Wissenschaft im Dialog mit Gesellschaft
Berlin: (hib/ROL Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, das Vertrauen in die Wissenschaft und die Wissenschaftskommunikation zu stärken. Die Regierung versteht Wissenschaftskommunikation als die allgemeinverständliche Kommunikation und Vermittlung von Forschung und wissenschaftlichen Inhalten an Zielgruppen außerhalb des Wissenschaftsbetriebs. Sie richtet sich vor allem an die Öffentlichkeit, aber auch an Akteure oder Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und anderen Gesellschaftsbereichen. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (19/9355) auf die Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen (19/8136). Wissenschaftskommunikation umfasse unterschiedliche Formen der Vermittlung: Sie könne direkt stattfinden, zum Beispiel bei Dialogveranstaltungen, Science Slams, Tagen der offenen Tür, bei Citizen Science-Projekten, aber auch medial erfolgen. Auch Wissenschaftsjournalismus, wissenschaftsbezogene Massenkommunikation, Public Relations und Öffentlichkeitsarbeit können Bestandteil der Wissenschaftskommunikation sein.
Im deutschen Wissenschaftssystem habe sich Wissenschaftskommunikation als wichtige Aufgabe etabliert. Bürgerinnen und Bürger sollen über wissenschaftliche Themen informiert, durch Dialoge zu konkreten Fragen der Wissenschaft einbezogen und beispielsweise durch Citizen Science an Forschung beteiligt werden. Für unsere Wissensgesellschaft sei Wissenschaftskommunikation in die Breite der Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Gelungene Wissenschaftskommunikation stärke die Wissenschaftsmündigkeit der einzelnen Menschen, schaffe grundsätzliches Vertrauen der Bürger in Wissenschaft sowie die Demokratiefähigkeit der Gesellschaft insgesamt.
Öffentlich finanzierte Wissenschaft und Forschung diene zuallererst der Erkenntnis. Sie diene aber auch zur Orientierung der Öffentlichkeit. Gleichzeitig könne Wissenschaft durch einen Austausch mit der Gesellschaft wichtige Forschungsimpulse erhalten. In diesem Sinne könne Wissenschaftskommunikation und Bürgerbeteiligung in der Forschung die Wissenschaft selbst stärken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.
Auch im europäischen Kontext spiele Wissenschaftskommunikation eine wichtige Rolle. Insbesondere nennt die Bundesregierung das Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 und die Planungen für das Nachfolgeprogramm Horizont Europa. Durch den Austausch mit der Öffentlichkeit zu wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen, der Beteiligung von Bürgern an Forschungsprojekten sowie der Teilhabe der Zivilgesellschaft und anderen Akteuren an forschungspolitischen Prozessen soll der Dialog gestärkt werden.
Die Frage nach dem Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern in Wissenschaft sei erstmals seit 2017 vom Wissenschaftsbarometer erhoben worden. Während die Befragten eher weniger an der Expertise und der Integrität von Wissenschaftlern zweifelten, stimme eine deutliche Mehrheit (76 Prozent 2017 und 67 Prozent 2018) (eher) zu, dass man Wissenschaftlern misstrauen könne, weil sie stark abhängig von ihren Geldgebern seien. In eine ähnliche Richtung würden auch weitere Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2018 hinweisen. Danach zeigten sich 46 Prozent der Befragten bei der Frage unentschieden, ob Wissenschaftler zum Wohl der Gesellschaft arbeiten (40 Prozent stimmen (eher) zu; 12 Prozent stimmen (eher) nicht zu). Die Bundesregierung hält es deshalb für erforderlich, dass Wissenschaftler selbst stärker mit der Öffentlichkeit kommunizieren und sich an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen beteiligen. Darüber hinaus will die Bundesregierung die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Forschung (Citizen Science) in Deutschland voranbringen. So soll das Bewusstsein für die hohe Bedeutung der Wissenschaft für die Weiterentwicklung der Gesellschaft gestärkt werden.