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12.03.2020 1. Untersuchungsausschuss — Ausschuss — hib 293/2020

Zeuge: Polizei „ein Stück weit“ überfordert

Berlin: (hib/WID) Die Berliner Polizei war am Abend des radikalislamischen Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz nach den Worten eines zuständigen Beamten „ein Stück weit überfordert“. Es habe fünf Stunden gedauert, bis das Landeskriminalamt mit hinreichender Personalstärke am Tatort gewesen sei, sagte der unmittelbar nach dem Attentat verantwortliche Einsatzleiter Jörg E. am Donnerstag dem 1. Untersuchungsausschuss („Breitscheidplatz). Der heute 54-jährige Kriminalhauptkommissar arbeitet seit zehn Jahren im Kriminaldauerdienst der für die Bezirke Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf zuständigen Berliner Polizeidirektion 2 und war dort am Abend des 19. Dezember 2016 als Schichtleiter eingesetzt.

Um 20.02 Uhr sei über Funk die Meldung eingegangen, dass auf dem Breitscheidplatz ein Lastwagen in den Weihnachtsmarkt gerast sei, sagte der Zeuge und betonte, er habe von vornherein nicht geglaubt, dass es sich um einen Unfall handelte. Die Bilder des islamistischen Terroranschlags in Nizza im Juli desselben Jahres seien ihm durch den Kopf gegangen. Ein “Bauchgefühl„ habe ihm gesagt, dass hier ein vergleichbares Szenario vorlag.

Als er gegen 20.25 Uhr mit drei ihm unterstehenden Ermittlerteams am Breitscheidplatz eingetroffen sei, habe dort zu seiner Überraschung eine “gespenstische Stille„ geherrscht. Die Szene sei vom Blaulicht der Einsatzwagen beleuchtet gewesen. Feuerwehrleute hätten sich schweigend und konzentriert um die Verletzten gekümmert. Der Tatort sei mit Flatterband abgesperrt, die Plane des Lastwagens aufgeschlitzt gewesen, was erforderlich war, um die Ladung zu identifizieren.

Die Leiche des vom Attentäter Anis Amri erschossenen polnischen Fahrers sei bereits aus dem Führerhaus geborgen gewesen. Ihm sei mitgeteilt worden, der Mann werde in einem Rettungswagen reanimiert, berichtete der Zeuge. Dass er einen Kopfschuss hatte, sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbar gewesen. Erst als weit nach Mitternacht ein Foto der Leiche auf dem Bildschirm eines Polizeicomputers vergrößert worden sei, sei das Einschussloch entdeckt worden.

Seine erste Sorge sei gewesen, Aussagen zum Tatgeschehen zu gewinnen, sagte Engel. Eine Zeugensammelstelle sei zunächst bei einem Zelt eingerichtet worden, das die Feuerwehr zur Erstversorgung der Leichtverletzten aufgebaut habe, später in den Räumen einer Autovermietung im Europacenter. Dort seien zwei seiner Teams damit beschäftigt gewesen, Aussagen aufzunehmen. Das dritte Team habe sich an der Absperrung postiert, um Zeugen in Empfang zu nehmen und zur Sammelstelle zu geleiten.

An diesem Abend seien nur Aussagen von Zeugen aufgenommen worden, die sich selber gemeldet hätten. Viele Menschen seien nach dem Anschlag im ersten Schrecken weggelaufen, aber später zum Tatort zurückgekehrt. Die Befragungen am Tatabend hätten jedoch keine fahndungsrelevanten Hinweise erbracht, sagte Engel. Es seien auch keine Handy-Videos festgestellt worden.

Dass zunächst ein Pakistaner als Tatverdächtiger festgenommen wurde, habe er zwischen 21 und 21.30 Uhr erfahren, berichtete der Beamte weiter. Ein Zeuge hatte angegeben, er habe den Mann aus dem Führerhaus klettern und wegrennen sehen. Er habe eine Gegenüberstellung des Zeugen mit dem Festgenommenen veranlasst, sagte Engel. Bereits um 22 Uhr habe ihn der damit betraute Kollege informiert, dass der Pakistaner als Täter nicht in Frage kam. Warum er dennoch bis zum Folgetag festgehalten wurde, wisse er nicht.

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