Erwartungen vor der Klimakonferenz
Berlin: (hib/SUK) Große Hoffnungen und geringe Erwartungen: Zwischen diesen beiden Polen liegen die Antworten internationaler Wissenschaftler auf die Frage, was die Klimakonferenz der Vereinten Nationen bringt, die im Dezember im polnischen Kattowitz stattfinden wird. Dies wurde deutlich in einem öffentlichen Fachgespräch des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit am Mittwoch, 28. November 2018.
In der Sitzung unter der Leitung von Sylvia Kotting-Uhl (Bündnis 90/Die Grünen) sagte Holger Lösch vom Bundesverband der Deutschen Industrie, die Wirtschaft sei sich mit der Politik „grundsätzlich einig“, was die Ziele der Klimapolitik angehe. Sie wolle als „florierende Industrie“ aber „dort lebend ankommen“. Die Zukunft der Klimapolitik liege in innovativen neuen Techniken, Produkten und Prozessen; dafür seien erhebliche Investitionen erforderlich. Dies werde man vermutlich auch in Kattowitz sehen, wo „machbare Methoden“ auf der Agenda stünden. Studien zufolge seien Mehrinvestitionen von bis zu 2,3 Billionen Euro bis 2050 nötig. Dabei gebe es „automatisch Zielkonflikte“. Die Industrie sei stelle dabei jedoch weniger die Frage des „Ob“, als des „Wie“. Er vermisse in diesem Punkt eine „einheitliche politische Governance“, sagte Lösch, es brauche „ganzheitliche“ Lösungen. Seine Erwartungen an die Konferenz von Kattowitz seien „nicht sehr hoch“; vermutlich würden die seit Jahren bekannten Konflikte zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern die Debatten weiterhin überschatten.
Zu einem entschiedenen Handeln mahnte Professor Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, auch wenn Klimaforscher „keine politischen Forderungen“ stellen würden: Die „reine Physik“ sage, dass es „null Emissionen“ geben dürfe, wenn man die Temperatur des Planeten stabil halten wolle. Bei einer Verdopplung des CO2-Ausstoßes werde es zu einer 3-Grad-Erwärmung kommen.
Für die Konferenz von Kattowitz, bei der sich die Parteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen treffen werden, werde es voraussichtlich eine „Hauptkonfliktlinie“ geben, prognostizierte der Klimaforscher Axel Michaelowa von der Universität Zürich. Dies sei die „Behandlung unterschiedlicher Länderkategorien. Man habe in der Vergangenheit darauf hingearbeitet, den Gegensatz von Industrie- und Entwicklungsländern “auszuhebeln„. Hier könne Deutschland tätig werden, indem es helfe, Kompromisse zu finden: Während die Entwicklungsregeln Zugeständnisse etwa bei den Berichterstattungsregeln machen müssten, sollten die Industrieländer Zusagen für eine öffentliche Klimafinanzierung machen.
Drei Punkte benannte Lutz Weischer vom Verband Germanwatch als essentiell für die Klimakonferenz: Es müsse schnell gehandelt werden, etwa mit der sofortigen Verschärfung von Klimazielen. Anderenfalls habe man “keine Chance„, das zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Zum zweiten müsse es eine verlässliche Finanzierung durch die Industrieländer geben, im Gegenzug dafür müssten die Entwicklungsländer die Ziele akzeptieren. Zudem müsse es für alle Beteiligten verlässliche Regeln geben, damit eine nachhaltige Klimaschutzpolitik möglich sei.
Sabine Minninger sagte für Brot für die Welt, schon jetzt würden ihre Partnerorganisationen den Klimawandel in voller “Brutalität„ spüren - und es werde für die betroffenen Menschen immer schwerer, wenn nicht gar unmöglich, sich von dramatischen Klimaereignissen wieder zu erholen. Dennoch werde das Thema der Schäden und Verluste durch den Klimawandel in seiner Bedeutung bisher nicht erkannt; eine entsprechende Arbeitsgruppe sei derzeit “politisch komplett im Keller„ angesiedelt. Dies müsse sich dringend ändern. Die Weltbank schätze die ökonomischen Schäden durch den Klimawandel auf jährlich 300 Milliarden US-Dollar. Dass der Klimawandel zudem Grund für Migration und Flucht sei, werde allein im UN-Migrationspakt als Fakt anerkannt. Deshalb sei es unabdingbar, dass Deutschland diesen annehme.
Anders als alle anderen Wissenschaftler riet Professor Nir Shaviv von der Hebräischen Universität Jerusalem dazu, inne zu halten, bevor Ressourcen “verschwendet„ würden: Es gebe keinen Beleg für eine menschengemachte Erderwärmung. Der Weltklimarat gebe nicht zu, dass es stattdessen Beweise dafür gebe, dass die Sonneneffekte entscheidend für das Klima seien. Sie sei zu mehr als 50 Prozent der Erderwärmung verantwortlich. Selbst wenn sich dagegen der CO2-Ausstoß verdopple, komme es nur zu einer Erwärmung von 1 bis 1,5 Grad. Dies aber widerspreche den üblichen “Schreckensbotschaften„. Wenn aber die Fakten zum Klimawandel “grundfalsch„ seien, dann seien auch die Vorhersagen “irrelevant„, so Shaviv.