etwa zwei Millionen Kriegstoten auf über 825 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten. Er wird dabei unterstützt von mehr als einer Million Mitgliedern und Förderern sowie der Bundesregierung.

Das Leitwort ist: Versöhnung über den Gräbern - Arbeit für den Frieden. (vom/18.11.2012)