Große Bildwände erzählen vom Leben der Anne Frank
„Das Schicksal der Anne Frank lässt niemanden unberührt.“ Mit diesen Worten sprach Bundestagsvizepräsident Dr. Wolfgang Thierse (SPD) den Gästen bei der Eröffnung der Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ am Donnerstag, 19. Januar 2012, aus dem Herzen. Anne Frank, ein jüdisches Mädchen, geboren 1929 in Frankfurt am Main und 1934 mit ihrer Familie nach Amsterdam emigriert, hatte vom 12. Juni 1942 bis zum 1. August 1944 versteckt vor den Nationalsozialisten ein Tagebuch geschrieben, das nach dem Krieg Weltruhm erlangt hat.
„Blick schärfen für heutige Gefahren“
Er freue sich, dass das Anne Frank Haus in Amsterdam gemeinsam mit dem Anne Frank Zentrum in Berlin die Wanderausstellung erarbeitet habe, deren erste Station der Deutsche Bundestag ist, sagte Thierse. „Erinnerungsarbeit kann helfen, den Blick zu schärfen für heutige Gefahren“, machte er deutlich und forderte zugleich ein verstärktes Engagement des Einzelnen. Der Kampf gegen Rechtsextremismus könne nicht nur „von denen da oben“ geführt werden. Er sei vielmehr „Aufgabe aller anständigen Bürger“.
Der Name Anne Frank sei den Menschen in der ganzen Welt ein Begriff, sagte der niederländische Botschafter in Deutschland, Marnix Krop. Das Tagebuch sei ein Symbol für die Opfer des Holocaust und zugleich eben auch das Tagebuch eines jungen Mädchens auf der Suche nach der eigenen Identität. Seit über 60 Jahren finde es daher zu Recht seine Leser. Als Lektüre für deutsche Schüler sei es nicht mehr wegzudenken, sagte Krop.
Große Bildwände in sechs Abschnitten
In der Person von Anne Frank verbinde sich zudem deutsche und niederländische Geschichte „auf tragische Weise“. Es sei daher gut, dass das Konzept der Ausstellung von Deutschen und Niederländern gemeinsam erstellt wurde, urteilte der Botschafter. Dieses Konzept, so erläuterte Thomas Heppener, Direktor des Anne Frank Zentrums Berlin, sehe unter anderem vor, dass Jugendliche dazu ausgebildet werden, andere Jugendliche durch die Ausstellung zu führen.
In der Ausstellung erzählen große Bildwände in sechs Abschnitten vom Leben der Anne Frank. Ihre persönliche Geschichte wird verbunden mit der Geschichte der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, der Judenverfolgung, des Holocaust und des Zweiten Weltkrieges.
Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart
Kernstück der neuen Ausstellung ist der Gedankenraum, der sich der langen Zeit im Versteck widmet. Audiozitate würdigen Anne Frank als Tagebuchschreiberin und Chronistin ihrer Zeit.
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist aus Sicht Heppeners wichtiger denn je. „70 Jahre nach der Wannsee-Konferenz zeigen die aktuellen Ereignisse in Deutschland, dass die nationalsozialistische Ideologie immer noch Quelle für Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus ist“, sagte der Ausstellungsmacher, der eine „Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart“ schlagen möchte.
„Andenken lebendig halten“
Dass die Ausstellung ein Diskussions- und Lernort sein soll, freut auch die Bundesjugendministerin Dr. Kristina Schröder (CDU). Es gelte, das Andenken an Anne Frank lebendig zu halten, damit sich auch die junge Generation damit beschäftigt.
Sie selber, so Schröder, habe das Tagebuch als Zwölfjährige „verschlungen“. Die Leser hätten mit Anne Frank „gelitten, gebangt, gelacht und geträumt“. Wie schon Wolfgang Thierse vor ihr, so plädierte auch die Jugendministerin für ein verstärktes Engagement des Einzelnen. „Jeder muss sich die Frage stellen: Was kann ich tun?“, forderte sie.
Ausstellung vom 20. Januar bis 16. Februar
Die Ausstellung wird als Wanderausstellung deutschlandweit präsentiert. Das Herzstück ist die aktive Arbeit Jugendlicher, beispielsweise im Peer-Education-Programm „Jugendliche begleiten Jugendliche“ oder als Anne-Frank-Botschafterinnen und -Botschafter (weitere Informationen unter www.annefrank.de).
Zu sehen ist die Ausstellung vom 20. Januar bis 16. Februar nach vorheriger Anmeldung, und zwar jeweils montags bis donnerstags ab 11 Uhr und ab 14 Uhr sowie freitags ab 11 Uhr. Besucher können sich telefonisch (030/227-38883) oder per E-Mail (info-ausstellungen-plh@bundestag.de) anmelden. Zum Ausstellungsbesuch muss ein Personaldokument zum Eingang West des Paul-Löbe-Hauses, Konrad-Adenauer-Straße 1 (gegenüber dem Bundeskanzleramt), mitgebracht werden. (hau)