Wachsende Krisenherde gefährden Helfer
Berlin: (hib/JOH) Akute Konflikte und Katastrophen haben nach Angaben von Elhadj As Sy, dem Generalsekretär der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC), weltweit in erheblichem Maße zugenommen und gefährden immer häufiger auch das Leben der humanitären Helfer vor Ort. Mitarbeiter und Ehrenamtliche des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes arbeiteten „unter schwierigsten Bedingungen“ in Konfliktregionen und fragilen Kontexten fernab der großen Städte auf der „letzte Meile“, was bedeute: „Außer uns ist niemand mehr dort, der Hilfe leistet“, erklärte Sy am Mittwochmorgen im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Wichtig sei dabei, nicht zum Objekt politischer Instrumentalisierung zu werden und als neutraler, unabhängiger Akteur das Vertrauen der lokalen Bevölkerung innezuhaben. „Das ist unser einziger Schutz“, betonte Sy.
Er verwies auf die hohe Zahl von Mitarbeitern, die in den vergangenen fünf bis sechs Jahren im Einsatz ihr Leben verloren hätten. Allein im Syrien-Krieg seien 70 Helfer getötet worden, im Jemen bereits 17. Rückzug, stellte Sy klar, sei dennoch keine Option. „Dann würden wir Respekt, Legitimität und Vertrauen verlieren.“
Als Ursache für die hohe Zahl von akuten Notlagen nannte der IFRC-Chef den Klimawandel und von Menschen gemachte Konflikte, wobei an vielen Orten der Welt beides gleichzeitig zu finden sei. Er sprach sich für bessere Frühwarnsysteme und eine Stärkung der zivilen Konfliktprävention aus, um drohende Naturkatastrophen und politische Krisen eher erkennen und früher darauf reagieren zu können.
„Wir müssen präsent sein, vor, während und nach einer Krise“, sagte Sy, der die Bedeutung der ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort hervorhob. Ohne sie, die oft „unter schwierigsten Bedingungen“ und unter Einsatz ihres Lebens arbeiteten, könne das IFRC nicht funktionieren. Unter anderem würden sie 60 bis 65 Prozent aller weltweit vom Welternährungsprogramm zur Verfügung gestellten Hilfsgüter auf lokaler Ebene verteilen.
Sy betonte, ohne Versicherung würde beim IFRC niemand in den Einsatz geschickt. Die Förderation habe sowohl eine eigene, interne Versicherung sowie zusätzliche Verträge mit anderen Versicherungsagenturen, um Mitarbeiter und ihre Angehörigen im Notfall unterstützen zu können.