Thierse eröffnet Fotoausstellungen von Schulze Eldowy
Eine Doppelausstellung ist von Donnerstag, 29. September 2011, bis Mittwoch, 11. Januar 2012, im Kunst-Raum und im Mauer-Mahnmal im Berliner Elisabeth-Lüders-Hauses des Bundestages zu sehen. Im Mittelpunkt beider Ausstellungen stehen Arbeiten der Fotografin Gundula Schulze Eldowy. Im Kunst-Raum wird die Ausstellung „Verwandlungen. Fotografische Serien nach 1990“, im Mauer-Mahnmal die Ausstellung „Den Letzten beißen die Hunde. Eine Fotoinstallation der Wendezeit“ gezeigt. Beide sind jeweils dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei (Zugang über die Spree-Uferpromenade am Schiffbauerdamm).
Große Schwarzweißserien
Die großen Schwarzweißserien von Gundula Schulze Eldowy wie „Berlin in einer Hundenacht“, „Arbeit“ und „Tamerlan“ gelten als herausragende Meisterstücke deutscher sozialkritischer Fotografie. Dass sie in der DDR entstanden, verlieh ihrer Rezeption lange Zeit eine besondere Bedeutung. Die Ausstellungen wird Bundestagsvizepräsident Dr. Wolfgang Thierse (SPD) am Mittwoch, 28. September, um 19 Uhr im Kunst-Raum eröffnen (Einlass ab 18 Uhr). Die Künstlerin ist anwesend. Kristina Volke, Co-Kuratorin der Kunstsammlung, gibt im Anschluss eine Einführung in die Ausstellungen.
Mit der Grenzöffnung 1989 veränderten sich für Schulze Eldowy nicht nur die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit, sondern auch der Zugang zum eigenen Metier. Fortan verbrachte sie ihr Leben auf Reisen, von denen einige so lange währten, dass sie wohl eher als Lebensabschnitte zu bezeichnen wären.
„Ich male doch“
In New York, Ägypten, Istanbul, Peru und Moskau entstanden Serien, in denen die Dimensionen der nun weit gewordenen Welt, ihre Wandlungen und Geheimnisse zum Thema wurden. Sie selbst bezeichnet die Arbeiten nach 1989 als ihr spirituelles Werk.
Ein Blick auf die Serien vor 1989 zeigt jedoch, dass sich Linien fortsetzen, dass die Motivation für Fotografie selbst gleich blieb, obwohl die Verwandlungen von Motiven und Erzählsträngen nicht unterschiedlicher seid könnten. In einem Interview charakterisierte die Fotografin ihr künstlerisches Konzept einmal mit den Worten: „Ich male doch.“
Grenzen zwischen Malerei und Fotografie überwunden
Die Arbeiten von Gundula Schulze Eldowy im Kunst-Raum und im Mauer-Mahnmal überzeugen, dass die Überwindung der Grenzen zwischen Malerei und Fotografie im Werk dieser Künstlerin längst vollzogen ist: In der Serie der Konstantinopel-Bilder überarbeitet sie Aufnahmen byzantinischer Mosaiken mit Blattgold und reanimiert die auratische Ausstrahlung der längst verblassten Heiligenbilder, in den Amerika-Bildern von „Spinning on my Heels“ überlagern sich in Mehrfach-Belichtungen New Yorker Straßenszenen und klassische Gemälde zu Bildern großstädtischen Lebens, und in ihren Großaufnahmen von russischen Friedhöfen entstehen berührende Metaphern der Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz.
Auch ihre Landschaften sowie ihre Bilder vom Fall der Mauer in der Serie „Den Letzten beißen die Hunde“ sind von geradezu altmeisterlicher Kompositionstechnik geprägt.
Brücke zum Frühwerk der Künstlerin
Erstmals wird durch diese Ausstellung die große Breite des Schaffens von Gundula Schulze Eldowy in den Jahrzehnten nach dem Fall der Mauer deutlich. Eine von ihr selbst geschnittene Dia-Show schlägt den Bogen zu den sozialkritischen Schwarzweißfotos der siebziger und achtziger Jahre in der DDR, von denen herausragende Beispiele in der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages vertreten sind.
Mit einer eigenen Ausstellung schlägt C/O, das internationale Forum für Fotografie in Berlin, eine Brücke zum Frühwerk der Künstlerin, aus dem insbesondere ihre frühen Farbfotografien zu sehen sein werden. (vom)