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Parlament

Eine Pfälzerin in Dresden: Caren Lay

Caren Lay

Caren Lay (© Lay/Barbara Dietl)

Caren Lay stammt aus Rheinland-Pfalz  und ist seit 2009 Abgeordnete der Linksfraktion im Deutschen Bundestag. Die Wahl-Dresdnerin schaffte gleich bei ihrer ersten Kandidatur im Wahlkreis Bautzen den Einzug ins Parlament. „Dass ich als Westdeutsche in Sachsen das Vertrauen der Menschen gewinnen konnte, darauf bin ich  besonders stolz. Zu meinem Wahlkreis im Landkreis Bautzen gehören die Städte Hoyerswerda, Kamenz und Bischofswerda. Es ist der größte Flächenwahlkreis in Sachsen, fast so groß wie das Saarland.“

Als linke Politikerin setzt sie sich für soziale Gerechtigkeit und den Abbau der Arbeitslosigkeit ein. In einer vom Niedergang der Braunkohleindustrie geprägten Region, spielte das im Wahlkampf eine wichtige Rolle. Caren Lay will sich außerdem dafür einsetzen, die Abwanderung aus den ostdeutschen Städten zu stoppen und möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen in Ost und West zusammenwachsen.

Als Schülerin organisierte sie Demo gegen den Golfkrieg

Caren Lay ging in Andernach zur Schule und mischte sich sehr früh politisch ein. Bereits als Schülerin beteiligte sie sich an Friedensdemonstrationen und engagierte sich in der Frauen- und der Umweltbewegung. „Ich wollte aber nicht nur Teilnehmerin an politischen Demonstrationen sein, sondern Veranstaltungen mit politischen Aussagen mitgestalten. Deshalb organisierte ich 1991 meine erste Demo gegen den Golfkrieg. Da war ich gerade 18 Jahre alt und hatte mich bereits mit den Theorien von Karl Marx und der Feministin Simone de Beauvoir beschäftigt“, sagt Caren Lay rückblickend.

„Ich war in meiner Familie die erste, die zum Gymnasium gehen und das Abitur machten konnte. Die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit und gleichen Chancen für jedes Kind hat mich seitdem politisch begleitet. Soziale Gerechtigkeit ist für mich nicht verhandelbar.“

Wissenschaftliche Laufbahn gegen Parteikarriere getauscht

Nach dem Abitur studierte Caren Lay Soziologie, Politik und Frauenforschung an den Universitäten Marburg, Frankfurt, Berlin und Pennsylvania (USA). „Dieses Studium war für mich genau die richtige Entscheidung. Ich habe es als Handwerkszeug zur Verbesserung der Welt begriffen, weil ich mit jedem Semester die gesellschaftlichen Verhältnisse besser analysieren konnte“, sagt Caren Lay.

Nach dem Studium arbeitete die junge Absolventin als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität in Berlin, aber die wissenschaftliche Laufbahn erschien ihr doch etwas einsam. „Ich wollte nicht im Elfenbeinturm sitzen und wissenschaftliche Studien treiben, sondern gesellschaftliche Verhältnisse ändern, denn das hatte ich ja bereits als Schülerin versucht“, erzählt Caren Lay.

„Die Entscheidung habe ich nicht bereut“

Im Jahr 2000 wurde sie auf eine Stellenausschreibung der PDS-Fraktion des Sächsischen Landtages in Dresden aufmerksam, dort wurde eine wissenschaftliche Mitarbeiterin gesucht. Nach einigen Überlegungen, ob eine Tätigkeit bei einer Partei in Sachsen wirklich das Richtige für sie ist, bewarb sich Caren Lay.

„Wirklich gerechnet hatte ich damals nicht damit, dass es klappen könnte. Es gab viele Bewerber, und ich war aus dem Westen, ohne Parteibuch. Deshalb erschien es mir nicht sehr aussichtsreich, dass man sich für mich entscheiden würde. Doch es kam anders. Ich wurde eingestellt und nutzte die Chance für einen beruflichen Neustart. Diese Entscheidung habe ich bis zum heutigen Tag nicht bereut. Ich lebe sehr gern in Sachsen“, erzählt die Abgeordnete.

Caren Lay wurde wissenschaftliche Beraterin der PDS-Fraktion im Sächsischen Landtag und blieb es bis Ende 2003. Zu diesem Zeitpunkt allerdings noch ohne Parteibuch, aber immer mit dem Bekenntnis zu linken Positionen. Den Eintritt in die PDS vollzog sie vier Jahre nach ihrem Umzug nach Dresden im Jahr 2004, da war sie 32 Jahre jung.

2004 Kandidatur für den Sächsischen Landtag

Die sächsischen Genossen erkannten das Talent der jungen Politikerin und ermunterten sie, 2004 für den Landtag zu kandidieren. Das klappte auf Anhieb. Caren Lay wurde in den Landtag gewählt und dort zur stellvertretende Fraktionsvorsitzenden und arbeitsmarktpolitischen Sprecherin.

Zwei Jahre später wurde sie Mitglied im Parteivorstand und im Jahr 2007 übernahm sie Verantwortung als Parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag. „Von Anfang an war mein Ziel als westdeutsche Politikerin - in einem ostdeutschen Wahlkreis - eine geschlossene und gesamtdeutsche linke Partei, ohne dass ich die zum Teil fatalen Fehler der Vergangenheit übersehen hätte“, sagt Caren Lay.

Streitbare Politik zur Erneuerung der Partei

Für die Politikerin war der Sächsische Landtag die erste  Station ihrer Karriere. Im Jahr 2009 wurde sie von ihrer Partei als Kandidatin für die Bundestagwahl aufgestellt. „Ich denke, dass fast jeder Landespolitiker auch überlegt, welche  Entwicklungsmöglichkeiten es gibt. So war das auch bei mir. Ich hatte viele Gespräche mit Freundinnen und Freunden aus der Partei, die mir seit meinem Parteieintritt immer wieder zugeredet hatten, meine Vorschläge zur Erneuerung und Verjüngung der PDS öffentlich zu machen und entsprechende Diskussionen anzuregen.“

Damit sei sie oft angeeckt. „Aber Politiker sollten für ihre Ziele streiten, auch wenn das heißt, unbequeme Wahrheiten zu benennen. Außerdem werden die Themen, an denen ich arbeite, nun mal im Bundestag und nicht im Landtag entschieden“, resümiert die Abgeordnete.

Westdeutsche Kandidatin überzeugt ostdeutsche Wähler

Caren Lay zog in Sachsen in den Wahlkampf und musste viele Wähler erst davon überzeugen, dass eine aus Westdeutschland zugereiste Politikerin die Probleme ostdeutscher Menschen versteht und ihre Interessen entsprechend vertreten kann. „Das war nicht immer leicht, denn es gibt leider immer noch Vorbehalte. Ich denke aber, dass es nicht anders ist, wenn eine ostdeutsche Kandidatin sich in Westdeutschland zur Wahl stellt“, sagt die Politikerin.

In vielen Gesprächen mit Bürgern aus dem Wahlkreis erfuhr sie, dass man es sogar spannend fand, dass eine junge Politikerin aus den alten Bundesländern sich für die Interessen der Ostdeutschen stark machen will. „Ich merkte auf den vielen Wahlkampfveranstaltungen in Fußgängerzonen, im persönlichen Gespräch mit Bürgern oder auf Podiumsdiskussionen, dass eine positive Grundstimmung gegenüber der Linkspartei herrschte“, sagt Caren Lay. Dass ihre Partei so gut abschneiden würde, sei aber auch für sie eine positive Überraschung gewesen.

„Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Ost und West“

„Viele Menschen erzählten mir auf der Straße ganz offen ihre Sorgen, und ich hörte einfach zu. Das ist etwas, was viele Bürger von Politikern gar nicht mehr erwarten. Ich kann mich aber für die Probleme der Menschen nur stark machen, wenn ich sie kenne. Die Menschen wollen einen sicheren Arbeitsplatz, angemessene Bezahlung, eine ordentliche Krankenversicherung und die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Ost und West - ganz einfach soziale Gerechtigkeit. Dafür möchte ich mich einsetzen.“

Caren Lay ist seit Mai 2010 Bundesgeschäftsführerin der Partei Die Linke, sie engagiert sich im Bund für Umwelt und Naturschutz, in der Gewerkschaft Verdi und bei Attac. Im Deutschen Bundestag ist sie ordentliches Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuss. (bsl)

(Stand: April 2011)