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Parlament

Eine Familie - Fotos von Vardi Kahana

Drei Frauen stehen hintereinander, jede legt ihren Arm auf die Schulter der vor ihr Stehenden auf. Die Gesichter blicken forsch in die Kamera, die entblößten Unterarme lassen die Ziffern A-7760, A-7761 und A-7762 deutlich erkennen. Die abgebildeten Frauen sind Schwestern, haben Auschwitz überlebt und leben heute in Israel.

Diese Fotografie stellt den Ausgangspunkt der Ausstellung „Eine Familie“ dar, deren Künstlerin Vardi Kahana die Tochter der Frau ganz links im Bild ist. Die drei Schwestern bilden das Fundament der Familie Kahana-Grünwald. Zusammen haben sie mittlerweile 36 Enkelkinder, allein zwei von ihnen haben gemeinsam 35 Urenkel, und die Familie wächst beständig weiter.

Zehn Jahr um die Welt gereist

Schon früh begann Vardi Kahana ihre Mutter zu fotografieren, und mit der Zeit entwickelte sie eine ganz eigene Art, Menschen darzustellen und zu portraitieren. Zehn Jahre lang reiste Vardi Kahana um die Welt, um ihre große Familie zu fotografieren und so ihre Geschichte zu erzählen.

Dabei führten sie ihre Reisen von ultra-orthodoxen bis zu säkularen Haushalten, so unterschiedlich haben sich die einzelnen Familienmitglieder über die Jahre hinweg entwickelt. Dies verdeutlichen auch die Aufnahmen, die mal modisch gekleidete Männer und Frauen präsentieren, mal Familienmitglieder in der Kleidung von Strenggläubigen Kleidung zeigen.

Jüdisch-israelische Geschichte

Bei manchen kann der Betrachter die jüdischen Wurzeln nur schwer erahnen, bei anderen deuten der unverkennbare Bart und die typische Kopfbedeckung unmissverständlich auf die Religionszugehörigkeit hin.

Das Besondere an den Aufnahmen ist, dass sie nicht das Leid, den Schmerz und den Tod darstellen, den der Nationalsozialismus mit sich brachte. Sie zeigen vielmehr, dass etwas Neues und Großes entstehen kann. Eine Familie, die viele Angehörige auf tragische Weise verloren hat. Die sich nun neu positioniert hat, gewachsen ist und deren unterschiedliche Vorstellungen vom Leben und Glauben faszinieren. Die Ausstellung dokumentiert die jüdisch-israelische Geschichte, verkörpert von einer Familie.

Ausstellungsbesucher Shimon Peres und Norbert Lammert

In Israel erlangte die Ausstellung „Eine Familie“ („One family“) Beachtung, als sie 2007 in Tel Aviv im Museum of Art gezeigt wurde. Seit dem 18. Januar ist sie nun im Paul-Löbe-Haus im Bundestag zu sehen. Bei seinem Besuch anlässlich der Gedenkfeier im Bundestag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ließ sich auch Shimon Peres die Gelegenheit nicht entgehen, die Fotografien zu besichtigen.

Zusammen mit Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundespräsident Horst Köhler, dessen Frau Eva Luise und in Begleitung der Künstlerin Vardi Kahana besuchte der israelische Präsident im Anschluss an die Gedenkfeier die Fotoschau. Vardi Kahana führte durch ihre Ausstellung, erläuterte ihre Fotografien, erzählte Geschichten zu der Entstehung einzelner Aufnahmen und beantwortete Fragen des israelischen Präsidenten.

Für seinen Besuch wurde die Ausstellung auf die Fraktionsebene des Bundestages verlegt, nun steht sie wieder im Paul-Löbe-Haus im Berliner Parlamentsviertel und kann dort noch bis zum 12. Februar 2010 besichtigt werden, montags von 8 bis 16 Uhr, dienstags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr.