Spahn: Schnellere Hilfe durch Vernetzung
Berlin: (hib/HAU) Mit der im Entwurf für ein Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) (19/6337) geplanten „gestuften und gesteuerten Versorgung“ in der psychotherapeutischen Behandlung soll eine schnelle Versorgung von Bedürftigen mit einem Behandlungsangebot erreicht werden. Das machte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag während einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses deutlich. Es gehe ihm einzig und allein darum, die Versorgung der Patienten zu verbessern, betonte Spahn. Das Sparen stehe dabei nicht im Vordergrund.
Gegen die geplante Neuregelung wendet sich eine von der Psychotherapeutin Ariadne Sartorius vom Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten eingebrachte Petition, die mehr als 200.000 Unterstützer gefunden hat. Ausgesuchte Ärzte und Psychotherapeuten, deren Qualifikation erst noch durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) definiert werden soll, sollen laut der Petition in Voruntersuchungen entscheiden, welchem Hilfs- oder Therapieangebot die Betroffenen zugeführt werden. Eine derartige Selektion, bevor eine Behandlung in Anspruch genommen werden kann, heble den freien Zugang zum ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten aus, kritisiert die Petentin.
Den psychisch kranken Patienten werde damit aufgebürdet, oftmals enorme, hoch schambesetzte seelische Belastungen gegenüber Behandlern darzustellen, „die sie danach in der Regel nicht wiedersehen werden und die sie nicht selbst nach Vertrauensgesichtspunkten gewählt haben“. Es entstehe so ein „neues Nadelöhr vor der eigentlichen Behandlung“, sagte Ariadne Sartorius während der Sitzung. Darüber hinaus würden auch die psychotherapeutisch tätigen Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten, die aufgrund ihrer Fachkunde und Zulassung alle über die Qualifikation zur Diagnostik, Indikationsstellung und Behandlungsplanung verfügten, diskriminiert. Eine „Zuweisung“ von Patienten führe dazu, „dass die gleichen Leistungen nochmal erbracht werden müssen“, sagte die Petentin. Eine Voruntersuchung binde zudem Kapazitäten, die anders eingesetzt werden sollten.
Gesundheitsminister Spahn hält Erstanlaufstellen hingegen für nötig, um eine bessere Vernetzung zu erreichen. Ein Lotse oder auch ein Bezugstherapeut - „über Namen können wir reden“, so Spahn - könne mit seinem Netzwerk helfen, dem Patienten „situations- und bedarfsangemessen“ schnell zu helfen. Diese Erstanlaufstelle muss nach Auffassung des Ministers nicht unbedingt eine zusätzliche Instanz sein. Die Lösung werde auch nicht das Ministerium im Detail erarbeiten sondern der G-BA mit seinen Vertretern.
Die Erhöhung der Zahl an Psychotherapeuten allein löse das Problem der langen Wartezeiten jedoch nicht, zeigte sich der Gesundheitsminister überzeugt. Es brauche unbedingt eine Form von Steuerung im Verfahren.