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12.12.2019 Sport — Ausschuss — hib 1407/2019

Bestandsschutz für Kunstrasenplätze

Berlin: (hib/HAU) Sollte es entsprechend einem Gutachten der Europäische Chemikalienagentur (ECHA) zu einem Verbot des als Füllstoff (Infill) bei Kunstrasenplätzen verwendete Kunststoffgranulats kommen, um den Austrag von Mikroplastik in die Umwelt zu verringern, braucht es aus Sicht von Sportverbänden und Kommunalvertretern Bestandsschutz und lange Übergangsfristen für vorhandene Sportanlagen. Das wurde während der Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch deutlich. Die ECHA prüft derzeit, welche Auswirkungen eine mögliche Beschränkung des Einsatzes von Mikroplastik-Granulat hätte, das unter anderem als Füllmaterial für Kunstrasen genutzt wird. Sie wird der Europäischen Kommission im Frühjahr 2020 ihre Ergebnisse vorlegen. Die Kommission wird dann eigenen Angaben zufolge prüfen, ob die Bedingungen für eine Beschränkung für Mikroplastik im Rahmen der REACH-Verordnung erfüllt sind. Eine Beschränkung kann dann laut EU-Kommission ein Verbot sein oder auch andere Vorgaben, um die umweltschädlichen Auswirkungen von Mikroplastik zu minimieren.

Ein unmittelbares Verbot wäre aus Sicht des deutschen Fußball-Bundes (DFB) „absolut unverhältnismäßig“, sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius vor dem Ausschuss. Er plädierte für einen Bestandsschutz und Übergangsfristen von zwölf bis 15 Jahren. Ein Vorgehen „mit Augenmaß“ sei nötig. Ansonsten könne der Spielbetrieb in Deutschland nicht fortgesetzt werden. Derzeit sei die Verunsicherung in den Vereinen riesig, sagte Curtius. Die Verantwortlichen brauchten Planungssicherheit und müssten wissen, „was erlaubt ist und was nicht“. Die Politik ist aus Sicht des DFB hier in der Verantwortung, da der Sportstättenbau in aller Regel in der öffentlichen Hand liege, sagte Curtius. In die gleiche Richtung gingen auch die Forderungen des Vertreters des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Andreas Silbersack.

Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebund konstatierte eine erhebliche Verunsicherung bei den Kommunen. Zugleich kritisierte er, dass es keine aktuelle Sportstättenstatistik gebe - man daher nicht wisse, um wie viele Plätze es geht. Ohne ausreichende Übergangsfristen, so Lübking, sei davon auszugehen, dass eine Kommune, die vor zwei Jahren eine Kunstrasenanlage mit einer Nutzung von mindestens zwölf Jahren gebaut hat, und nun nach kurzer Zeit für eine Umrüstung erhebliche finanzielle Mittel bereitstellen müsste, dazu vielfach nicht in der Lage sein werde.

Jutta Katthage vom Bundesinstitut für Sportwissenschaften (BISp) sagte, der Austrag von synthetischen Füllstoffen aus Kunststoffrasensystemen könne unter anderem durch Auffangsysteme, bestimmte Maßnahmen bei der Platzpflege und dem Einsatz mineralischer oder organischer Füllstoffe reduziert werden. Die Verwendung unverfüllter Kunststoffrasensysteme sei ebenfalls denkbar.

Es werde eine Innovationsoffensive für Kunstrasenplätze benötigt, sagte Eckhard Weidner vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Es brauche Alternativen für die Einfüllgranulate und den sich abreibenden Kunststoffrasen, die sich in der Umwelt schadlos verhielten. Die Anforderungen an Bau und Rückbau müssten langfristige Umweltaspekte stärker berücksichtigen, forderte er. Zudem würden Rückhaltesysteme benötigt, die zu den aufgetragenen Materialien passen, sagte Weidner. Die ultimative Lösung bezüglich der Alternativen für die Einfüllgranulate gebe es bislang aber noch nicht, sagte er.

Tilmann Heuser, Geschäftsführer des Umweltverbandes BUND, betonte, es gehe nicht um ein Verbot von Kunstrasenplätzen. Es müsse aber vermieden werden, dass das verwendete Granulat in der Umwelt landet. Um eine Lösung zu finden, sei ein koordiniertes Vorgehen nötig, sagte er.

Professor Franz Brümmer von der Universität Stuttgart sagte, es seien Einflüsse von Mikrogranulat auf Wasser- und Bodenqualität zu verzeichnen. Es müssten daher alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den Austrag in die Umwelt einzuschränken. Für neue Sportplätze müsse sehr genau geprüft werden, welche Chemikalien und welche Stoffe sich darin befänden, damit man „mit einem guten Gewissen“ von einem nachhaltigen und zukunftsfähigen Kunstrasensystem sprechen könne, sagte Brümmer.

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