Gerd Müller: „Welt ohne Hunger möglich“
Berlin: (hib/HAU) Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller (CSU), hält eine „Welt ohne Hunger“ trotz eines jährlichen Bevölkerungszuwachses von weltweit 80 Millionen Menschen, von denen zwei Drittel in Entwicklungsländern leben, für machbar. Vor dem Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung warnte Müller am Mittwochabend vor Konflikten „um Wasser, um Nahrungsmittel, um das Überleben“ sowie vor dramatischen Flüchtlingsbewegungen, wenn es nicht gelinge, die globale Ernährung sicherzustellen.
Die Weltgemeinschaft, „nicht Deutschland allein“, müsse zehn Jahre lang zehn Milliarden Euro in den Bereich grüne Revolution investieren, „dann können wir alle satt machen“, sagte der Minister. In der Realität sehe es aber so aus, dass - bezogen auf die Haushaltsplanungen für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - eine Achterbahnfahrt abzusehen sei. Langfristprogramme könnten nicht angeschoben werden, wenn die Perspektive nur auf drei Jahre ausgelegt sei und mindestens zehn benötigt würden, kritisierte er.
Ein weiterer entscheidender Punkt, sei der weltweite Klimaschutz, der eine Überlebensfrage für die Menschheit darstelle. Wenn die Haushalte in Indien und auf dem afrikanischen Kontinent alle „den Zugang zu einer Steckdose wollen“ - 90 Prozent haben laut Müller den Zugang noch nicht - könne ihnen dies nicht verwehrt werden. „Das bedeutet aber 1.200 Kohlekraftwerke“, sagte der Minister. Wolle man das verhindern, müsse man den Staaten den Einstieg in die Investitionen in erneuerbare Energien ermöglichen und fördern.
Das stelle aber gleichzeitig eine riesige Chance, auch für Deutschland, dar. Es bestehe die Möglichkeit, die Regionen zu entwickeln und bei der Energiewirtschaft einen Jahrhundertsprung zu machen. Sollte das nicht gelingen, „gehen bei uns die Lichter aus“. Man müsse sich bewusst machen, dass Deutschland zwei Prozent zum weltweiten Treibhausgas-Ausstoß beitrage, die natürlich reduziert werden müssten. Die Entscheidung über die Klimaentwicklung falle aber in Afrika, in Indien, in Brasilien und Indonesien beim Schutz des Regenwaldes und auch in Russland als größtem Land der Welt.
Ebenfalls eine wichtige Rolle spiele das Müllrecycling, sagte der Entwicklungsminister. Die Kreislaufwirtschaft, die in Deutschland und in weiten Teilen Europas gut funktioniere, müsse global gedacht werden, forderte er.
Müller ging auch auf den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) ein. Ziel sei es, dass mindestens 50 Prozent aller in Deutschland ansässigen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in ihre Unternehmensprozesse integrieren. Das Thema sei fraktionsübergreifend nicht ausreichend implementiert und stelle nach wie vor oftmals nur einen Nebenaspekt dar, sagte der Minister. Vom Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung erhoffe er sich dabei Unterstützung, machte Müller deutlich. Seiner Auffassung nach sollte der Beirat ohnehin parlamentarisch aufgewertet werden. Nachhaltigkeit dürfe nicht nur ein Nebeneffekt im parlamentarischen Leben sein, forderte Müller.