Grüne: Berufliche Bildung verbessern
Berlin: (hib/ROL) Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mahnt weitere Fortschritte im Bereich der beruflichen Bildung an. Der Berufsbildungsbericht 2018 zeige, dass die Bemühungen der letzten großen Koalition nicht ausgereicht haben, um Bildungsgerechtigkeit zu schaffen und das Fachkräftepotential für die Zukunft zu sichern, schreiben die Grünen in einem Antrag (19/1795).
Für einen modernen Sozialstaat und eine dynamische Volkswirtschaft müsse es selbstverständlich sein, allen jungen Menschen unabhängig von ihrer sozialen, kulturellen oder ethnischen Herkunft sichere Wege in die berufliche Zukunft und in ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die Sicherung des Bedarfs an Fachkräften sei entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft. Die berufliche Aus- und Weiterbildung spiele dabei eine zentrale Rolle, denn Deutschland brauche „Master und Meister“. Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung werde nicht erreicht, indem man beide Bildungswege gegeneinander ausspiele. Vielmehr müssten die Qualifizierungswege eng miteinander verzahnt werden, damit sie ihr gesamtes Potenzial entfalten könnten und Aufstieg durch Bildung in beide Richtungen möglich werde.
Nach wie vor seien zahlreiche strukturelle Probleme auf dem Ausbildungsmarkt ungelöst, schreiben die Abgeordneten. So seien auch im vergangenen Ausbildungsjahr erneut über 290.000 Jugendliche in die Warteschleifen des Übergangssystems geschickt worden, weil Union und SPD die bereits im Koalitionsvertrag von 2013 versprochene Ausbildungsgarantie bis heute nicht umgesetzt habe. Damit alle jungen Menschen direkt nach dem Verlassen der Schule in eine vollqualifizierende Berufsausbildung starten könnten, müsse sich die staatliche Förderung hin zur individuellen Unterstützung im Betrieb verschieben.
Die Grünen fordern die Bundesregierung auf, gemeinsam mit den Sozialpartnern sowie den Ländern und Kommunen Verhandlungen über einen Berufsbildungspakt für Fachkräfte aufzunehmen und diese noch vor dem Auslaufen der Allianz für Aus- und Weiterbildung im Dezember 2018 erfolgreich abzuschließen. Im Rahmen der Vereinbarung soll sich der Bund verpflichten, im Bereich der beruflichen Erstausbildung eine Ausbildungsgarantie umzusetzen, damit auch gesellschaftlich beziehungsweise am Markt benachteiligte Jugendliche die Chance auf einen direkten Einstieg in eine vollqualifizierende Ausbildung ohne Warteschleifen erhalten. Es müsse gemeinsam mit den Ländern und unter Einbeziehung der Bundesagentur für Arbeit der Umbau des Übergangssystems verhandelt werden, damit die zahlreichen Maßnahmen am Übergang von Schule zu Beruf gebündelt werden. So soll insbesondere in marktbenachteiligten Regionen in überbetrieblichen Ausbildungsstätten (ÜBS) die Unterstützung passgenau angeboten werden können. Die Ausbildungsbeteiligung soll nach den Vorstellungen der Grünen bei allen Betriebsgrößen gesteigert werden.
Zudem soll im Rahmen der angekündigten Reform des Berufsbildungsgesetzes und darüber hinaus gemeinsam mit den Ländern dauerhaft die Qualität der Ausbildung verbessert werden. Ferner setzen sich die Grünen dafür ein, dass die in einigen Branchen teilweise sehr niedrigen Ausbildungsvergütungen steigen. Dafür soll die Tarifautonomie gestärkt werden. Gemeinsam mit den Ländern soll unverzüglich die verfassungsrechtliche Grundlage geschaffen werden, so dass Bund, Länder und Kommunen auf Basis eines neuen Kooperationsparagraphen zusammenarbeiten können. So sollen die anstehenden Herausforderungen in der allgemeinen Bildung wie auch in der beruflichen Bildung von der Berufsorientierung über eine Qualitätsoffensive zur Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals bis hin zur digitalen Ausstattung der Schulen jenseits befristeter Bund-Länder-Vereinbarungen dauerhaft gemeinsam bewältigen werden. Darüber hinaus fordern die Grünen, dass dem Deutschen Bundestag bis zum 31. August 2018 ein umfassendes Konzept sowie die haushälterisch hinterlegten Instrumente für die Digitalisierung der beruflichen Bildung vorgelegt werden.
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