„Mr. Gorbachev, tear down this wall!“
“Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!” Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder! Diese zwei Sätze machten die Rede, die Ronald Reagan am Freitag, 12. Juni 1987, am Brandenburger Tor in Berlin hielt, zur wohl bekanntesten seiner Amtszeit. Der 40. Präsident der USA war im Rahmen seines Staatsbesuchs zur 750-Jahr-Feier der Stadt nach West-Berlin gekommen. Ost- und West-Berlin hielten getrennte Feierlichkeiten ab. Sein Plädoyer für die Freiheit richtete der Republikaner auch an seine Zuhörer in Osteuropa und Ost-Berlin. „Ich stehe genauso zu Ihnen wie zu Ihren Landsleuten im Westen, in dem festen, unerschütterlichen Glauben: Es gibt nur ein Berlin.“
... noch einen Koffer in Berlin
Zehntausende geladene Gäste hatten sich in der Straße des 17. Juni versammelt. In seiner Ansprache würdigte er die Bedeutung der Freiheit und die Wiederaufbauleistung der Bundesrepublik und West-Berlins. Mit den deutsch gesprochenen Worten „Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin“ betonte Reagan die enge Verbundenheit der Amerikaner zu den Berlinern.
25 Jahre ist das inzwischen her. Zum Jubiläum erinnert der Deutsche Bundestag am Freitag, 15. Juni, in einer halbstündigen Debatte mit dem Titel „Die Erinnerung an den Sieg der Freiheit und die historische Rolle der USA lebendig halten“ an dieses Ereignis.
Umstrittener Appell an die Freiheit
Ihre historische Bedeutung erhielt die Rede jedoch erst zwei Jahre später mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989. Im Juni 1987 wurde sie nicht überall begeistert aufgenommen. In Teilen der europäischen Öffentlichkeit befürchtete man, die „Kalter-Krieg-Rhetorik“ könne die Entspannungspolitik und die Abrüstungsverhandlungen mit Moskau gefährden.
Kaum einer glaubte an die Möglichkeit einer Maueröffnung. In der Bundesrepublik setzte man auf den Erhalt des Status quo und eine Annäherung an den Osten. Reagans Appell an die Freiheit und den Sonderstatus Berlins war daher nicht sehr willkommen.
Erneute Proteste
Wie schon fünf Jahre zuvor war sein Besuch in Berlin und Bonn von Demonstrationen und Protesten begleitet. Damals, am 10. Juni 1982, hatten rund 500.000 Menschen anlässlich seines Staatsbesuchs in Bonn demonstriert. Seine Rede im Parlament wurde von Pfiffen begleitet.
Die Kritik richtete sich gegen die Rüstungspolitik der Vereinigten Staaten, das Wettrüsten mit der Sowjetunion, vor allem aber gegen den Nato-Doppelbeschluss aus dem Jahr 1979; der bot der Sowjetunion Abrüstungsverhandlungen an, sah aber gleichzeitig, als Antwort auf die Stationierung der neuen sowjetischen SS-20-Raketen, die Stationierung von atomar bestückten US-amerikanischen Mittelstreckenraketen (Pershing II) und Marschflugkörpern vom Typ AGM-86 Cruise Missile in Europa vor. Deutschland hatte den Nato-Doppelbeschluss 1983 ratifiziert.
Abrüstungsverhandlungen aufgenommen
Damals hatte Reagan die Sowjetunion noch als das „Reich des Bösen“ bezeichnet. Inzwischen hatten der Präsident der Vereinigten Staaten und der Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, wieder Abrüstungsverhandlungen aufgenommen.
Gorbatschow, der sich bereits seit 1985 in Gesprächen mit dem US-Präsidenten befand, empfand die persönliche Aufforderung Reagans dann auch lediglich als „typischen Propagandatrick“, „von denen es auch auf unserer Seite genug gegeben hatte“.
„Waffen auf beiden Seiten reduzieren“
Besorgt um die Kriegsängste der Europäer betonte Reagan, wie sehr auch ihm der Frieden am Herzen liegt: „Ich weiß um die Angst vor einem Krieg und das Leid der Teilung, die diesen Kontinent heimsuchen. Ich verbürge mich für die Bemühungen meines Landes zur Überwindung dieser Bürde. Freilich bleibt es weiterhin notwendig, uns der sowjetischen Expansion zu widersetzen. Das heißt, wir im Westen müssen eine starke Verteidigung aufrechterhalten. Dennoch streben wir nach Frieden. Und deshalb müssen wir und werden wir darum ringen, die Waffen auf beiden Seiten zu reduzieren.“
Am 8. Dezember 1987 vereinbarten Reagan und Gorbatschow in Washington die sogenannte Doppel-Nulllösung und unterzeichneten den INF-Vertrag (Intermediate-Range Nuclear Forces) zur Abrüstung nuklearer Mittelstreckensysteme. Zwei Jahre später fiel die Mauer. Auch wenn Reagan zum Ende seiner Ansprache fast visionär betonte „Die Mauer wird der Freiheit nicht standhalten können“, war auch er überrascht, wie er drei Jahre später betonte, als er durchs Brandenburger Tor schritt.
„Keine Wiedervereinigung ohne Ronald Reagan“
Ronald Reagan war von 1981 bis 1989 Präsident der USA. 1992 wurde er für seinen Einsatz bei der deutschen Wiedervereinigung mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin ausgezeichnet. Anlässlich des 100. Geburtstages des bereits im Juni 2004 verstorbenen Präsidenten erinnerte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz (CDU/CSU), an Reagans historische Rede vor dem Brandenburger Tor.
„Ronald Reagan hat mit seiner Festigkeit in der Sache und Klarheit in der Sprache den Eisernen Vorhang in Europa zu Fall gebracht“, sagte er. Er persönlich glaube nicht, dass es ohne ihn überhaupt zur Wiedervereinigung gekommen wäre. (klz)