Ausstellung über die Karpatendeutschen eröffnet
„Die Erklärung vom 12. Februar 1991 ist ein denkwürdiges historisches Dokument“, sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert und nahm die Eröffnung der Ausstellung „Die Karpatendeutschen“ im Deutschen Bundestag am Mittwoch, 26. Januar 2011, gleichzeitig zum Anlass, den slowakischen Parlamentspräsidenten Richard Sulik anlässlich seines Antrittsbesuches zu begrüßen. Gerne nehme er Suliks Anregung auf, seinen Besuch zum Anlass der Eröffnung dieser Ausstellung zu nehmen, sagte Lammert und würdigte den 20. Jahrestag der Erklärung des Slowakischen Nationalrates, zu deren Gedenken diese Ausstellung beitragen soll.
Prinzip der Kollektivschuld verurteilt
Dieser vielseits beachtete politische Schritt, mit dem das erste demokratisch gewählte slowakische Parlament das Prinzip der kollektiven Schuld verurteilt und sein Bedauern über den Verlust der deutschen Mitbürger zum Ausdruck gebracht hatte, hat nach Einschätzung vieler Experten und Beteiligten in den Beziehungen zwischen den Karpatendeutschen und der Slowakei sowie zwischen den beiden Ländern ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Vor diesem Hintergrund betonte Lammert, jeder wisse um die außergewöhnliche historische Situation und die damit verbundenen Schicksale. Die Bereitschaft und Fähigkeit der Slowaken, mit diesem historischen Ereignis umzugehen, verdiene „unseren großen Respekt“, so Lammert. Auf dem Gebiet der heutigen Slowakei lebte jahrhundertelang eine deutsche Minderheit, die sogenannten Karpatendeutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg das Land verlassen mussten.
Gemeinsame Zukunft als gemeinsames Anliegen
Während des durch die Deutschen angezettelten Zweiten Weltkrieges sei auch vielen Deutschen Unrecht widerfahren, dennoch werde in der historischen Erklärung der Slowakei eine Kollektivschuld der Deutschen ausdrücklich zurückgewiesen.
Diese Ausstellung solle jedoch nicht lediglich die gemeinsame Vergangenheit beider Staaten beleuchten, sondern vor allem auch in die Zukunft weisen. „Lassen Sie uns die gemeinsame Zukunft zu einem gemeinsamen Anliegen machen“, sagte Lammert.
800-jährige gemeinsame Geschichte
Der slowakische Parlamentspräsident Richard Sulik hob in seinem Redebeitrag seine Verbundenheit mit Deutschland hervor, wo er selbst zehn Jahre verbracht hatte, wie er betonte. Die heutige Ausstellung beleuchte die 800-jährige gemeinsame Geschichte von Slowaken und Deutschen, die die längste Zeit friedlich miteinander gelebt hätten, auch wenn es die bekannten Schattenseiten gegeben habe.
In diesem Zusammenhang zeigte sich Sulik „froh, dass sich das slowakische Parlament zu seiner Erklärung durchgerungen habe, mit der sie die Kollektivschuld der Deutschen ablehnt“. Sulik äußerte seine Betroffenheit angesichts der schicksalhaften Ereignisse, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges ihren Lauf genommen hatten.
„Europa besonders wichtig“
„Es tut mir leid für die Menschen, die damals Schmerzen erfahren mussten“, sagte Sulik und forderte: „Lassen Sie uns gemeinsam in die Zukunft schauen.“
Europa sei hierbei besonders wichtig. Es sei ein „Glücksfall“, dass die Slowakei vor sieben Jahre der Europäischen Union beitreten konnte.
„Versöhnung auf einem guten Weg“
Walther Greschner, der Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei, erinnerte an die Geschichte der Kapartendeutschen, die vor 800 Jahren „als Gäste gerufen wurden, um die heutige Slowakei zu besiedeln und zu kultivieren“.
Vor ihrer Vertreibung, zu der die Hitler-Diktatur schließlich geführt habe, hätten die Kapartendeutschen wichtige Spuren und Zeugnisse hinterlassen. Die heutige Veranstaltung zeige, dass die Versöhnung auf einem guten Weg sei, so Greschner.
Ausstellung bis 25. Februar im Paul-Löbe-Haus
Die Ausstellung „Die Karpatendeutschen. Geschichte des Lebens der Deutschen in der Slowakei“, die der Bundestag im in Berlin zeigt, ist vom SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen in Pressburg/Bratislava konzipiert worden und vom 1. bis 25. Februar 2011 im Paul-Löbe-Haus zu sehen.
Gruppenbesichtigungen sind nach Voranmeldung (Telefon: 030/227-35425 oder E-Mail: thomas.karisch@bundestag.de) möglich. (jmb)